Kapitel 3: Die Putzfrau und der Zauberlehrling

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Vic hörte ihren eigenen Atem und ihr Herz pulsieren.
Ihre Sinne waren voll aufgedreht, bereit jedes Geräusch einzufangen.
Mit jedem Schritt knischte der sandige Boden und hallte der Schall von den kühlen feuchten Wänden.

Das Licht wurde allmählich heller. Sie konnte wieder Umrisse erkennen - nicht, dass es etwas zu sehen gegeben hätte.
Sie hatte nun schon einige Meter in dem schmalen Tunnel zurück gelegt, der zeitweise mindestens eine Etage bergab geführt hatte. Immerhin ohne Abzweigungen, sie beruhigte sich permanent mit dem Gedanken, im Notfall einfach wieder umkehren zu können.
Aber da war Licht am Ende des Tunnels. Das stimmte sie doch hoffnungsvoll.

Der Tunnel machte jetzt eine sanfte Kurve. Vics Herz sank in die Knie.

Tap, tap, tap, tap.

Schritte.

Und nicht ihre eigenen, da kam ihr jemand entgegen!?

Vic wünschte sich sehnlichst eine Waffe zur Verteidigung oder ein Versteck. Aber in diesem Tunnel gab es nichts außer nackten Steinwänden. Keine Fluchtmöglichkeit.
Das hieß Konfrontation. In 3...2...1...

Erschrocken zog die andere Person die Luft ein. Sie hatte, anders als Vic, niemanden kommen hören.

Sie schauten sich an, soweit es die Dunkelheit zuließ.
Niemand sagte etwas. Mit einer Begegnung hier unten hatten beide nicht gerechnet.

Schemenhaft erkannte Vic, wie die schmale Frau einen großen Stock hinter ihrem Rücken versteckte.
Scheiße. Würde sie ihr gleich eine damit überbrezeln?

Vic hielt den Atem an, während ihr Hirn durchrechnete ob sie wohl schneller laufen konnte als die andere Frau und ob Flucht überhaupt möglich war, wenn doch der einzige Ausgang, den sie kannte, versperrt war.
Unfähig sich zu bewegen, riss sie wenigstens ihre Augen so weit wie möglich auf, um ganz viel von dem spärlichen Licht mit den Pupillen einfangen zu können.
Eine eckige Brille konnte sie ausmachen und irgendwas in den Haaren.
Sie war gerade dabei die Gesichtszüge der anderen Frau zu mustern, um herauszufinden, ob sie Freund oder Feind war, als diese sich räusperte und aus ihrer ebenfalls  versteinerten Haltung erwachte:
"Ei, lasse Se sich von mir nit störe, ich bin hier nur die Putzfrau!" Flötete sie betont lässig und mit saarländischem Akzent.

Sie war gerade dabei die Gesichtszüge der anderen Frau zu mustern, um herauszufinden, ob sie Freund oder Feind war, als diese sich räusperte und aus ihrer ebenfalls  versteinerten Haltung erwachte:"Ei, lasse Se sich von mir nit störe, ich bin hier...

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Sie holte den Stab hinter ihrem Rücken hervor und begann neben sich den Boden zu kehren.
Das war ein Besen in ihrer Hand.

Vic schaute den Borsten zu, wie sie über den Boden kratzen.
Sie wusste nicht, wie sie diese Szene verarbeiten sollte, das war zu kurios.
Das war definitiv eine Verrückte und offensichtlich nicht die Putzfrau der landgerichtllichen Katakomben!

Sie musste zusehen, dass sie schnell Land gewann, ein Gespräch wollte sie garnicht erst anfangen. Sie hoffte, dass diese Frau nicht auch wie sie hier unten einst gefangen worden war und mit der Zeit ihren Verstand verloren hatte.

Das SchattenkabinettWo Geschichten leben. Entdecke jetzt