Kapitel 10

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Josephine Blake

Bis auf die beiden Vorfälle mit JJ und David, musste es zu keinem weiteren Eingreifen meinerseits außerhalb der offiziellen Dienstzeit kommen. In dieser jedoch habe ich alles getan um das Team vor Gefahren zu beschützt. Beispielsweise bei einem Einsatz vor gut zwei Wochen, bei dem ich sie auf die Fährte eines Mannes gebracht habe. Er war ein Entführungstäter und nur schwer auffindbar. Das Team hat erst nach der Verhaftung von ihm in seinem Büro Fotos von JJ gefunden. Ich hatte bereits davor den Verdacht, denn ich habe ihn öfter beobachtet wie er JJ nachstellt. Durch meine Beziehungen habe ich uns auf den Fall ansetzen lassen. Es hieß, dass höchste Alarmbereitschaft besteht, da sein letztes Opfer ein Polizist war. Und nun Verdacht auf weitere Entführung in solchen Kreisen besteht. Ich hätte es nie zugelassen, dass er JJ entführt, doch sobald man ihn tot aufgefunden hätte, hätte man auch die Fotos von JJ gefunden und uns dann darüber informiert. Und was dann losgetreten worden wäre, will ich gar nicht wissen. Vor allem da wir wahrscheinlich auf den Täter, der den Mann erschossen hat, angesetzt werden würden, da dieser nur schwer bis gar nicht auffindbar ist. Ich kann ja schlecht sagen "Ja Leute, Fall beendet. Ich war's." Ich hätte eine Erklärung liefern müssen und meine Tarnung wäre dann ohne guten Grund aufgeflogen, da es ja viele andere Optionen gegeben hätte, den Täter auszuschalten. Deshalb habe ich JJ rund um die Uhr bewacht, als der Täter noch nicht gefasst war. Ich bin mit ihr, wie so oft, nach Hause gegangen. Wir wohnen nur ein paar Häuser auseinander, weshalb ich öfter noch bei ihr geblieben bin und wir auf der Couch eingeschlafen sind. Durch meinen leichten Schlaf war ich immer aufmerksam, die Gewohnheit durch die Navy ist wohl immer zu etwas gut. Doch ich habe auch ihre Nähe genossen. Sie ist eine liebevolle Mutter, was sie im Umgang mit mir auch zeigt. So geborgen und sicher habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. JJ ist mir ans Herz gewachsen. In den restlichen Nächten habe ich JJ's Wohnung aus dem Schatten der anderen Häuser beobachtet.

Die letzten Tage ist nicht viel passiert, weshalb wir ein paar Sachen abarbeiten. Heute Morgen ist jedoch ein neuer Fall reingekommen und wir sitzen schon seit Stunden über den wenigen Informationen und versuchen Thesen aufzustellen. Plötzlich kommt mir etwas in den Sinn "Garcia, könntest du mal schauen, wo die Eltern vor ihrem Tod gewohnt haben?" Ich muss nicht einmal etwas erklären, die anderen verstehen es sofort. "Das ist brillant, Jose!" spricht JJ aus, woraufhin ich mir selbst auf die Schulter klopfe. Reid lacht und ich grinse ebenso. Morgan funkelt mich mal wieder etwas gereizt an. Liegt es vielleicht einfach an meiner Art, dass er mich abweist? Ist er genervt davon? Ich drohe schon in Gedanken zu versinken, als Garcia plötzlich aufgeregt anfängt zu sprechen "Das Haus ist seit ein paar Jahren unbewohnt und befindet sich etwas abseits eines Wohngebietes. Jedoch sind die Informationen das letzte Mal vor zwei Jahren aktualisiert worden." Hotch ordnet an, dass Morgan und ich die Adresse überprüfen fahren sollen. Wir nicken und machen uns auf den Weg. Ich setze mich stillschweigend auf den Beifahrersitz, wir reden die ganze Fahrt über nicht.

Nach einer Weile sind wir bei der Adresse angekommen. Wir steigen aus und ich murmle "Es ist also noch da." Morgan wirft mir nur einen lästigen Blick zu, "Das sehe ich auch." Ich drehe meinen Kopf nicht zu ihm, sondern checke das Haus von außen ab. Es ist noch zu verkaufen, jedoch steht die Mülltonne an der Straße. Ich blicke zu Morgan, er hat es ebenfalls bemerkt. Er nickt zur Eingangstür und als wir vor dieser stehen, ziehen wir beide unsere Waffen. Ich nicke ihm zu und er macht leise die unverschlossene Tür auf. Wir sehen uns um, keine Spur von unserem Verdächtigen. Jedoch sieht man, dass jemand hier gewesen sein muss. Er macht mit der Waffe eine Bewegung Richtung Kellertür. Ich habe ein komisches Gefühl, doch er ist bereits die Treppe hinuntergegangen. Ich folge ihm. Noch bevor ich ihn ansprechen kann, schließt sich laut die Tür hinter uns. Plötzlich ist es stockfinster. Ich will schon nach meiner Taschenlampe greifen, als ein paar Neonröhren an der Decke angehen. Ein altes Radio steht in der Mitte des Raums. Die Stimme unseres Verdächtigen ertönt "Ihr beiden Süßen wolltet mir aber einen netten Empfang mit eurem kleinen Spielzeug bereiten. Tja, wie schade, dass ich keinen Besuch mag." Morgan blickt mit gerunzelter Stirn zu mir. Ich schüttle nur ebenso verwirrt den Kopf, als es plötzlich schlagartig kälter wird. Ich gehe die Treppe hoch, doch die Metalltür ist verschlossen. Resignierend schüttle ich den Kopf, als ich zu Morgan blicke. Er holt sein Handy raus, es hat keinen Empfang. Wie konnte ich nur so blöd sein und nicht auf mein Bauchgefühl hören!? Wir stehen ein paar Minuten wortlos im Raum, bis Morgan anfängt zu sprechen "Blake, hast du etwas mit Reid?" Ich blicke ihn verwundert an, wie kommt er jetzt auf das Thema. Da in seinem Blick immer noch etwas Aufforderndes liegt, gebe ich ihm ein Kopfschütteln als Antwort. "Komm schon, ich sehe euch zwei doch." Ich schaue ihm mit etwas undefinierbarem in die Augen. Er scheint meinen Ausdruck zu bemerken und runzelt die Stirn. "Du siehst das falsch, ich bin lediglich eine Freundin." Wenn ich mit Reid mehr als nur eine Freundschaft anfangen würde, würde er zum Ziel werden, falls einer meiner Aufträge nicht nach Plan läuft. "Du willst also etwas von ihm?", spricht er plötzlich aus. Ich antworte nicht, zucke nur mit den Schultern. "Lass ihn bitte in Ruhe" er versucht ruhig zu sprechen. Ich blicke ihn nur mit einem fragenden Ausdruck an. "Du verheimlichst uns etwas. Und es ist nichts Harmloses." "Wie kommst du darauf?" "Du benimmst dich wie eine Soldatin, hast Fähigkeiten, für die man mehr als nur eine durchschnittliche Ausbildung durchlaufen muss und von dem Rest will ich gar nicht erst anfangen. Alleine wie du es schaffst, Täter mit nur einem Blick zu knacken, ist- Ist einfach-" Er stammelt und ich gehe ihm dazwischen. "Seid ihr nicht alle aus einem Grund bei der BAU? Jeder von euch hat überdurchschnittliche Fähigkeiten, die etwas an eurer Denkweise beeinflussen." Anstatt die Worte im Raum stehenzulassen, hakt er etwas nach "Und dein Grund ist das Profilen?" "Sollte er ein anderer sein?" Er antwortet nicht darauf, wendet seinen Blick von mir ab, wodurch ich nach einiger Zeit das Wort ergreife "Morgan, ich weiß, du hast ein Problem damit, nicht viel von meiner Vergangenheit zu wissen. Aber habe ich jemals einen von euch hängen lassen? Habt ihr jemals in eine Fähigkeit vertraut, die ich nicht aufbringen konnte? Habe ich euch jemals in Gefahr gebracht?" Er schüttelt langsam den Kopf. "Du musst mich nicht mögen, aber schenk mir Vertrauen." Sein Blick hebt sich und trifft meine Augen. "Bitte" ein flehender Unterton ist in meine Stimme getreten. Er blickt unsicher zwischen meinen Augen hin und her. "Ich beschütze das Team, ich muss es beschützen." Ich blicke ihn verstehend an.

Operation Mind-Fallout (Criminal Minds FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt