𝟏𝟓: 𝐏𝐑𝐄𝐒𝐒 𝐏𝐀𝐔𝐒𝐄

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𝟏𝟓: 𝐏𝐑𝐄𝐒𝐒 𝐏𝐀𝐔𝐒𝐄

𝐎𝐊𝐀𝐘, 𝐎𝐊𝐀𝐘. 𝐉𝐄𝐓𝐙𝐓 𝐁𝐄𝐃𝐄𝐔𝐓𝐄𝐓𝐄 𝐄𝐒 𝐑𝐔𝐇𝐈𝐆 𝐙𝐔 𝐁𝐋𝐄𝐈𝐁𝐄𝐍. Ich hatte viele Möglichkeiten zu Antworten. Das war...eine neuartige Art meines Tagebuchs? Nancy's Bewerbung für die Redakteurenstelle? Blöd nur, dass mein Name drauf stand.
Ich könnte ihm auch vorwerfen, dass es ihn nichts anging oder mich darüber beschweren, dass er ungefragt meine privaten Sachen durchstöberte.
Aber es war Eddie. Es gab eigentlich keinen Zentimeter dieses Zimmers, den er nicht kannte.

Nachdenklich biss ich mir auf die Innenseite meiner Wange.
Egal wie ich reagierte, er würde mich nicht für voll nehmen.
Wonach sah es denn aus?
Nach einem verzweifelten Versuch das Geschehene zu verarbeiten.

»Al. Was zum Teufel ist das? Du wirst das doch nicht einreichen?«, rief er aufgebracht.
Seine völlig überzogene Reaktion brachte mich dazu, meine Arme vor der Brust verschränken. Ich sah ihn herausfordernd an. »Und warum nicht?«, fragte ich ihn.

»Jeder wird wissen, dass es um uns geht. Das kannst du nicht bringen.«
Seine Antwort verwirrte mich. Auf so vielen Ebenen. Kraftlos ließ ich meine Hände wieder sinken und riss ihm den Artikel aus den Händen.
»Seit wann ist dir die Meinung anderer wichtig? Interessiert es dich, was die Muskelprotze denken? Oder ihre Tanzmäuschen?« , vermutete ich.

Eddie schüttelte dauraufhin penetrant seinen Kopf.
»Das tut es nicht. Aber das...es hat einfach niemanden zu interessieren.«, bestimmte er.
»Das nennt sich künstlerische Freiheit, Ed. Du weißt, wie viel mir der Platz in der Redaktion bedeutet.«, versuchte ich ihn zu entkräften.

»Mehr als unsere Freundschaft?«, warf er in den Raum und sah mich beinahe gequält an.
Dass er nicht gerade Freudensprünge machen würde hatte ich mir schon gedacht.
Aber seine unausgesprochenen Bitte klang schon fast danach, als wollte er mir verbieten, den Artikel abzugeben.

Natürlich bedeutete mir unsere Freundschaft bei Weitem mehr.
Neben meinen Eltern war Eddie die Wichtigste Person in meinem Leben.
Ich würde alles für ihn tun.
Aber die Annahme in der Schülerzeitung konnte mein Sprungbrett werden. Der Start meiner Karriere.
In Hawkins glich die Schülerzeitung einem zweitklassigen Nachrichtenmagazin. Neben dem Sonntagblatt gab es hier nichts.
Meine Collegebewerbung brauchte diesen Eintrag.

»Tu das nicht, Eddie.« bat ich. »Stell nicht unsere Freundschaft in Frage.«
»Ich stelle viel mehr in Frage, Al.«, sagte er verbittert. »Beispielsweise deinen gesunden Menschenverstand. Wie kannst du das überhaupt in Erwägung ziehen?«

Gleichgültig ließ ich das Blatt Papier auf den Boden sinken.
Obwohl ich dagegen ankämpfte, bildeten sich schwere Tränen in meinen Augen.
Ich räusperte mich, weil ich befürchtete, meine Stimme würde brechen.
»Werd nicht unfair, Eddie.«, flüsterte ich.

Für einen flüchtigen Moment war ich gewillt wütend zu werden. Aber seine Worte machten mich vielmehr traurig als rasend.
»Das einzig Unfaire wäre es, wenn du diesen Artikel bringst.«, erklärte er mir unter einem frustrierten Seufzen. Ratlos wischte er sich mit der Hand quer übers Gesicht.

Alles an Eddie schrie danach, dass er es um alles in der Welt verhindern wollte, dass der Artikel gedruckt wurde.
Dabei handelte es sich lediglich um eine Bewerbung. Und das hieß nicht, dass er es auch in eine der Ausgaben schaffen würde. Doch das verriet ich ihm nicht.

Wenn ich es ihm sagte, wäre der Konflikt zwischen uns vielleicht nicht gelöst, aber abgedämpft.
An seiner Unzufriedenheit, dass es diesen Artikel überhaupt gab, würde das nichts ändern.
Aber er wäre vielleicht ein klein wenig beruhigter.

• 𝐉𝐔𝐒𝐓 𝐎𝐍𝐄 𝐊𝐈𝐒𝐒 • [ 𝚎𝚍𝚍𝚒𝚎 𝚖𝚞𝚗𝚜𝚘𝚗 ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt