𝟏𝟐:𝐒𝐀𝐋𝐕𝐈𝐀 𝐄𝐗𝐂𝐇𝐀𝐍𝐆𝐄

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𝟏𝟐:𝐒𝐀𝐋𝐕𝐈𝐀 𝐄𝐗𝐂𝐇𝐀𝐍𝐆𝐄

»𝐀𝐀𝐋𝐘𝐈𝐀𝐇 𝐂𝐇𝐀𝐑𝐔 𝐌𝐂𝐂𝐀𝐈𝐍! Bleib verdammt nochmal stehen!«, rief er mir wütend hinterher.
Ich stampfte weiter.
Sollte er doch denken, dass ich eine Primadonna war. Wenn mich das vor seinen nervigen Fragen befreite, war es mir das allemal wert.
Wenn er glaubte, dass ich anhielt, nur weil er mich bei meinem vollständigen Namen nannte, hatte er sich mit der Falschen angelegt.
Auch, wenn es mich fuchsteufelswild machte.
So nannten einen die Eltern, wenn sie zu einer Predigt oder einem Tadel ansetzten wollten.
Es war ein ungeschriebenes Gesetz, dass jedes Kind seinen Zweitnamen zu hassen hatte.
Und, dass Eddie ihn jetzt aussprach, war nur ein Versuch mich zum stehenbleiben zu bringen.

»Al, scheiße nochmal!«, schrie er und ich erkannte aus dem Augenwinkel, dass er seine noch nicht aufgerauchte Zigarette zu Boden warf.
Das war neu.
Seufzend drehte ich mich zu ihm um.
Ich hatte keine andere Wahl.
Eine Szene direkt vor unserem Chef war das Letzte, was ich wollte.
Weil mir kalt wurde, verschränkte ich meine Arme vor der Brust.
Und, weil ich dadurch keinen Unmut äußerte .
»Es ist nicht von Bedeutung mit wem ich etwas in meiner Freizeit mache, Edward.«, konterte ich und dehnte seinen vollen Namen genüsslich aus.

Eddie's Haltung mir gegenüber änderte sich abrupt.
Er seufzte leise und fuhr sich durch das allmählich feuchtgewordene Haar.
»Was ist bloß los mit dir?«, fragte er mich.
Ungläubig warf ich die Hände in die Luft.
»Mit mir?«
Mit zusammengeschobenen Augenbrauen stapfte ich auf ihn zu.
Mit jedem Wort, das ich sprach, tippte ich mit dem Zeigefinger fest gegen seinen Brustkorb. »Du.Bist.Derjenige.Der.Unbedingt.Wissen.Will.Wo.Ich.War.Dabei.Geht.Es.Dich.Nichts.An.«

Mit einem herausfordernden Grinsen auf den Lippen umschloss er mein Handgelenk.
Er drängte mir meine Hand entgegen, sodass mein Zeigefinger jetzt wiederholt auf meinen Brustkorb drückte.
»Ich.Mache.Mir.Nur.Sorgen.«, erwiderte er.
Am liebsten hätte ich ein weitere Mal aufgeseufzt. Aber ich beließ es dabei.
Stattdessen trat ich ihm gegen das Schienbein. Dadurch ließ er mich ganz automatisch los.
»Unsere Schicht beginnt.«, stellte ich klar und ging weiter in Richtung des Eingangs.

Eddie trabte neben mir her, sah mich besorgt an und legte mir einen Arm um die Schulter.
Dann presste er sich etwas näher an mich, damit er mir seine nächste Frage entgegenflüstern konnte. »Bist du nervös? Wegen heute? Diesmal wird nichts passieren.«, sprach er mir gut zu.
Witzig.
Weil mich der Kuss und das Geplänkel mit ihm so durcheinandergebracht hatte, war mir gar nicht in den Sinn gekommen, was es bedeutete, hier heute wieder zu arbeiten.
In einer gekonnten Drehung befreite ich mich aus seiner halbherzigen Umarmung, kam zum Schlittern und fiel prompt auf meinen Hintern.
Doch nicht so ganz gekonnt.

Weil es mir peinlich war und ich dringend einen Schuldigen brauchte - der nicht ich war - stand ich fluchend auf.
»Dankeschön!«, zickte ich ihn an und öffnete die schwere Tür am Eingang.
Anstatt sie ihm aufzuhalten, ließ ich sie einfach hinter mir zufallen.
Sie schloss sich aber nicht vollständig, Eddie musste seinen Fuß dazwischen gehalten haben.

»Hallo!Hallo!«, rief uns der Ladeninhaber zu und reichte uns eine vielseitige Liste.
»Das ist der Lieferschein. Gleicht alles mit der eingetroffenen Ware ab. Wenn es stimmt, räumt ihr es ein. Wenn nicht – dann auch. Aber dann kriegt der Lieferant einen auf den Deckel.«
Mit dem Ende seiner Aufgabe verschwand er wieder in seinem Büro und überließ uns die Liste.
Ich sah mit großen Augen darauf.
Unendlich viele Artikel waren fein säuberlich aufgelistet und sogar nach dem Alphabet sortiert.
»Na, da ist jetzt aber eine richtig glücklich, oder? Das ist doch wie Weihnachten und Geburtstag zusammen.«, sagte Eddie lachend und stupste mir in die Seite.

• 𝐉𝐔𝐒𝐓 𝐎𝐍𝐄 𝐊𝐈𝐒𝐒 • [ 𝚎𝚍𝚍𝚒𝚎 𝚖𝚞𝚗𝚜𝚘𝚗 ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt