Kapitel 9

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Wie Rossi ein wenig zu einem Vaterersatz geworden ist, habe ich bei einem Vorfall von letzter Woche bemerkt. Es ereilte sich nicht weit vom Parkplatz des BAU-Gebäudes, etwas abseits, als es langsam anfing zu dämmern.

David Rossi

Der Tag heute war ein harter Brocken. Wären wir eine Minute später gekommen, wäre ein weiteres Opfer zu Tode gekommen. Zum Glück konnten wir auf Josephines schnellen Reaktionskünste setzen. Bevor er die Waffe vollständig auf das Mädchen richten konnte, hatte Josephine ihn auch schon in einen Kampf verwickelt. Sie schaffte es seine Hand so zu verdrehen, dass die Mündung der Waffe auf seinen Oberschenkel drückte. Dadurch, dass er die Waffe so festhielt, dass er mit dem Finger den Abzug betätigen könnte, musste sie lediglich seinen Finger herunterdrücken und der Schuss ging in seine Oberschenkel. Ich übernahm den Täter nachdem er überwältigt war, da ich einen dringlichen Ausdruck in ihren Augen entdeckte. Sobald sie ihre Hände lösen konnte, eilte sie auch schon zu dem Mädchen, das sich während des Kampfes noch tiefer in eine Ecke des Raumes gedrückt hatte. Ich konnte sie nicht früher von dort wegbringen, da der Kampf dahin versperrten. Ich führte den Täter zu einem der Polizeiwagen und wenig später kam Josephine mit dem Mädchen auf dem Arm aus der Tür getreten. Das Team wollte schon zu den beiden, doch sie gab uns mit einem Kopfschütteln zu verstehen, dass wir den beiden einen Moment geben sollten. Sie brachte sie zu dem Rettungswagen und während sie versorgt wurde, sah ich, wie Josephine mit einem sanften Lächeln mit ihr sprach. Das Mädchen wirkte nach ein paar Augenblicken entspannter und wenig später schmunzelte sie sogar. Ich bemerkte schon öfter, wie sie Reid aufheitert. Aber nach diesem Trauma des Mädchens das zu schaffen, beeindruckend. Wie stellt sie das nur an? Ich spürte kurz ein wenig Stolz in mir. Nach einiger Zeit stieß sie wieder zu uns und berichtete, was das Mädchen erzählt hatte. "Sie werden sie ins Krankenhaus bringen, doch auf den ersten Blick scheint er sie nicht missbraucht zu haben. Sie hat mir erzählt, dass sie nicht aufgehört hat gegen ihn anzukämpfen, immer weiter gebissen und getreten hat. Er scheint es leid gewesen zu sein und wollte sie erschießen." Als sie erzählte, wie sich das Mädchen wehrte, sah ich, wie ein stolzer Blick in ihre Augen trat. Ich musste innerlich lächeln. Auch als ich jetzt noch daran zurückdenke, muss ich anfangen zu lächeln. Ich versinke etwas in Gedanken, als ich plötzlich einen erstickten Laut hinter mir höre. Ich drehe mich hastig um und sehe, wie Josephine einen maskierten Mann mit aufrechtem Messer, einen Meter entfernt von mir, zurückzieht. Dieser versucht sich ihrem Griff zu entziehen und plötzlich lässt sie seinen Arm mit dem Messer los. Er wirbelt, halb noch festgehalten, zu ihr herum, den Arm mit dem Messer angewinkelt vor seinem Oberkörper. Doch es stellt sich als Fehler heraus, genau das scheinte sie bezwecken zu wollen. Keine Sekunde später rammt sie auch schon ihren Unterarm in Richtung seines Bauches, trifft den Arm mit dem Messer mit voller Wucht. Ich reiße die Augen auf. Hat sie das Messer denn völlig vergessen? Doch ich sollte mich irren. Ich bin immer noch etwas gefangen in meiner Starre, als ich auch schon sehe, wie sich der Mann leicht krümmt. Er sackt auf die Knie, doch bevor er zusammenklappen kann, packt sie sein Kinn und zieht ihn so in eine gerade Haltung. Ich trete etwas näher und sehe, wie der vordere Teil des Messers in seiner Bauchgegend eingedrungen ist. Josephine scheint das nicht zu kümmern. Sie zieht mit ihrer freien Hand die Maske des vermummten Mannes ab und schaut ihn eisern an. Ich beobachte sie, mir läuft bei ihrem Blick ein Schauer über den Rücken. Nach ein paar weiteren verstrichenen Sekunden spricht sie bestimmt und mit einer Kälte in der Stimme, die mich erschrocken ein wenig zurückweichen lässt, "Wer sind Sie?" Ihr Gegenüber antwortet nicht, worauf sie ihm eine verpasst. Sein Kopf ist dabei, sich wie der Rest seines Körpers in eine zusammengesackte Haltung zu bewegen, doch sie zieht ihn an seinem Kinn wieder nach oben. "Noch einmal, wer sind Sie?" Diesmal schwingt ein bedrohlicher Unterton mit. Er schlägt nur die Augen nieder, um ihrem Blick auszuweichen. Sie fängt an, gefährlich zu lächeln und fragt unverfroren "Maltes?" Er blickt erschrocken zu ihr hoch. Ist das nicht einer der Namen unserer Tatverdächtigen des beendeten Falls von heute? Sie bewegt ihre Hand in Richtung des Messers und deutet an es zu drehen, als er angestrengt beginnt zu reden "Okay, ist ja schon gut, Puppe, ich rede. Aber lassen die Hände von dem Messer." Sie blickt ihn auffordernd an, unbeachtet seiner Ausdrucksweise. "Wir sind Partner. Der Typ da hat ihn in das Polizeiauto verfrachtet. Er ist dafür verantwortlich, dass meine Quelle für die kleinen Dinger weg ist." Er spricht mit Verachtung in der Stimme, doch sie bleibt ganz ruhig. Sie reagiert nicht einmal ansatzweise auf die abscheuliche Bezeichnung für die Mädchen. Sie flüstert ihm etwas ins Ohr "Und, wer wird deine neue Puppe sein?" Sie verwendet extra den Spitznamen von ihm für sie und ich ahne, was sie vorhat. Sie lässt sein Kinn danach sanft runter. Er richtet seinen Blick auf sie. Als ich die Gier sehe, wird mir ganz schlecht. Er versucht sich aufzusetzen, wendet sein Blick nach unten. Ich sehe, wie sie ihm ihre Hand in sein Blickfeld reicht. Ist sie verrückt? Er könnte immer noch das Messer benutzen!? Ihre Augen sind von dem flirty zu etwas ganz anderem gewechselt, Kälte. Als er vor ihr steht und seinen Blick hebt, stockt er und sieht in ihr Gesicht. Sie senkt ihre Hand langsam, wodurch seine, die diese vorher als Stütze genutzt hat, heruntergleitet und verzieht ihre Mundwinkel kurz zu einem Lächeln, das aus Abscheu besteht. Sie zieht das Messer aus seinem Bauch und der Typ ist innerhalb weniger Sekunden tot. Ich blicke mit leichtem Entsetzen zu ihr. Sie hebt ihren Kopf in meine Richtung. Ihre Augen strahlen etwas Ruhiges aus und die Anspannung fällt plötzlich von mir ab. Sie kommt zu mir und ich beginne zu stottern "Josephine...was hast...wie..." "Rossi." "Aber Josephine, du hast-." Sie lässt mich nicht weiterreden "Er hätte mit der Verletzung nicht überlebt. Und noch etwas, Rossi", ich blicke sie fragend an, "nenn mich Jose." Ich lächle sie an, "David". Sie nickt. Wir beide wissen, was für eine Bedeutung hinter den beiden angebotenen Namen steckt: Vertrauen. "Ich schulde dir was, Jose." Sie schüttelt nur den Kopf "Schon vergessen, wir sind ein Team. Jeder hätte so gehandelt. Ich war nur zur richtigen Zeit, am richtigen Ort." Sie schmunzelt mich an und nickt mir zu "So und jetzt komm, der Typ wird sich wohl nicht noch einmal unter meine Augen wagen." Ich stutze kurz, doch ihr leichtes Grinsen steckt mich an. Ich schüttle belustigt den Kopf und schmunzle zurück.

Was sagt ihr zu Davids Sicht?

Wie findet ihr Joses Einfall, Maltes mit dem Mitspielen seines Verhaltens zu überlisten?

Glaubt ihr Jose war wirklich nur zufällig da? Oder hat sie den Mann schon am Parkplatz sich verdächtig hinter David her schleichen sehen? XD

Operation Mind-Fallout (Criminal Minds FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt