Kapitel 15: Enthaftung

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"Ich habe Sie erwartet."

Vic hielt die Luft an.
Doch die Anspannung fiel augenblicklich von ihr ab, als sich die Person im Bürostuhl vollständig umgedreht hatte.

"Ach du bist es", meinte sie unaufgeregt.

Das Paar babyblaue Augen funkelte ihr dennoch mit überlegener Mine entgegen: "Mit mir habt ihr nicht gerechnet, was? Ich aber mit jemandem von euch. Ihr wurdet verraten! In euren Reihen gibt es einen Maulwurf." Er lachte keckernd.

"Wer ist das?", wisperte Thérèse der Staatsanwältin ins Ohr.

-"Ach, nur Amthor. Der Lakai von Merz. Will vielleicht auch mal Bundeskanzler werden. Aber um den brauchst du dir keine Sorgen zu machen."

"So so, keine Sorgen? Ich lasse mich nicht so leicht schlagen wie beim letzten Mal! Und die Zeitmaschine ist auch nicht hier. Ihr habt bereits verloren! Genug Schabernack! ...Wachen??!", er blickte sich zu den Seiten um, wo links und rechts im Raum jeweils ein schwarz gekleideter Security Mitarbeiter positioniert war, "Ergreift sie!!"

Auf den kaiserlich herausgeschrienen Befehl hin, rollte der eine Mann vom Sicherheitsdienst nur die Augen und der andere seufzte und setzte sich schlurfend in Bewegung: "Wir sind nicht deine Leibgarde Amthor. Für sowas werden wir eindeutig zu wenig bezahlt."
"Darf ich die Damen bitten mir zu folgen?", meinte der Andere an Vic gewandt.

Diese war bereit, sich friedlich nach Draußen geleiten zu lassen und drehte sich Richtung Tür um. Aus dem Augenwinkel sah sie jedoch plötzlich ein Bein fliegen und den anderen Mann vor Schmerz aufstöhnen. Thérèse hatte ihn mit einem Kung-Fu Kick zu Fall gebracht.

"Ihr Idioten! Ich hab doch gesagt, ihr dürft die nicht unterschätzen!", rief Amthor aufgebracht und sprang mit einem Satz auf den Schreibtisch.

Überfordert sah Vic zwischen ihm und dem Sicherheitsmann, der neben ihr stand hin und her. Dieser blickte seinerseits verwirrt zwischen seinem am Boden liegenden Kollegen und Thérèse hin und her.

"Da lang!", schrie die Zeitreisende und griff Vics Hand um sie am Tisch vorbei tiefer in den Raum zu ziehen. Doch Amthor reagierte flink wie ein Erdmännchen und sprang hinterher.
Es gab einen weiteren Ruck an Vics anderem Arm, der sie zum Stoppen brachte. 

"Ich reiß ihm jede Franse raus", drohte Amthor mit einem gemeinen Grinsen.
Er hatte den Wischmopp mit einer Hand zu fassen bekommen.
Vic stand im Zug zwischen zwei Polen. Thérèse wollte sie an einer Hand in den Nachbarraum ziehen, in der anderen Hand hatte sie 'Twister Fries' mit Amthor im Schlepptau, die in die entgegengesetzte Richtung zogen.
Sie musste einen von beiden loslassen, um sich anständig verteidigen zu können und bevor man sie in Stücke riss.
Amthor fletschte die Zähne. Vic sah ihm ins Gesicht um herauszufinden wie lange er durchhalten würde. Sie konnte nicht einschätzen ob sie stärker war als er, aber er wirkte äußerst entschlossen und kampfesbereit.

"Von da hinten kommt Licht, da geht es raus!", rief Thérèse eindringlich und verstärkte den Zug an ihrer Hand.
Vic ließ daraufhin den Besenstiel los und Amthor, der das Gleichgewicht plötzlich verlor, fiel verdutzt rückwärts auf den Boden und blieb dort wie eine Schildkröte liegen.

Die beiden Frauen sprinteten zum Nachbarraum, in dem ein Fenster offen stand.
Thérèse hechtete dorthin und winkte auch Vic zu sich. "Wir müssen springen! Geh voraus, ich halte uns den Rücken frei!"
-"Nein." Vic blieb wie angewurzelt stehen. "Wir sind im 8. Stock, wir sind safe tot wenn wir unten ankommen!"
Sie dachte fieberhaft über einen Hexspruch nach, der helfen könnte, aber unter Druck fiel ihr nichts ein. Sie brauchte den Wischmopp wieder.
Da kamen auch schon Amthor und die beiden Sicherheitsdienst Männer angetrabt.
"Ene mene Aufnahmestopp, komm her Wischmopp. Hex hex", sagte sie auf gut Glück auf, doch der Wischmopp zuckte nur kurz. Er konnte sich nicht aus Amthors Griff befreien.

Das SchattenkabinettWo Geschichten leben. Entdecke jetzt