Kapitel 8

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Josephine Blake

Die Rückfahrt verbringe ich wieder mit Rossi und JJ, jedoch herrscht dieses Mal Schweigen. Sie schauen gelegentlich durch den Rückspiegel zu mir. Ich sehe keine Missbilligung oder Abstoßung in ihren Augen, doch leichte Zweifel.  Angekommen beim BAU Gebäude, gehe ich mit den anderen ins Büro. Hotchner lobt uns für die schnelle Lösung des Falles und schickt uns in den Feierabend. Ich schnappe mir meine Tasche und verschwinde nach draußen. Ich setze mich in mein Auto, welches etwas abseits des Gebäudes steht. Heute Nacht werde ich die Wohnsituationen der Teammitglieder auskundschaften.

Gestern Nacht ist alles glattgelaufen. Heute steht lediglich das Schreiben des Berichtes des gestrigen Falls an, was auch relativ schnell erledigt ist. Hotchner hat von der Sache mit Reid und dem Schuss gehört. Das Gespräch läuft glücklicherweise auf keine Unruhe hinaus, Hotchner kann mir auch nicht wirklich etwas vorwerfen. Er wirft mir lediglich einen Blick beim Hinaustreten zu, der so viel bedeuten soll wie "Pass ja auf, was du tust".

In den nächsten Wochen findet er sich, sowie auch der Rest des Teams, mit mir ab. JJ und Rossi komme ich etwas näher, doch halte sie weiterhin aus meiner Vergangenheit heraus. Ich habe es ihnen etwas leichter gemacht, herauszufinden, wie ich im Team eingesetzt werden kann und wie ich es erwartet habe, haben sie sich in wenigen Tagen an mich gewöhnt. Garcia hat mit Morgan versucht, etwas über mich herauszufinden, doch sie finden lediglich die üblichen, nichts aussagenden Angaben. Zu anfangs löchert mich Garcia noch, doch schnell akzeptiert sie meine Verschlossenheit. Trotzdem tüdelt sie jedes Mal, wenn sie mich sieht, freudig um mich herum. Mir zaubert es immer wieder aufs neue ein Lächeln ins Gesicht. JJ hingegen versucht stellenweise unser Gespräch auf mehr als nur meine Meinung zu den Dingen zu lenken, doch ich bekomme sie schnell wieder abgelenkt. Rossi hält sich aus der ganzen Sache raus. Mit Reid führe ich immer öfter unterhaltsame Gespräche und ich bemerke langsam aber sicher, dass ich völlig vernarrt in ihn bin. Er scheint mir immer weiter zu vertrauen, denn er erzählt mir immer öfter, wenn ihn etwas bedrückt. Ich kann ihn jedoch immer schnell wieder aufheitern. Es macht mich irgendwie glücklich, wenn er wieder anfängt zu strahlen. Morgan zeigt mir seine Missbilligung weiterhin, insbesondere beäugt er mich kritisch, wenn Reid und mein Gespräch mal wieder darauf hinausläuft, dass wir uns kaputtlachen müssen. Ab und zu ist er auch schon dazwischen gegangen und hat mich nach und nach vom Gespräch ausgeklinkt. Doch ich kommentiere es nicht. 

Meiner Tätigkeit die bösen Jungs im Zaum halten, wie es mein Bruder Conner nennt, gehe ich Tag und Nacht nach. Die ersten zwei, drei Tage gibt es keinen Vorfall. Als ich jedoch etwas von einem Gespräch zwischen JJ und Reid aufschnappe, beschließe ich sofort mich darum zu kümmern.

JJ wird von einem Typen öfter auf dem Weg zur Arbeit angesprochen und dieser wird immer besitzergreifender. Als ich sie auf ihrem Weg nach Hause begleite, kommt uns dieser auch schon entgegen. "Ach Jenni, das hättest du doch nicht extra für mich tun müssen" spricht er uns an und schaut mit einer unverschämten Weise zu mir rüber. Was für ein Ekel. Ich trete auf ihn zu, JJ will mich schon am Arm festhalten, doch ich lasse mich nicht beirren. Ich lächle ihn ein wenig flirty an und sehe schon etwas in seinen Augen aufblitzen. Er lässt seine Augen über meinen Körper wandern. Doch als er mir kurz danach wieder in die Augen blickt, verschwindet der Ausdruck augenblicklich. Ich lächle ihn nun gefährlich an, Kälte tritt langsam in meinen Blick. Ich spreche mit solch einem ruhigen Ton, dass ich sehe, wie er nervös wird "Versuchs doch, ich stehe direkt vor dir." Ich höre JJ leise die Luft scharf einziehen. Der Typ muss das hier schon eine ganze Weile abziehen, wenn selbst solch eine taffe Frau wie JJ nicht mehr ihre Stimme erhebt. Ich trete seitlich an ihn heran und lege meine Hand auf seine Schulter, während ich in sein Ohr flüstre "Schon mal eine Morddrohung gehört?" Als ich mich wieder von ihm entfernt habe, blicke ich ihn bedrohlich an. Er beginnt meine Worte zu verstehen und seine selbstsichere Haltung ändert sich zu einer, die Angst vermittelt. "Blick dich noch einmal bei ihr und es wird nicht bei einer Drohung bleiben." Er stottert und ich lache leicht mit einem gefährlichen Unterton, bevor ich zische "Verschwinde". Er dreht sich keinen Augenblick später um und schlendert davon, doch ich sehe, dass es ihn Überwindung kostet, nicht schnellen Schrittes davonzueilen. Ich schüttle den Kopf, was für ein dämlicher Typ. Als ich mich wieder zu JJ umdrehe, schaut diese mich mit großen Augen an. Sie will gerade den Mund aufmachen, ein dankender Blick legt sich in ihre Augen, doch ich schüttle den Kopf "JJ, der Typ sollte dir besser danken, dass du neben mir standest." Ich schmunzle sie verschmitzt an und augenblicklich hat sich die Stimmung gelockert. Sie hakt sich glücklich und leicht lachend bei mir unter und den Rest des Abends verbringen wir quatschend und rumalbernd bei ihr.

Seit dem Vorfall bemerke ich, wie wir zu engen Freundinnen werden. Rossi ist einfach immer da, ohne dass man ihn gerufen hat, fast wie ein Vaterersatz. Und Reid, wir können uns seit den ersten Tagen fast schon ohne Worte verständigen. Ich weiß, ich will mich von ihnen verhalten und so, aber was soll man tun, wenn die alle so verdammt liebenswürdig sein müssen. Wo die Freundschaft hinfällt, sagt man doch, oder war es die Liebe?

Operation Mind-Fallout (Criminal Minds FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt