2. Ist es das wert? ( POV Shoyo)

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Dieser scheiß König.  Er spielte, als würden nur er und Tanaka spielen können. Egal wie oft ich  nach dem Ball rief, ich bekam ihn einfach nicht zugespielt. Ich muss etwas tun... ich muss zeigen das ich auch etwas kann.... Er geht mir ja so auf die Eier.... Die  Frustration breitete sich langsam in mir aus. Als Daichi den Ball  wieder rüber spielte und Tanaka ihn an nahm, platzte mir der Kragen. Ich  lief an, sprang... „Hier her!!" Der Ball kam auf mich zu und ich  schmetterte ihn übers Netz, direkt in die Hände des großen Blonden mit  der Brille. Der grinste mich hämisch an und sagte: „ War das etwa schon  alles was du Winzling hin bekommst? Das ist keine Herausforderung für  mich." Meine Frustration nahm überhand und ich antwortete pampend: „ Der Nächste  geht direkt über deinen Kopf. Vergiss nicht ihn ein zu ziehen, du  Fahnenmast." Ich drehte mich um und machte mich für den nächsten Angriff  bereit.
Das Spiel ging weiter, Kageyama rief mich zu sich und meinte,  ich solle so schnell wie möglich und so hoch wie möglich springen, den  Rest mache er. Ich war mir zwar nicht sicher, was genau er von mir wollte, aber ich tat es halt. Der Ball kam, ich lief an, sprang und schlug zu. Die  überraschende Berührung brachte mich ins straucheln, und ich landete falsch  auf meinem rechten Knöchel. Der Schmerz zog bis in mein Knie, aber  ich konnte einen Aufschrei verhindern, wimmerte nur kurz. Der Blonde stand  vor mir am Netz und hob eine Augenbraue. Hoffentlich hatte er nichts  bemerkt. Der Punkt ging an uns und ich tat das, was ich in den letzten  Wochen geübt, und mittlerweile perfektioniert hatte, ich lächlete. Erstaunt  fragten mich meine zukünftigen Teamkameraden, wie ich jemandem zu  hundert Prozent vertrauen kann. Mir fiel nichts besseres ein als : „  Was soll ich den tun außer ihm zu vertrauen?" Ich vertraue ihm nicht.... Wie soll ich auch? Wer sagt mir, dass er mich nicht.... Denk an etwas anderes Shoyo..... Schnell.... Meine  Atmung, die sich beschleunigte, ohne das ich es bemerkt hatte,  begann sich wieder zu normalisieren. Niemand schien etwas bemerkt zu  haben.

Während des  Spieles spürte ich Augenpaare auf mir, immer wieder mal, aber wenn ich  hochsah und nach diesen suchte, sah mich niemand an. Irgendwann hielt  ich es für meine Paranoia. Nach der jetzigen Aufstellung stand ich  wieder dem großen Blonden am Netz gegenüber. Ich wartete auf eine  Bemerkung, Provokation, irgendwas, aber er sagte nichts und war auf den  Ball fixiert. Tanaka schlug auf, der Grünhaarige nahm an, der Blonde  spielte hoch und Daichi attackierte. Der Ball schlug auf dem Boden auf.  „Wenn du nichts anderes kannst als wie ein Flummy zu springen, was bist  du dann wert?" „Nichts" nuschelte ich. „Was?", der Blonde sah mich  fragend an. „Das werden wir gleich sehen, Großmaul!", schrie ich ihm entgegen. Hat er mich etwa gehört? ... Hat er verstanden was ich gesagt habe? ... Niemand darf etwas merken ....

An  den Rest des Tages kann ich mich nur noch verschwommen erinnern. Wir  hatten gewonnen, ich war Teil des Teams. Wir gingen noch etwas essen, aber  ob ich etwas gegessen hatte oder nicht weiß ich nicht mehr. Es war schön, Teil  eines Teams zu sein, aber dadurch stieg die Gefahr, das mein Geheimnis  bemerkt werden würde. Ich begann jeder Frage aus dem Weg zu gehen, keine  Informationen über mich Preis zu geben und dabei so zu tun, als wäre ich  ein Schwachkopf und ein Energiebündel. Daheim angekommen ging ich  direkt in mein Zimmer, warf mich auf mein Bett und schrie die  Frustration des Tages in mein Kissen. Die Emotionen begannen mich zu  übermannen, ich begann zu weinen, zu schluchzen und zu zittern. Wie  soll ich das noch drei Jahre durchhalten? ... Wie soll ich mein Geheimnis  verstecken? ... Es wird zu viel werden..... ich muss einen Weg finden die  Emotionen los zu werden...... irgendeinen.... Ich hob den Kopf um  Luft zu bekommen als in meinem Augenwinkel etwas silbern blitzte. Ich hob meinen Kopf gänzlich vom Kissen und suchte nach dem Objekt. Es war  die Schere auf meinem Schreibtisch, die das Mondlicht reflektierte. So verlockend... Ich erhob mich aus meinem Bett und torkelte  wie benebelt Richtung Schreibtisch. Ich griff nach der Schere, ließ sie einmal  auf und zuschnappen und sah mir ihre Schneide genauer an. Vielleicht, wenn .... Ich ließ die Schneide der Schere einmal über meine Haut gleiten. Tut garnicht weh.... Oh, Blut?! Das war doch nicht tief.... Aber irgendwie..... Als  wäre ein Stromschlag durch das Metal der Schere gefahren, ließ ich sie  fallen und sprang zurück, weg von der Schere und weg von diesem Gefühl,  dass ich nicht beschreiben konnte. Ich eilte durch die Türe Richtung Bad,  um den Abstand zur Schere zu vergrößern und meinen Schnitt zu versorgen. Während ich Wasser über meinen linken  Unterarm laufen ließ, realisierte ich erst, was ich gerade getan hatte. Wie konnte es nur dazu kommen?

Heilen zu ZweitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt