sechsundzwanzig

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Charlize

Ich war ziemlich froh, dass Jenna das restliche Wochenende bei mir geblieben ist. Ich würde nicht sagen, dass ich das geschehene schon komplett verarbeitet habe, aber ich- ich bin mir ziemlich sicher, dass das Wochenende mit meiner besten Freundin und teilweise auch meinem großen Bruder sehr geholfen hat. Natürlich wäre es schön gewesen, wenn Markus da gewesen wäre. Aber es ist ja immer noch Funkstille.
Heute ist Montag und ich sollte mich langsam ablenken. Vielleicht sollte ich mir endlich mal eine Ausbildungsstelle suchen. Meine Mutter nervt eh seit Ende des Abis damit. Ich kann doch aber nichts dafür, dass mein Kopf anders zu denken hat, als an eine verkackte Ausbildung! In den letzten 3,5 Wochen führte das ganze schon mehrmals zum Streit. Aber das ist ja nichts Neues. Susann und Jochen sehen halt nur eins: Geld. Und nicht zu vergessen ihr Lieblingskind, Elion. Aber ich bin nur der Hoffnungslose Fall, der nicht mal studieren und in die Fußstapfen ihrer Eltern treten will.
Es ist 12.42Uhr als ich aus dem Bad komme. Das warme Wasser, welches noch vor wenigen Minuten über meinen Körper geprasselt ist, war das entspannteste seit langem. Doch natürlich hält die Entspannung nicht lange. Ich habe bis um Zwölf geschlafen und das alleine reicht, um meine Mutter zur Weißglut zu bringen. Aber damit nicht genug. Ich war Duschen, ja okay. Aber ich liege ständig nur im Bett und macht nichts. Ein paar Mal habe ich im Internet nach Ausbildungsplätzen in Hamburg, Bremen oder auch Berlin geguckt. Wenn das mit Markus nichts wird, will ich weg von hier. Und nicht nur nach München. Mein Freund hat sein Business bereits. Er hat seine Werkstatt und wird sich einen scheiß scheren hier weg zu ziehen, was ich auch gar nicht von ihm verlange. Erstmal müsste man die Beziehung in Griff bekommen. Die Beziehung. Kann man das überhaupt noch so nennen? Es herrscht schließlich Funkstille und er hat Kingto gefickt. Was ich davon halte ist sicherlich klar. Nur hassen kann ich ihn nicht mehr und deswegen hasse ich mich. Ihm mich mit jeder Faser meines Körpers hingegeben zu haben war hoffentlich nicht der größte Fehler meines Lebens. Nur scheint es gerade so.
„Charlize!", ruft meine Mutter. „Vorname. Alles easy", spreche ich zu mir selber und stopfe meine Chips in den Mund. „Fabienne!" - „Zweiter Name, das könnte kritisch werden", murmle ich und sehe skeptisch zur Tür. „MILLER!", brüllt sie dann. „Okay ich sollte wahrscheinlich aus dem Fenster springen", sage ich, doch im nächsten Moment geht meine Zimmertür auf. Zu meinem erstaunen ist es nur Elion. „Du sollst ins Wohnzimmer. Jetzt. Nicht gleich. Ich bin weg, hab noch was zu erledigen", er hat nur den Kopf durch die Tür gesteckt und ist nach seiner Aussage schon wieder verschwunden. „Ja lass mich ruhig bei meinem Tod alleine!", rufe ich ihm hinterher und quäle mich aus dem Bett. Ich höre noch sein Lachen, dann geht die Haustür. „Was zu erledigen, pff. Wahrscheinlich nur wieder meine beste Freundin vögeln.", murmle ich wieder zu mir selbst und gehe dann nach unten. „Was gibt's?", frage ich genervt nach und lasse mich in meiner Jogginghose und dem Crop Top auf den Sessel fallen. „Das geht so nicht weiter Charlize", übernimmt mein Vater das Wort. Er ist der ruhigere Part von beiden, was man auch gerade mal wieder merkt. „Was denn?", frage ich und sehe wie meine Mutter vor Wut kocht. Man könnte meinen sie platz gleich. „Du weißt es meine Liebe! Seitdem du dein Abi hast, hockst du nur noch in deinem Zimmer und daddelst!", meine Mutter spricht noch abwertender mit mir als sonst, was mir doch einen kleinen Stich in mein Herz versetzt. Obwohl ich es ja eigentlich kenne. „Wenn ich nicht weiß-", fange ich an, doch mein Vater unterbricht mich. „Charlize bitte! Wenn du nicht weißt was du machen willst hast du zwei Möglichkeiten. Trete in unsere Fußstapfen oder studiere BWL. Dann hast du wenigstens was Vernünftiges in der Tasche", knurrt er. Nicht ihr Ernst!? Ich will weder das eine, noch das andere. „Vergesst es! Ich suche mir was, da braucht ihr euch keine Sorgen machen, aber ich werde nicht studieren! Ich habe die Schule gehasst und ich werde nicht länger als nötig die Schulbank drücken. Ausbildung von drei Jahren ist schon schlimm genug!", entgegne ich und was dann kommt, hätte ich nie gedacht. „Gut. Dann ist hier dein Ultimatum", sagt meine Mutter plötzlich schnippisch und lässt mich aufhorchen. „Susann muss denn das sein?", fragt mein Vater kritisch nach. „Wenn sie es anders nicht begreift, was sache ist!", faucht meine Mutter und dreht sich dann wieder zu mir, „Wenn du dir nichts vernünftiges Suchst, stehst du in einer Woche auf der Straße. Und komm mir ja nicht mit Einzelhandle an. Entweder du suchst dir einen Studiengang oder du gehst". Ihr Blick ist Starr und in meinem sammeln sich Tränen. Das kann nicht ihr verfluchter Ernst sein!? Wie sehr muss man sein Kind hassen, um so etwas zu tun. Sie haben ja nicht mal nachgefragt, als ich Samstagnach heulend nachhause gekommen bin. Und dass die Polizei heute Vormittag zu mir wollte, hat sie nur die Augen verdrehen lassen.
Schlagartig stehe ich auf und fasse einen Entschluss.
Ich bin raus.

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2/3 der Lesenacht:)

𝑭𝒓𝒐𝒎 𝑻𝒉𝒆 𝑺𝒕𝒐𝒓𝒚 𝑶𝒇 𝑴𝑨𝑹𝑳𝑰𝑬Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt