16. Warum? (POV Shoyo)

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Ich wollte niemandem weh tun, besonders nicht ihm. Während des Trainingscamps wich er mir nicht mehr von der Seite. Ich hatte aber leider nie die Gelegenheit mit ihm über das zu sprechen, was nach unserer Ankunft passiert war. Ich hatte Angst, Angst dass ich wieder mit Alpträumen aufwachen würde und alle dann wissen würden, dass etwas nicht mit mir stimmte. Als ich mit Kenma zusammen im Schlafsaal von Nekoma war, war alles solang gut, bis zu viele Leute da waren. Sie kamen nach und nach herein und irgendwann hatte ich das Gefühl, dass ich nicht mehr atmen konnte. Ich verließ den Schlafsaal mit der Ausrede aufs Klo zu müssen. Durch Zufall entdeckte ich den Garten und den Baum. Er erinnerte mich an den Baum an unserer Schule, wo Tsukki und ich unsere Pausen verbrachten. Ich wollte eigentlich nur zwei Tabletten nehmen, die doppelte Dosis von dem was ich normalerweise nahm. Aber meine Gedanken wurden einfach nicht ruhiger, so wie es sonst immer der Fall gewesen war. Also nahm ich noch eine, und noch eine und noch eine. Wie viele es am Schluss waren, weiß ich nicht mehr. Mein Körper wurde schwerer, meine Gedanken lagsam leiser. Ich konnte mich nicht mehr bewegen, mir fehlte die Kraft. Da bemerkte ich, dass ich Mist gebaut hatte. Ich wollte mein Handy nehmen und Shimizu Bescheid geben, aber ich konnte nicht mehr. Meine Augen fielen zu. Das Nächste, was ich sah, war Tsukki. Seine Augen zeigten schiere Panik, sein Gesicht war blass. Ich wollte ihm sagen, dass es mir gut ging, dass er sich keine Sorgen machen musste und das es mir Leid tat, dass ich ihn so erschreckt hatte, aber ich bekam keinen Ton raus. Ich konnte nur nicken. Auch im Bad wollte ich ihm sagen wie leid es mir tat und dass so etwas nie wieder passieren würde, aber ich konnte nicht. Ich schämte mich so sehr dafür, dass ich so schwach und hilfsbedürftig war, eine Bürde. In den darauffolgenden Tagen fanden wir die Zeit nicht mehr um miteinander zu reden. Es machte mich traurig, dass ich ihm die Wahrheit nicht sagen konnte. Als wir mit dem Bus an unserer Schule angekommen waren, wollte ich ihn mir schnappen und mit ihm reden, aber er war weg, bevor ich ihn auch nur sah. Seitdem wurde der Kontakt zwischen uns beiden immer weniger, bis ich ihn weder erreichen, noch mit ihm reden konnte.

Ich saß mit Shimizu und Hitoka unter dem Baum hinter der Sporthalle beim Mittagessen. Ich zwang mich, dass, was ich mitgenommen hatte, zu essen, denn ich wusste, dass mir die Mädchen sonst dir Hölle heiß machen würden. Schmeckten konnte ich nichts. Wir hingen alle unseren Gedanken nach. Es war so ruhig ohne Yams und ohne... ihn. Warum nur geht er mir aus dem Weg... Jedes Mal, wenn ich versuche mit ihm zu reden... Ignoriert er mich oder Yams ruft ihn... Ist es wegen der Tabletten?... Oder hab ich etwas anderes getan.... So wie jetzt hab ich ihn noch nie erlebt.... "Was soll ich denn tun?" Die Mädchen sahen zeitgleich auf und mich an. "Was?" sagten sie wie aus einem Mund. "Hab ich das laut gesagt?" "JA" anwortete Hitoka. Ich atmete einmal tief ein, drehte mich ihnen zu und begann zu reden. "Es sind jetzt schon zwei Wochen seit dem Trainigscamp vergangen. Ich erwische einfach Tsukki nicht, um mit ihm zu reden. Er geht mir aus dem Weg und ich weiß nicht, was ich tun soll... Ich muss herausfinden, warum er mir aus dem Weg geht und dann muss ich etwas dagegen tun... Ich will ihn nicht verlieren bevor..." Ich brach aprubt ab. Hitoka wusste nicht, dass ich schwul war und Gefühle für Tsukki hatte. Langsam wanderte mein Blick zu Yachi. Sie schien nicht überrascht, eher als wartete sie auf das Ende des Satzes. "Meinst du, mir ist nicht aufgefallen, wie du Tsukishima ansiehst? Wie du entspannter wirst, sobald er in Sichtweite ist? Weißt du Sho, ich war ja zu Anfang der Meinung, dass ihr zwei zusammen seid, aber Tadashi verneinte das. Es ist mir egal, ok?!" Mit dieser Aussage war für Hitoka das Ganze erledigt. Ich wusste erst nicht, was ich darauf antworten sollte, da warf Shimizu ein:" Jetzt zum eigentlichen Problem. Tsukishima weicht dir also aus. Und warum er das tut, weißt du nicht?" "Nein." "Schon mal Yams gefragt?", warf Hitoka ein. "Der beantwortet mir keine Fragen, wenn es um Tsukki geht. Er ist seinem besten Freund sehr loyal gegenüber.", grummelte ich. Yachi lachte. "Ich werde ihn fragen. Machen wir einen Gruppenchat auf, damit wir uns schneller austauschen können, wenn jemand was rausfindet." Und so erstellten wir den Gruppenchat und planten, wie wir das Geheimnis um Tsukki lüften wollten. Shimizu und ich hatten ausgemacht, dass wir zwei uns heute Abend bei mir trafen und sie bei mir übernachtete.

Als wir am Abend in meinem ZImmer saßen, wurde sie ernst. "Um das Thema von heute Nachmittag nochmal auf zugreifen, ich glaube du hast Tsukki an dem Abend traumatisiert.", sagte sie leise mit ernster Stimme. "Wie meinst du das?" Sie hatte meine Neugier geweckt. "Naja, eigentlich wollte ich dir das nicht erzählen, aber nachdem ich ihm schon dein Geheimnis erzählt habe muss ich es tun." Ich wurde nervös. Was genau ist passiert... Wann ist das passiert... Shimizu ist nie so ernst... Also muss ich wirklich Mist gebaut haben, wenn sie so ist... Oh Gott... Hoffentlich kann ich es wieder gut machen... Meine Gedanken überschlugen sich, als ich darauf wartete, dass mir Shimizu endlich erzählte, was passiert war. Sie holte tief Luft und begann:" An dem Abend, als Tsukki dich unter dem Baum gefunden hat..." Oh nein... Bitte nicht... "...da haben wir uns alle getroffen, als du mit Hitoka im Speisesaal warst.". Sie sah traurig zu Boden. "Yams konnte ihn gerade noch davon abhalten Kenma eine rein zuhauen. Ich hab noch nie gesehen, wie er durchdreht, aber an dem Abend war es soweit." Mir stockte der Atem. Er hat versucht Kenma zu schlagen?... Aber warum?... Kenma kann ja nichts dafür... "Das war noch nicht alles..." Sie hob den Kopf und sah mir in die Augen. Ich war gerade noch dabei zu verdauuen, dass Tsukki durchgedreht war und konnte mir bis dato nichts Schlimmeres vorstellen. Die Sekunden vergingen, aber sie fühlten sich wie eine Ewigkeit an. Als Shimizu endlich wieder sprach, konnte ich nicht glauben, was sie sagte. "Nachdem wir ihn dann in eine Ecke gezerrt hatten... brach er in Yams Armen zusammen. Er weinte so bitterlich, so herzzerreißend, und niemand konnte etwas tun." Ich traute meinen Ohren nicht. I-Ich h-hatte ihn gebrochen... Durch meine Scheiße hab ich ihn zerstört... Wie... Wie konnte er das vor mir verbergen... Das erklärt alles... Eine Welt brach für mich zusammen. Ich konnte nicht atmen. Was hab ich ihm nur damit angetan... Ich brauchte ein bisschen, bis ich das verdaut hatte. Ich konnte nun verstehen, warum er nichts mehr mit mir zu tun haben wollte. Ich hatte ihn enttäuscht, das Vertrauen zwischen uns beiden zerstört, unsere Beziehung verraten. Aber ich wollte das nicht. Ich wollte ihn an meiner Seite haben, wieder mit ihm lachen, mich in seine Arme kuscheln , einfach bei ihm sein. Ich fasste einen Entschluss. Ich würde kämpfen. Ich würde um ihn Kämpfen, ihm beweisen, dass sowas nie wieder passieren würde. Ich würde ihm zeigen, dass er sich auch auf mich verlassen konnte. Wie, wusste ich noch nicht. Aber ich würde alles tun, um MEINEN Moony wieder zu bekommen. "Ich werde um ihn kämpfen, das verspreche ich!"

Heilen zu ZweitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt