Operation Mind-Fallout (Criminal Minds FF)

Kapitel 14

Der Captain macht die Tür des Raumes auf und sofort drehen sich fünf Köpfe zu ihm. Zwei von den Jungs sitzen an einem Tisch in der Mitte des Raumes. Ein anderer steht daneben über unzählige Zettel gebeugt. Auf dem Boden sitzt ein Vierter mit seinem Laptop, umgeben von ein paar Akten. Vor einem Whiteboard, welches über und über mit Rechnungen beschrieben ist, steht der letzte der Jungs. Ich muss schmunzeln als ich die, für einen Außenstehenden doch sehr unorganisiert wirkenden, Männer sehe. Typisch mein Team eben. Der Captain betritt den Raum, wodurch ich nun ganz zu sehen bin. Ich gehe ein paar Schritte auf sie zu, der Captain ist mittlerweile etwas weiter an die Seite getreten, und grinse die Jungs an. Plötzlich finde ich mich in einer Gruppenumarmung mit lautem Gejohle wieder und muss auflachen. Nachdem sie mir wieder Luft zum Atmen gegeben haben, blicke ich zu dem Profiler Team, wo mich ein belustigter Reid angrinst. Ich sehe ein Funkeln in seinen Augen, bleibe kurz daran hängen, bis mich einer meiner Kameraden von der Seite unauffällig anstößt. Ich blicke zu ihm und erkenne einen wissenden Blick in seinen Augen. Ein kurzer Schlag mit meiner Hand auf seinen Oberarm vertreibt das Grinsen und wird durch ein gespielt verletztes ersetzt. Ich muss lachen und schüttle den Kopf. Wie einfach ich hier lachen kann ist Goldwert. Bei den Profilern fühle ich mich mittlerweile, für meinen Auftrag weniger gut, wie ein Teil der Familie, doch hier bei den Jungs habe ich manchmal das Gefühl, als wäre all das Schlimme in meinem Leben nie passiert. Der Captain holt mich aus meinen Gedanken, als er anfängt zu sprechen "Jungs, das ist das Profiler-Team von Aaron Hotchner. Ich habe sie als Unterstützung für unsere Operation angefordert." Das Team stellt sich den Jungs vor, diese bleiben jedoch beim Grüßen. Namensvorstellungen werden bei uns im Alltag bewusst weggelassen. Da ich schon wieder Morgans Stirnrunzeln erkenne, erhebe ich schnell das Wort "Leute, das sind Rapid, Honey, Drake, Bunny und Camp. Fünf der Mitglieder meines ehemaligen Teams. Rapid ist der Waffenspezialist. Honey bekommt jeden um seinen Finger gewickelt, beherrscht das Manipulieren perfekt. Mit Drake solltet ihr besser keine Diskussion anfangen, er hat das Durchsetzungsvermögen von der Sorte eines Piraten. Im Gefecht und Gespräch. Bunny ist gewitzt und flink wie ein Hase, von ihm habe ich auch den Trick mit dem Radio aus dem Keller, und Camp bekommt jede Information aus einem heraus, der Beste im Verhör den ich kenne." Morgan kratzt sich verlegen am Kopf, ich nicke ihm nur mit einem leichten Lächeln zu. "Und warum wirst du Ghost genannt?", fragt Reid neugierig. Ich senke nur leicht verlegen den Kopf. "Komm schon, leg die Bescheidenheit mal zur Seite", sagt Camp. Ich blicke zu ihm, er sagt mir das öfter. Ich fühle mich nur immer so angeberisch, wenn ich solch etwas gegenüber Freunden höher einschätze, als es vermutlich ist. Camp sieht mich strafend an. Er weiß genau was ich denke. Ich weiß was ich kann und muss das auch in meinem Job wissen, Selbstbewusstsein ist hier alles oder nichts. Es auszusprechen, fällt mir dennoch nicht immer so leicht. "Deine Fähigkeiten sind mehr als nicht zu unterschätzten" wendet er sich an mich, bevor er das Beantworten von Reids Frage übernimmt. "Sie trägt den Namen Ghost, weil sie sich schon fast unsichtbar machen kann, wenn sie es will. Glaubt mir, wenn ich sage, dass man ihre Anwesenheit nicht einmal erahnt. Deshalb ist die Kleine auch unsere Geheimwaffe." Er zwinkert mir zu und ich schlage ihm nur empört in die Seite. Diesen Spitznamen von ihm werde ich wohl nie los. Reid lacht bei meiner Reaktion auf und auch ich kann mir mein Grinsen nicht ganz verkneifen. Als mein Blick seinen jedoch wenige Augenblicke später streift, sehe ich, dass sein belustigter Ausdruck zu etwas Nachdenklichem gewechselt ist. Ist es wegen der Aussage von Camp? Ich darf mich nicht so schwach zeigen. Die Profiler kommen mir immer näher, gefährlich näher. Mein rechter Fuß bewegt sich minimal zurück. Ich drohe, in meinen Gedanken zu versinken. Reid scheint es zu bemerken und sagt mit einem stolzen Blick "Also ihren Posten als Geheimwaffe hat sie nicht abgelegt." Ich schaue ihn schmunzelnd an, er erwidert es. Ich spüre ein warmes Gefühl von meinem Herzen ausgehend. Wie stellt er das nur immer wieder an?

"Wer wird die Operation leiten?", wendet sich Hotch an den Captain. "Nun, da Sie hier fremd sind, schlage ich den Boss unseres Teams vor. Schließlich sollen Sie eine Hilfestellung darstellen" antwortet der Captain bestimmt, jedoch rein sachlich. Es lässt nicht den Zweifel erwecken, dass es beleidigend gemeint sein könnte. Hotch nickt und blickt ihn fragend an. "In diesem Team läuft es wie in Ihrem ab. Jeder ist gleichwertig, doch einer muss das Kommando haben, nicht wahr Commander Blake?" Ich straffe meine Haltung und nicke. "Nun dann. Ich überlasse Ihnen das Kommando. Jungs, die Profiler haben noch keine genauen Informationen bekommen." Damit ist er auch schon durch die Tür verschwunden. Die anderen setzen sich an den Tisch und ich drehe mich ebenfalls in die Richtung. Davor steht Rapid. Ich spüre den stechenden Blick von Morgan auf mir, doch meine Augen suchen die von Rapid. Als ich ihn prüfend anschaue, sehe ich, wie er leicht nachgibt. Sein Blick sagt so viel wie "du weißt es?" Ich schüttle nur leicht den Kopf. "Nichts Genaues." Ich trete auf ihn zu und lege meine Arme behutsam um ihn. Er erwiderte meine Umarmung sofort, als hätte er seit einiger Zeit darauf gewartet und ich spüre, wie seine selbstsichere Haltung leicht einsackt. Er vergräbt seinen Kopf in meiner Schulter und ich streichle ihm sanft über den Rücken. Nach ein paar Sekunden hebt er den Kopf und entfernt sich etwas von mir, um mich anschauen zu können. "Er ist wieder da." Seine Worte lassen mich erstarren. "Er ist wieder da, Jose. Er ist verdammt nochmal wieder da" haucht er mit Angst in den Augen. Er lässt sich in meine Arme fallen, umarmt mich dieses Mal fester. Als die Worte langsam zu mir durchsickern, erwache ich aus meiner Starre und klammere mich ebenso an ihn. Ich starre in die Leere. Mir läuft stumm eine Träne über die Wange.

Als Reids Augen, der links vor einem Stuhl des Tisches steht, meine treffen, sehe ich Besorgnis in ihnen. Jedoch beruhigt mich die Wärme, die sie ausstrahlen, auf irgendeine Weise ein wenig. Ich spüre, wie Rapid leicht zittert und meine Schulter ein wenig nass wird. Ich streichle ihm beruhigend über den Rücken. In meine Augen tritt eine Kälte, die sich in Reids mit Erschrockenheit widerspiegelt. Ich schaue weg und verkrampfe mich leicht. Wie kann er es wagen zurückzukommen, wie kann er das Rapid antun!? In unserem Team ist eigentlich mein Bruder, genannt Diablo, derjenige, der sich rachsüchtig auf jeden stürzt, der unseren Kameraden auch nur ein Haar krümmen will. Doch das Team ist für jeden von uns die Familie, die wir nie hatten. Eine Familie, die Zuhause bedeutet. Wenn der Typ es wagt, Rapid etwas anzutun, werde ich ihm die Hölle auf Erden bereiten.

Nach einigen Minuten löst sich Rapid wieder von mir und ich sehe, dass er sich gefangen hat. Ich lächle ihn aufmunternd an. Für ihn war es noch nie ein Problem, vor anderen Tränen zu vergießen. Nicht einmal hier bei den Seals. Es lässt ihn auch nicht schwach wirken oder sein Image zerstören. Ich könnte so etwas nicht. Lediglich bei meinem Team lasse ich meine Mauer fallen. Und bei den Profilern hat es schon begonnen. Nicht nur bei JJ, die schon so etwas wie eine beste Freundin geworden ist. Denn bei Reid fühle ich mich so unglaublich wohl, wie als wäre ich hier bei meinem Seal Team. Beginne ich ihn mehr als nur zu mögen? Was hätte das für Folgen? Kann ich das zulassen? Darf ich das zulassen...?