13. Florian - dieser eine Augenblick...

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13. Florian - dieser eine Augenblick

Dolly Parton, Kenny Rogers - Christmas Without You

You know that I want you
You know that I need you
You know that I need you
you know that I love you
I love you I want you I need you
I do

***


Seine Augen wurden groß und er öffnete den Mund, doch ich kam ihm zuvor. Wollte nichts mehr hören. Es hatte keinen Sinn mehr. Nichts davon. Höchstwahrscheinlich verrannte er sich da in etwas, nur, um über seinen Verlust hinweg zu kommen. Ich war aber kein Puffer. Wollte keiner sein. Nicht bei ihm.

„Bitte geh einfach.", bat ich erneut.

Mit glasigen Augen starrte er mich an. Sekunden, Minuten, eine ganze Ewigkeit verstrich, ohne das er mich aus den Augen ließ. Dann, als ich das Gefühl hatte, gleich würde er noch etwas sagen, erhob er sich, griff nach Mantel und Ring, den Simon vorhin auf der Tischplatte abgelegt hatte und ging. Ohne ein Wort. Wie ich es wollte. Doch von Befriedigung oder Triumph war nichts zu fühlen. Lediglich eine unendliche Leere breitete sich in mir aus. Müde lehnte ich mich zurück, schloss die Augen und versuchte zu atmen. Doch dieses Gefühl, als würde ein Steinbrocken auf meiner Brust liegen, wollte einfach nicht weichen.

Es war richtig. Was hätte ich den bitteschön auch sonst tun sollen? Zu viel stand zwischen uns. Die Kluft unüberwindbar. Außerdem war der Schwindel aufgeflogen. Meine Familie wusste Bescheid. Unser Drama hatte sich in einem finalen Höhepunkt entladen. Es war vorbei. Ich würde wahrscheinlich nie wieder Atem können, aber es war vorbei. Definitiv.

Leise Schritte näherten sich der Küche und einen Augenblick später stand Michael in der Tür, den Koffer in der Hand. Ich versuchte ihn, so gut es ging, zu ignorieren. Wieder breitete sich Stille zwischen uns aus. Aber ich hatte nicht vor noch etwas zu sagen. Es gab schlicht nichts, was es hätte besser machen können. Der Druck um meine Kehle wurde immer größer und ich schluckte schwer.

„Ich wollte nicht gehen, ohne mich zu verabschieden.", flüsterte er in die Stille hinein.
„Das hast du ja somit getan.", brachte ich krächzend hervor und wandt den Blick ab. Konnte ihn nicht mehr ertragen. Zu sehr schmerzte es in meiner Brust.
„Machs gut, mein Herz.", ignorierte er meine Worte und ich schloss erneut die Augen. Versuchte das verräterische Brennen darin, zu ignorieren. Konnte nicht antworten. Es war mir schier unmöglich.

Für einen Augenblick verharrte er, dann entfernten sich die Schritte und kurz darauf fiel die Tür ins Schloss. Michael war gegangen. Endgültig aus meinem Leben verschwunden.

Ich beugte mich vor, presste meine Hände vors Gesicht und keuchte. Versuchte, verzweifelt nach Luft zu ringen, aber es klappte nicht.

Also sprang ich auf, lief hinüber zur Terrassentür und riss sie auf. Trat hinaus und rang nach Luft. Kälte flutete meine Lungen und doch hatte ich das Gefühl zu ersticken. Mein Puls raste und mir wurde schwarz vor Augen. Atmen. Ich musste nur atmen. Dann würde der Schmerz in meiner Brust aufhören. Ganz bestimmt.

Das Knallen der Tür ertönte und ich richtete mich auf. War er zurück? Keuchend wandte ich mich um und stürzte zurück ins Haus. Schlitternd auf nassen Socken kam ich zum Stehen. Doch statt Michael stand nur mein Papa in der Tür.

„Flo!", rief dieser erschrocken, bevor sein Blick musternd über mich hinweg fuhr. „Was machst du strümpfert im Schnee?"
„Ich ...", stotterte ich und blickte an mir hinab. Tatsächlich spürte ich so etwas wie Kälte durch den Stoff meiner Socken dringen. Irgendwie stand ich wohl etwas neben der Spur.

Last Christmas - my fuckig life as a x-mas soundtrack Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt