20. Meine kleine, fiese, göttliche Mandarine (POV Shoyo)

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Den Sonntag verbrachten wir hauptsächlich kuschelnd in Moonys Bett. Seine Mutter kam einmal, ohne an zu klopfen, ins Zimmer. Ich wollte aus Moonys Arm springen, aber er hielt mich davon ab. Seine Mutter sah uns nur an, zuckte mit den Schultern und ging mit den Worten: "Willkommen in der Familie, Shoyo." aus dem Zimmer. Ich war geschockt von ihrer Reaktion. Moony meinte nur, dass sie es schon länger wusste und weder sie oder sonst noch jemand in seiner Familie ein Problem damit hätten. Ich war erstaunt, aber auch erleichtert. Als ich gegen Nachmittag mich fertig machte um nach Hause zu gehen, bestand Moony darauf, mich zu begleiten. Wir gingen gemeinsam zu mir. Als ich durch die Tür ging, saßen Natsu und meine Mutter am Esstisch. "Perfekt. Natsu, Mom, ich möchte euch gerne meinen festen Freund vorstellen." Ich zog Tsukki hinter mir in die Küche. "Das ist Tsukishima Kei." Er verneigte sich vor den beiden. Mom und Natsu lachten beide. "Hallo Tsukishima, habt ihr schon gegessen? Setz dich zu uns.", lud ihn meine Mutter prompt ein. Er lehnte dankend ab. Ich brachte ihn noch zu unserer Tür, wo ich ihm einen Kuss gab. "Sei vorsichtig auf deinem Weg nach Hause und schreib mir, wenn du angekommen bist." Dann ging er. Ich rannte in mein Zimmer, warf mich auf mein Bett und konnte mein Glück kaum fassen. Sowohl meine Familie, als auch seine akzeptierten uns. Unsere Freunde unterstützen uns und hatten sogar schon einen komischen Spitznamen für uns. Nichts konnte mich noch aufhalten, dachte ich zumindest.

Am nächsten Tag stand ich auf, machte wie immer Frühstück und verließ das Haus. Vor meiner Tür wartete Moony auf mich, um mit mir gemeinsam zur Schule zu gehen. Ich freute mich sehr darüber, nahm seine Hand, die er mir anbot, und wir machten uns auf den Weg. Kurz vor der Schule trafen wir Hitoka und Tadashi, so gingen wir zu viert in den Clubraum. Wir zogen uns um und begannen in der Sporthalle mit unserem Training. "Sag mal Boke, was zur Hölle ist mit dir heute bloß los. Du bist langsam, du springst kaum hoch genug, um an mein Zuspiel zu kommen. Wir haben nicht mal mehr eine Woche bis zum Finale gegen Shiratorizawa", schrie mich Kageyama zum gefühlt hundertsten Mal an. "Wie wäre es, wenn du es für heute einfach lässt." Er drehte sich um und ging. Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Ich hatte bis dato jedes seiner Zuspiele getroffen, egal wie beschissen er mir zugespielt hatte. Ich wollte ihm die Meinung geigen, als mich Tsukki packte und in die gegengesetzte Richtung schob. "Nicht aufregen, Mandarine. Üben wir zusammen Annahmen." Wir spielten den Ball hin und her bis Trainer Ukai das Training für beendet hielt und uns in unsere Klassen schickte. Der Vormittag verging ruhig. In der Mittagspause trafen wir uns wie immer unter unserem Baum, um gemeinsam zu essen. Ich saß zwischen Tsukkis Beinen, mit dem Rücken an ihn gelehnt, Tadashi und Hitoka in der selben Position. "Ich bin so neidisch,", schmollte Shimizu. "Ich will auch." Sie fing spielerisch an zu weinen. Ich lachte nur und antwortete: "Du musst es ihm nur sagen. Ich wette, in den nächsten fünf Minuten sitzt er dann bei uns, hechelnd wie ein braver  Golden Retriever." Shimizu sah mich an und begann zu lachen. Die Anderen sahen zwischen uns hin und her. "Und wer ist der uminöse Golden Retriever von dem ihr beide sprecht?", fragte Hitoka. Shimizu und ich begannen noch mehr zu lachen. Wir waren uns mit einem Blick einig, wir würden niemandem ihr Geheimnis verraten. Hitoka und Tadashi versuchten es weiter, ohne Erfolg. Moony saß hinter mir und lachte leise vor sich hin. Wir genossen die Zeit bis es wieder in den Unterricht ging. Kurz bevor Moony und ich in das Schulgebäude traten, stellte ich mich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen kurzen Kuss auf die Backe. Er sah mich verwirrt an, als ich winkend davon lief. Nach dem Unterricht trafen er und ich uns vor dem Gebäude um gemeinsam zum Clubraum zu gehen. Dort zogen wir uns um und begannen dann mit dem Training.

Wie schon am Vormittag wirkte Kageyama angespannt und nörgelte an allem was ich tat. Ich verstand nicht warum, also ließ ich ihn maulen. Meine Laune war zu gut um mich von ihm ärgern zu lassen. So ging es auch am nächsten und übernächsten Tag weiter. Er wurde immer lauter, schrie mich irgendwann nur noch an. Am Donnerstag Nachmittag wurde es dann zu viel. Als ich wieder zum Springen ansetzte, schrie Kageyama schon los: "Du Vollidiot, was sollte denn der Scheiß jetzt?" Ich schlug denn Ball über das Netz und landete durch seine Tirade falsch. Ich knickte um und ging in die Knie. Tsukki und Shimizu bemerkten es sofort und kamen zu mir gerannt. "Alles in Ornung, Sho?" "Tut was weh, Mandarine?" Ich schaute mit schmerzverzerrtem Gesicht zu den beiden auf. "Bin nur falsch gelandet, geht gleich wieder." In dem Moment stapfte Kageyama auf mich zu. "Kannst du jetzt noch nicht einmal mehr richtig landen? Was kannst du eigentlich? Grad noch, dass du nicht zu atmen vergisst!", schrie er. "Was ist dein verdammtes Scheißproblem, König?", schrie ich zurück. "Niemand hier hat dir etwas getan! Dein Zuspiel ist seit Monatg eine Vollkatastrophe, du schreist mich nur noch an. Was ist los?" "Du willst wissen, was mein scheiß Problem ist?! DU!! Du springst nicht mehr richtig hoch! Lässt dich wohl so lange von der Salzstange vögeln, bis du nicht mehr laufen kannst, du Drecksschwuchtel!" In meinem Schock riss ich meine Augen und meinen Mund auf. Was zum Teufel?... Was hat er gerade gesagt?.... Meint er das Ernst?... Bevor ich reagieren konnte stand Tsukki vor ihm, holte mit der linken Hand aus und schlug Kageyama diese flach ins Gesicht. Patsch! Dann drehte er sich um, kam zu mir zurück, hob mich wie ein Kleinkind auf seine Arme und trug mich zu den Bänken. Ich schlang meine Arme um ihn und hielt mich an ihm fest. Ich kämpfte mit den Tränen. In der Sporthalle war es muchsmäuschenstill. Shimizu stand auf, ging zu Kageyama hin, der mit geschockten Augen und eine Hand auf die rechte Wange gelegt, da stand und nicht wusste was gerade passiert war. Sie hob die rechte Hand und tat es Tsukki gleich. Patsch! Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und folgte Tsukki. Sie nahm den Koffer mit dem Eis, holte einen Eisbeutel raus und legte ihn mir sanft auf das gerötete Sprunggelenk. Durch den Schock spürte ich den Schmerz nicht mehr. "Können wir bitte gehen?", fragte ich die beiden. "Ja, gehen wir.", antwortete Tsukki ruhig. Er stand von seinem Platz neben mir auf und half mir, Richtung Clubraum zu humpeln. Moony drehte sich um, sah Trainer Ukai herausfordernd an und sagte: "Wir gehen. Bis Morgen." Damit schob er mich aus der Halle.

Als ich zu Hause ankam, half mir Moony die Treppen rauf in mein Zimmer. Dann nahm er sein Handy aus der Tasche, ging kurz aus dem Zimmer um zu telefonieren. Ich legte mich in der Zwischenzeit in mein Bett und rollte mich zu einer Kugel zusammen. Als Tsukki wieder ins Zimmer trat, fand er mich still weinend vor. Er kam mit großen Schritten zu mir und nahm mich in den Arm. "Egal was dieser idiotische König gesagt hat, du weißt, dass es nicht stimmt, oder?!", fragte Moony sanft. "Ich weiß das. Ich weine auch nicht deswegen.", antwortete ich. "Ich weine, weil ich ihm keine knallen konnte." lachte ich zwischen meinen Schluchzern. Moony begann sich zu entspannen und zu lachen. Eine Stunde später klingelte es an der Tür. Tsukki stand auf um sie zu öffnen. Als meine Zimmertüre geöffnet wurde, konnte ich meinen Augen nicht trauen. Kageyama stand vor mir, hängende Schultern und gesenkter Kopf. Tsukki tauchte im Türrahmen mit verschränkten Armen auf. Ich muss ihm unbedingt sagen, dass, wenn er das dass nächste Mal macht, wir hoffentlich alleine sind... Ich sah von Tsukki zu Kageyama und hob eine Braue. "Was willst du?" Ich klang abweisend und genervt. Man war ich stolz auf mich. "I-Ich wollte mich e-ent-... entschuldigen", stotterte er. "Wegen was will sich denn seine Majestät entschuldigen?", fragte ich sarkastisch. Moony sah mich stolz an. "Ich... Ich hätte dich nicht anschreien sollen...", sagte Kageyama. "Wenn du wirklich glaubst, dass du dafür kassiert hast, dann kann ich dir echt nicht mehr helfen....", gab ich genervt zurück. Merkt der Typ eigentlich irgendetwas?.... Wie kann man nur so weit weg von jeglicher Intelligenz sein?... Hat der eigentlich noch was anders im Kopf als Volleyball?.... Mein Geduldsfaden war mittlerweile kurz davor zu reißen. Und wenn ich mir Tsukki so ansah, seiner auch. "Nein, ich weiß, dass ich den Schlag nicht deswegen kassiert hab...", gab er kleinlaut zu. "Wow, seine Majestät hat das Ding zwischen seinen Ohren benutzt. Lasst uns ne Party schmeißen!!", rief ich noch sarkastischer aus. "Man, Hinata, wenn du so weiter machst, werde ich mich nicht entschuldigen.", schrie Kageyama. "Ich würde dir ja zuhören, wenn ich nicht wüsste, dass dich Daichi und Sugawara dazu zwingen. Wenn du dich wirklich entschuldigen willst, und du es auch Ernst meinst, kannst du nach dem Finale kommen. Vorher will ich von dir nichts mehr hören, außer es ist auf dem Feld und hat was damit zu tun, Ushijima zu schlagen. Und jetzt sieh zu, dass du Land gewinnst und verpiss dich!" Moony packte ihn an den Schultern und schob ihn zur Tür raus. Kurz darauf kam Tsukki mit einem verschmitzen Grinsen wieder zu mir. "Meine kleine, fiese aber auch göttliche Mandarine. Ich bin so stolz auf dich. Ich hätte es nicht besser machen können." Er lachte. "Danke, ich hatte einen verdammt guten Lehrer." Ich grinste zurück. "Und, wirst du ihm jemals vergeben?" "Höchstwahrscheinlich ja, aber jetzt soll er erstmal schmorren." Wir lachten beide über diese Idee, legten uns zusammen aufs Bett und kuschelten bis wir einschliefen.

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