11. ... (POV Tsukki)

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Als sich die Türe hinter uns schloss wurde ich nervös. Auch Kiyokos Haltung hatte sich verändert, sie ließ ihren Kopf und die Schultern hängen. „Du hast ja keine Ahnung, was das für ihn und dich bedeutet und wie sehr er dir mittlerweile vertraut." nuschelte sie. Meine Hoffnung schwand. Vielleicht erzählt sie mir jetzt, dass die beiden zusammen sind... Ich würde verstehen, warum sie das geheim halten, wenn ich so an Tanaka und Nishinoya denke.... „Was meinst du?" fragte ich. „Gehen wir nach unten, er muss das jetzt nicht hören..." Wir gingen gemeinsam die Treppe runter in die Küche. Dort gab ich ihr ein Glas Wasser und wir setzten uns an den Esstisch. Zu unserem Glück war außer uns dreien niemand hier. Mein Bruder war bei seiner Freundin und meine Eltern hatten sich für ein verlängertes Wellnesswochenende entschieden, wir hatten also unsere Ruhe. Mit jeder Minute, die verstrich wurde ich neugieriger, aber auch nervöser. Mein Herz sank mir in die Magengrube und ich musste all meine Selbsbeherschung dafür verwenden, nicht zu zappeln. Kiyoko wirkt traurig und niedergeschlagen, als ob sie eine schwere Aufgabe vor sich hätte. Ich wusste ja nicht, wie schwer diese Aufgabe wirklich war.....

Sie atmete einmal tief ein, hob den Kopf und sah mir in die Augen. Meine Nerven waren zum zerreißen gespannt. „Shoyos Geheimnis ist nicht leicht zu verdauen. Ich bitte dich darum, alles, was du fühlen wirst und sagen willst, nachdem du es gehört hast, hier raus zu lassen. Zeige nichts davon Sho. Und bitte, egal wie du es anstellst, verhalte dich ihm gegenüber nicht anders als bisher. Es würde ihn zerstören." Ihre Augen flehten mich an. „Ich werde mein Bestes geben, versprochen." Als Antwort nickte sie, holte noch einmal tief Luft und begann. „Das ganze passierte kurz bevor er an unsere Schule kam..."

Mit jeder Minute, die Kiyoko seine Geschichte erzählt wurde mir kälter. Ich verspürte Angst, Hass, Mitleid, wollte sie packen und schütteln, wollte jemanden schlagen, die Treppe hoch laufen und ihn in die Arme schließen und fest an mich drücken. Ich zitterte und mir stand der Schweiß auf der Stirn. Meine Sorgen um ihn sind also nicht unbegründet..... D-Das hält er geheim?..... W-Wie schafft er das nur?..... Was kann ich tun?.... Meine Gedanken überschlugen sich. „Ich habe es auch nur erfahren, weil ich sah, wie er eine Panikattacke hatte, vor dem ersten Trainingsspiel. Zuerst dachte ich, er wäre einfach nur aufgeregt, aber währenddessen ging meine Tendenz eher Richtung Klaustrophobie. Mit dem Spiel gegen Dateko und dem letzten Spiel gegen Aoba Johsai macht es dann drei Attacken bis jetzt, von denen ich weiß. Als wir uns nach dem Spiel bei mir zu Hause trafen und er mir seine Geschichte erzählte... ich hätte heulen können. Mir war speiübel. Ich wollte fluchen, schreien, ihn in den Arm nehmen..... aber seine Körperhaltung und seine Augen sagten mir, dass er nichts davon möchte. Er schlief an dem Abend auch bei mir und wachte von einem Alptraum gebeutelt auf. Wenn man genauer hinsieht erkennt man, dass er nicht genügend schläft." Kiyoko ließ den Kopf wieder sinken. „Und er isst nicht." murmelte ich. „WAS?!... Was meinst du?" „Mir ist aufgefallen, dass er immer dünner wird.... Die einzigen Male, wo ich ihn essen sehe, ist, wenn wir nach dem Training Sandwiches holen. Es wird langsam gefährlich, so wie er jetzt aussieht.... Ich sehe ihn auch nie in der Pause..." Wir sahen uns beide an und teilten ein und den selben Gedanken: Wir müssen dafür sorgen das er isst... „Aber wie? Weißt du wo er sich in der Pause versteckt?" „Noch nicht Kiyoko, aber ich werde es herausfinden. Ich packe ab sofort mehr ein und dann werde ich dafür sorgen, dass er wenigstens da noch etwas isst." Im Kopf legte ich mir einen Plan zurecht. Wir sahen uns an und nickten. „Und da er die komplette nächste Woche auch noch hier ist, wird er mir nicht auskommen." Ich grinste und wackelte mit den Augenbrauen. „Warum tust du das, Tsukishima? Ihr zwei standet euch bis vor kurzem nicht sehr nah. Liegt es wirklich nur daran, dass du seine Attacke mitbekommen hast?" Sie schaute mich fragend an. Ich spürte, wie sich Hitze auf meinem Wangen ausbreitete. „Nein, dass ist es nicht..." antwortete ich leise. „Was ist es dann?" Ich begann unruhig auf meinem Stuhl zu rutschen. „Du kannst Geheimnisse für dich behalten?" fragte ich schüchtern. Als Antwort hob sie nur eine Augenbraue. „Ich beobachte ihn schon länger. Es kam mir alles schon etwas seltsam vor. Und als er dann im Training sich verletzt hatte, spürte ich, wie mir das weh tat, ihn so zu sehen. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, aber ich glaube, ich bin dabei mich in diese kleine Mandarine zu ver-...." Ich schlug meine Hände vor meinem Mund und sah Kiyoko mit aufgerissenen Augen an. OH MEIN GOTT.... ICH HABE GERADE NICHT ERNSTHAFT.... BITTE ....Boden, tu dich auf und verschlinge mich.... Kiyoko's Antwort bestand aus einem sanften Lächeln. „Gut. Das ist sehr gut. Das heißt, ich kann dir vertrauen. Nenn mich ab sofort Shimizu." „O-Okay?! Dann darfst du mich Tsukki nennen." Wir sprachen noch ein bisschen miteinander, ohne mein peinliches Geständnis nochmal zu erwähnen. Es wurde immer später, bis wir realisierten, das es schon kurz vor Mitternacht war. „Du kannst hier schlafen, wenn du möchtest. Morgen ist keine Schule und das Zimmer meines Bruders ist leer." „Sehr gerne. Dann sehen wir uns morgen in der Früh?" Ich ging mit ihr wieder in den ersten Stock, zeigte ihr das Zimmer meines Bruders und gab ihr ein T-Shirt und eine Short zum Schlafen. „Gute Nacht." „Nacht" Ich ging in mein Zimmer und schloss leise die Tür. Sho lag auf meinem Bett, zusammengerollt wie eine kleine, getigerte Katze und schlief. Ich zog mir meinen Pulli aus und schlüpfte zu ihm ins Bett. So hatten wir schon die letzte Nacht verbracht. Mit der linken Hand hob ich vorsichtig seinen Kopf, um meinen rechten Arm unter ihn zu schieben. Er kuschelte sich an mich und begann sich zu entspannen. Mit der freien Hand strich ich ihm sanft durch sein vom Schlaf zerzaustes Haar. Ich weiß nicht wo das her kommt, aber ich habe den Drang, dich zu beschützen.... an deiner Seite zu stehen.... Und mit dir zusammen alles zu erreichen, was wir uns nur erträumen können.... Hier, mit dir, zu liegen.... Dich zu halten.... Gleicht bereits einem Traum.... Ich glaub, du, meine kleine Mandarine, hast mich in deinen Bann gezogen und dafür gesorgt, dass ich mich in dich verliebe..... wie ich das nach dieser Bombe dir zeigen oder sagen soll weiß ich nicht... Traurigkeit bereitete sich in mir aus und meine Sicht wurde verschwommen. Ich weiß auch nicht ob du je wieder bereit bist, jemanden an dich ran zu lassen... Meine Hoffnung sank. Aber, sollte es irgendwie möglich sein... Werde ich alles daran setzten, dass ich e sein werde, der... Mit diesem Gedanken und schweren Herzens schlief ich ein.

Heilen zu ZweitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt