Teil 11

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POV Hermine:
Als ich aufwachte, war es mitten in der Nacht. Das Licht des Mondes schien sanft durch ein kleines Fenster im Raum. Ich sah mich um. Im ersten Moment erkannte ich es nicht, aber ich war wieder in dem Gästezimmer. Wie war ich her gekommen? Hatte Snape mich wieder getragen? Ich schämte mich dafür, aber ich genoss jede seiner Berührungen.
„Er ist vielleicht doch ein guter Mensch." dachte ich. Er war ein Todesser. Hatte Menschen auf dem Gewissen. Er hatte sich gegen jeden gerichtet, der mir lieb ist. Aber am Ende des Tages... Am Ende hat er das Gute gewählt. Harry, Ron und mich beschützt. An diesem Tag, als er von Voldemorts Schlange gebissen wurde hatte ich ihn gerettet. Er war ohnmächtig geworden, nachdem er Harry gesagt hatte, dass er die Augen seiner Mutter hatte. Wie konnte dieser Mann nur so lieben? Nach all dieser Zeit. Immer noch. Ob er Lily immer noch liebte?
„Wie hört man auf jemanden zu lieben?" fragte ich mich in Gedanken. Bestimmt liebte er sie noch. Dieser Gedanke versetzte mir einen Stich. Mochte ich Snape wirklich mehr, als nur einen Lehrer? Seine raue Stimme. Seine eloquente Wortwahl. Seine Ironie. Sein Gang. Sein Humor. Seine schwarzen Haare. Das böse in ihm. All das. Würde ich versuchen mit meinen Freunden zu reden, wäre ihre erste Vermutung bestimmt, dass er mir einen Liebestrank gegeben hatte. Vielleicht hatte er das ja auch, aber selbst, wenn es so war. Es war mir egal. Ich mochte ihn.
Ich richtete mich auf. Dann stand ich auf. Mein Fuß tat beim aufsetzten nicht mehr so stark weh, wie am vorherigen Tag. Das lag bestimmt an den Tränken die Snape mir verabreicht hatte. Traurig sah ich auf meine Narbe. „Schlammblut." vielleicht hätte er diese auch verhindern können, jetzt war es aber sicher zu spät. Ich ging langsam aus dem Raum. Der Flur endete in einer Art Wohnzimmer, das gleichzeitig auch Esszimmer war. Alles war dunkel und edel gehalten. Es passte zu ihm. Ein riesiges Bücherregal zierte die rechte Wand. Ich ging zum Bücherregal und sah mir die Bücher an. Es waren alles Bücher die nicht in der Bibliothek vorhanden waren. Ich hatte von manchen schon gehört oder gelesen und jetzt sah ich sie vor mir.
„Interessant." dachte ich.
Ich bewegte mich wieder fort von dem Regal und strich im gehen leicht über die dunkle Couch. In der Dunkelheit war es schwer zu sehen, ob es schwarz oder nur ein sehr dunkles Grau war. Ich ging in das Badezimmer. Leise schloss ich die Tür und schloss ab. Das erste mal seit Tagen sah ich in den Spiegel. Eigentlich sah ich ganz gut aus. Meine Augenringe waren deutlich zu erkennen, aber zur Abwechslung waren meine Haare ein geordnetes Chaos. Mit einem Sauberkeitszauber machte ich mich frisch und sah zufrieden in den Spiegel.
In ein Zimmer war ich noch nicht gegangen. Die Tür war zu gewesen. Ich ging aus dem Bad schaltete das Licht in diesem aus und ging zu der besagten Tür.

Langsam drückte ich die Klinke herunter. Ein wohliger Geruch stieg mit in die Nase. Es roch nach Kerzen und Kräutern. Und nach ihm. Nicht penetrant, aber doch präsent. Es gab zwei mittelgroße Fenster die in die gleiche Richtung ausgerichtet waren, wie das Fenster in meinem Zimmer. Das Glas war milchig, also konnte man nicht nach draußen sehen, aber das Mondlicht schien auch hier hindurch. Ich folgte den Lichtstrahlen. Snape lag schlafend in dem großen schwarzen Bett, was sich vor mir erstreckte. Sein Gesicht war entspannt und sah zur Abwechslung mal friedlich aus. Gott, er hatte es. Dieses etwas, was manche Menschen einfach haben. Dass dich glauben lässt, sie seien unglaublich. Allwissend. Perfekt. Er war so schlau!
„Was wohl alles in diesem Kopf vorgeht?" träumte ich vor mich hin.
Ich kam näher ans Bett heran, bis ich mich einfach auf die Bettkante setzte. Ich beobachtete ihn weiter. Seine schwarzen Haare riefen gerade zu danach von mir aus seinem Gesicht gestrichen zu werden. Ich konnte nicht anders, ich tat es einfach. Würde er aufwachen, könnte ich sagen, ich hätte etwas gebraucht und versucht ihn zu wecken.
Seine Haut war warm. Er fühlte sich genau so an, wie ich es vermutet hatte.
Plötzlich bewegte er sich. Er drehte sich mit dem Rücken zu mir und eine große Lücke entstand zwischen uns.
Einige Zeit sah ich einfach auf das Bild auf seinem Nachttisch. Es zeigte eine Frau und ein kleines schwarzhaariges Kind. Das musste er mit seiner Mutter sein. Seine einzige Familie. In diesem Moment tat er mir unendlich leid. So attraktiv wie ich ihn fand, so viel Mitleid hatte ich auch für ihn. In einer impulsiven Reaktion auf meine Traurigkeit legte ich mich zu ihm und umarmte ihn von hinten.
„Okay, also jetzt hilft keine Entschuldigung mehr." dachte ich.
Es verging bestimmt eine Ewigkeit bis ich einschlief. Ich hatte nicht darauf intendiert, aber als mich das Müdigkeitsgefühl übermannte, war ich zu schwach um mich zu wehren.

POV Snape:
Mein Wecker klingelte unangenehm laut und riss mich aus einem traumlosen Schlaf. „Stop." sagte ich und dieser verstummte.
Ich schloss noch einmal meine Augen und drückte die viel zu warme Decke näher an mich heran. Nach einiger Zeit schlug ich die Augen auf und...
„Wer ist das?"dachte ich erschrocken. Hatte ich? Nein. Nein! Ganz bestimmt hatte ich niemanden nach Hogwarts genommen. Nicht aus dieser Gasse aus diesem Haus. Ich hob den Arm hoch mit dem ich die andere Person an mich gedrückt hatte und stieg vorsichtig aus dem Bett. Ich ging um es herum und sah auf das Gesicht der Person.
„Hermine?" entwich es mir laut und geschockt.
Sie schlug die Augen auf und blickte erschrocken.
„Ja, Professor Snape?" fragte sie unschuldig.
„Was machen Sie in meinem Bett?" fragte ich sie verwundert.
„Ich... ähm... Ich glaube ich bin beim korrigieren gestern eingeschlafen und Sie haben mich hier in Ihrem Gästezimmer gelassen." antwortete sie.
„Das... Das ist nicht das Gästezimmer! Das ist mein Schlafzimmer. Ich habe sie gestern tatsächlich im Gästezimmer gelassen, also wie sind Sie hier her gekommen?" fragte ich jetzt etwas gefasster.
„Sir, ich ähm... ich weiß es nicht. Ich weiß nur das, was ich Ihnen gerade schon gesagt habe."
Ich wusste nicht ob die log, oder nicht. Tatsache aber, das war merkwürdig.
„Wie auch immer. Machen Sie sich fertig, sie müssen heute in meinem Büro bleiben. Da sie vom Unterricht befreit sind, aber meine Assistentin, kann ich sie nicht unbeaufsichtigt lassen. Ich gebe Ihnen Material das sie bearbeiten können." mit diesen Worten drehte ich mich um und machte mich auf den Weg ins Bad. Ich bestellte auch Frühstück für zwei. Ich hatte keine Lust heute in der großen Halle zu essen und mich Minervas Fragen zu stellen. Sie konnte ja in dem Zimmer essen und ich im Wohnzimmer.

Hermine Granger & Severus SnapeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt