Silence (Jikook AU)

Kapitel 32

„Wollen wir wie beim letzten Mal vorgehen?" fragt Yoongi, nachdem er seinen Besuch hereingelassen hat.
„Können wir, außer du hast etwas anderes vor?" antwortet Jimin und setzt sich auf das Sofa in Yoongis Studio.

„Ich habe wirklich einen Anschlag auf dich geplant, daher passte es gut, dass du nochmal üben wolltest," sagt Yoongi und schmunzelt, was bei ihm manchmal aussieht als wäre er ein Bösewicht. So als hätte er etwas hinterhältiges geplant, weshalb Jimin ihn nun auch skeptisch anschaut.
„Und was hast du mit mir vor?"
„Ich suche noch jemanden für ein Cover, ein Duett und deine Stimme könnte ziemlich gut zu der anderen passen," erklärt der Rapper und beobachtet den Schwarzhaarigen dabei genau. Wie erwartet sieht Jimin nicht sonderlich begeistert aus.

„Meinst du, das ist eine gute Idee?" sagt er dann auch mit einem unglücklichen Gesichtsausdruck.
„Ja, meine ich!" sagt Yoongi bestimmt und beobachtet Jimin weiter. Der schaut nun in seinen Schoß und scheint mit sich zu Ringen. Dabei knetet er seine Finger, die heute mal wieder halb in seinen Ärmeln verschwinden.
„Ich kenne den Song bestimmt gar nicht und wie soll ich mich der anderen Person denn anpassen?" versucht er Yoongi zu überzeugen, dass es wirklich keine gute Idee ist. Immerhin ist es schon schwer genug alleine zu singen.

„Das hier ist der Song," sagt der Rapper und öffnet den Songtext auf seinem PC. „Und ihr singt unabhängig voneinander. Also musst du wie bei unserem letzten Treffen, einfach nur singen."

Einfach nur singen, denkt sich Jimin und seufzt überfordert. Aber er schaut sich dennoch den Text auf dem Bildschirm an. Tatsächlich kennt er den Song, dabei hatte er gedacht, dass es ein neuer wäre, den er noch nie gehört hat. Beim Refrain erinnert er sich auch an die Melodie, was das ganze Unterfangen etwas einfacher macht.

„Wer singt denn den anderen Part?" fragt Jimin resigniert, da er weiß, dass Yoongi viel zu gut argumentieren kann, falls er nein sagen sollte. Also bleibt ihm nichts anderes übrig als indirekt zuzustimmen.

„Jungkook."

Überrascht zieht Jimin die Augenbrauen hoch. Eigentlich hatte er ja damit gerechnet, die andere Person gar nicht zu kennen.
Grübelnd starrt er abwesend die Wand hinter Yoongi an und versucht sich Jungkook beim Singen vorzustellen. Doch die Erinnerungen an dessen Stimme reichen nicht wirklich aus. Immerhin hatte der ja nicht normal gesprochen, sondern eher geflüstert.

Während Jimin noch grübelt, hat der Minthaarige ein Video aufgerufen, in dessen Vorschau der besagte Sänger zu sehen ist. Nachdem er Jimin angetippt hat, registriert auch der das Video, weshalb Yoongi es startet.

Darauf zu sehen, ist ein Jungkook, der in den ersten Sekunden noch am rumalbern ist und dann im nächsten Moment, konzentriert singt. Sanft wippt er mit dem Takt und hat teilweise die Augen geschlossen. In den Gesangspausen, in denen Jimin vermutlich singen soll, kaut er sich etwas nervös auf den Lippen rum, bis er erneut singen muss. Fasziniert beobachtet Jimin seinen Freund, denn so hat er ihn bisher nicht gesehen.
In der Schule schaut er nämlich meist mürrisch drein und bei ihm zuhause, sah er oft aus, wie ein neugieriges Kaninchen. So ein sinnlicher Gesichtsausdruck wie in dem Video entsteht nur, wenn man in etwas aufgeht, was man liebt.

Als das Video zuende ist, sie Yoongi ihn erwartungsvoll und grinsend an.
Belustigt schüttelt Jimin den Kopf.
„Seit wann hattest du den Plan mich dazu zu überreden?"
„Ich weiß nicht wovon du redest?" sagt der nur scheinheilig und zuckt mit den Schultern.
„Dafür musst du mir aber das Video schicken!" verlangt der Jüngere amüsiert als Gegenleistung.

So üben sie die nächsten zwei Stunden, bis Jimin der Kopf raucht. Die Pausen zwischen seinen Abschnitten, empfindet er als noch anstrengender als das Singen dieses neuen Liedes. Immerhin kann er nicht, wie früher, auf die Melodie hören und dann an entsprechender Stelle einsteigen. Nun muss er genau aufpassen. Anfangs hat Yoongi ihm viel geholfen. Dafür hat der ihm sogar eine Art Karaokevideo erstellt.
Doch die letzten zwei Durchgänge hat Jimin den anderen Part im Kopf mitgesungen um den erneuten Einsatz nicht zu verpassen.

„Beim Refrain musst du ein kleines bisschen früher einsetzen. Schau hier ist Jungkooks Stimme und deine ist dieses hier," erklärt Yoongi und zeigt auf die entsprechenden Tonspuren.
„Und ich dachte ich wäre schon zu früh," stöhnt Jimin daraufhin.
„Hier an dieser Stelle verändert sich die Melodie ein wenig, daher ist die Pause kürzer als sonst. Willst du es gleich nochmal probieren?"
„Sicher... oh nein! Doch nicht... ich hab vergessen, dass ich noch Sport machen wollte. Sorry Yoongi. Ich muss los," sagt Jimin hektisch, nachdem er die Uhrzeit gesehen hat.
Schnell sind seine paar Sachen zusammengesucht, die er bei Yoongi im Laufe des Nachmittags verteilt hat.

Zuhause zieht er sich nur schnell um und ist dann auch schon wieder zur Tür raus. Heute ist schon fast zu Schönes Wetter, um zu trainieren, doch wenn Jimin damit anfängt, würde er gar nicht zum Trainieren kommen, da es nahezu immer einen Grund gibt, die unliebsamen Übungen zu verschieben. Zumindest, seit er keine Musik mehr hören kann. Die hat ihm das Training immer erleichtert und teilweise dafür gesorgt, dass er sogar beim joggen Spaß hat.
Heute hat er sich vorgenommen an seiner Ausdauer zu arbeiten und eine größere Runde zu laufen. Doch vorher macht er sich gründlich warm.
Bei den Dehnübungen verrutscht ihm sein T-Shirt immer wieder so weit, dass man seine dunkle Narbe am Arm sehen kann. Jedes Mal, wenn er sie sieht, ist er frustriert. Die Wunde ist damals so schlecht verheilt, dass sein Arm richtig deformiert ist. Deshalb trägt er auch üblicherweise langärmlige Shirts. Weder möchte er die Narbe selber sehen, noch soll sie irgendjemand anderes sehen.

Das ist auch ein Problem, dass er bei Jungkook und sich sieht. Denn irgendwann wird der Andere seine Narben zu Gesicht bekommen.
Was ist, wenn der die Narben abstoßend findet?
Was ist, wenn das für ihn ein Grund ist, die Beziehung direkt wieder zu beenden?

Kopfschüttelnd läuft Jimin los. In der Hoffnung vor diesen Gedanken davon zu laufen. All die Grübelei bringt ja doch nichts. 

Er muss Jungkook und auch sich damit konfrontieren. Aber bis es soweit ist, versucht er die Zeit zu genießen und die Situation noch eine Weile hinauszuzögern.

Locker läuft er durch den Park und lässt sich von den ganzen schönen Blumen ablenken. Letzte Woche hatte er schon die Knospen gesehen und freut sich nun über das Farbenmeer.

Das Laufen fühlt sich für ihn heute gut an. Oftmals kämpft er sich schnaufend durch sein Ausdauertraining aber manchmal, so wie heute, wirkt es auf ihn richtig meditativ. Er hat das Gefühl ewig weiterlaufen zu können. Doch spätestens wenn die Strecke zuende ist, weiß er, dass er wieder nach Hause sollte. Außerdem steht auch die Sonne schon tief am Himmel, sodass er nicht auf die Uhr schauen muss, um zu wissen, dass es Zeit für das Abendessen ist.

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Ich weiß, dass das Kapitel nicht so spannend ist, dafür wird das nächste umso besser 😁