Kapitel 12

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Die nächsten Tage verlaufen normal, es scheint, als hätte das Gespräch über den Anruf nie stattgefunden. Ich bin froh darüber, doch frage mich manchmal dennoch, was in ihren Köpfen vorgeht. Denkt Reid anders über mich? Ich will ihn aber auch nicht darauf ansprechen. Was ist, wenn es für ihn gar keine Überlegung wert ist? Dann würde ich dastehen wie eine Idiotin. Ich schüttle die Gedanken schnell wieder ab, ich bin doch sonst nicht so unsicher!

Ich komme pünktlich wie immer im Büro an. Reid sitzt schlafend an seinem Schreibtisch, das Buch in seiner Hand liegt auf seinem Schoß. Ich muss schmunzeln und gehe zu ihm. Leicht berühre ich seine Schulter "Hey, Schlafmütze, die Sonne geht auf." Er macht verschlafen die Augen auf "Du hast Recht, die Sonne ist gerade aufgegangen." Er blickt mir verschlafen lächelnd in die Augen und eine leichte Röte ziert meine Wangen. Verlegen schaue ich zur Seite. Er reibt sich die Augen. "Wie spät ist es?" "Fast acht." "Eigentlich hatte ich nicht vor, hier zu übernachten. Der Stuhl ist nicht so bequem, wie man vielleicht vermuten würde", verschmitzt blickt er mich an, ich lache leicht. Er drückt sich im Stuhl etwas hoch, um wieder gerade zu sitzen. Ich wuschle ihm durch die Haare und gehe zu meinem Platz. Von ihm kommt nur ein empörtes, jedoch mit einem Lächeln untermalten, "Hey!" Ich grinse. Verdammt sieht er süß aus, wenn er noch etwas verschlafen ist.

Es dauert nur ein paar Minuten, da kommen auch schon Morgan und Rossi rein. Beide begrüßen mich heiter. Seit dem Vorfall im Keller hält sich Morgan mit seinen Sticheleien zurück. JJ kommt kurz nach den beiden Jungs durch die Tür und beteiligt sich kurzerhand am Gespräch der beiden. Reid, der mittlerweile wacher geworden ist, rollt mit seinem Stuhl zu mir rüber. In seinen Händen liegt das Buch von letzter Nacht. Er liebt es, über die Bücher zu sprechen, die er liest. Das Buch, über welches er gerade erzählt, reißt mich ebenso in den Bann. Vereinzelt gehe ich interessiert auf ein paar Fakten ein, doch höre die meiste Zeit zu. Ich hänge förmlich an seinen Lippen und ein Kribbeln breitet sich in mir aus, während er über ein paar Dinge lachen muss. Zieht mich wirklich nur das Buch in den Bann oder ist es seine Art zu erzählen? Ich verwerfe den Gedanken schnell, als ich höre, wie Hotch telefonierend den Raum betritt. "In Ordnung, wir machen uns auf den Weg. *Kurze Pause* Blake? Natürlich." Er kommt auf mich zu und reicht mir, während ich mich aufsetze, sein Handy. Ich halte es an mein Ohr und nehme augenblicklich eine gerade Haltung ein.

"Guten Morgen, Commander Blake." Ich erkenne die Stimme sofort.

"Captain Anderson, schön Sie zu hören." Meine Haltung wird etwas weniger straff und ich lächle kurz, um meine Worte freundlich wirken zu lassen.

"Ebenso, meine Liebe." Er lacht leicht.

"Was ist der Grund, dass Sie mit mir sprechen möchten?"

"Wie ich zuvor Ihrem Vorgesetzten berichtet habe, wird sein Team in einer Operation als Unterstützung hinzugezogen. Er wird es sicherlich nach unserem Gespräch genauer erläutern. Doch ich möchte mich noch einmal persönlich vor unserem Aufeinandertreffen an Sie wenden. Wie ich annehme, ist Ihr Auftrag dem Team noch verschwiegen?"

"So ist es, Sir."

"Ich bitte darum, dass es so bleibt. Ihre Kameraden sind ebenfalls auf Schweigen angewiesen worden. Wissen die Agenten, dass ein Zusammenhang zwischen Ihnen und der Navy besteht?"

"Über das Team und Jonson wissen sie Bescheid." Ich halte mich bewusst kurz, damit das Gespräch bei den anderen kein noch größeres Aufsehen erregt.

"Gut, gut. Es blieb aber doch ohne tiefergehende Erklärung?"

"So wie Sie mich kennen, Captain." Ich lächle leicht.

"Wundervoll, Blake."

Damit hat er auch schon aufgelegt. Ich reiche das Handy an Hotch zurück. "Was wollte er?", fragt Morgan. "Zu wem ich Kontakt hatte, seit ich in der Reserve bin." Beides ist zwar nicht wirklich die Wahrheit, doch es ist, wie es ist. Reid runzelt die Stirn "Wozu denn das?" Ich sehe etwas in seinen Augen aufblitzen und muss innerlich schmunzeln. Neugierig und dazu noch beschützerisch. Ich schüttle den Kopf, um ihn von seinen ratternden Gedanken abzubringen "Sicherheitstechnisch, aber wie ihr gehört habt, kennt er die Information. Vermutlich hat er mehr gefragt, weil er mein Boss war. Hotch würde doch auch so etwas fragen, nicht wahr?" Der angesprochene kratzt sich, als Antwort auf zweiteres, etwas verlegen am Kopf und wir müssen lachen. Schon ist das Thema beendet. Gut so. Das auf das Team bezogene "sie" konnte ich in ihren Ohren in eine Anredeform für den Captain verwandeln.

"Also, es schien ja kein Anstandsanruf zu sein." Bevor Rossi weitersprechen kann, fängt Hotch auch schon an "Richtig, wir haben einen neuen Fall." Augenblicklich sind alle still und warten gespannt auf Hotchs nächsten Worte. Wie kleine Kinder denke ich mir und muss innerlich lächeln. "Wir wurden von der Navy als Unterstützung in einer Operation angefordert. Um was es geht, besprechen wir auf dem Weg zum Stützpunkt." Ich sehe, wie Begeisterung in die Augen des Teams tritt. "Ich bin schon gespannt, um was es geht" spricht mich JJ an, als wir uns auf den Weg nach unten machen, und ich nicke. Sie überlegt weiter laut, was unsere Aufgabe sein könnte. Ich bin gespannt, ob jemand aus Seal Team 6 an der Operation beteiligt ist. Der Captain meinte, sie sind auf Schweigen hingewiesen worden. Sie hätten so oder so ihre Klappe gehalten, wenn sie nicht wüssten, ob mein Auftrag durchgesickert ist, doch sicher ist sicher. Da Penelope mitkommt, wäre es gar nicht so schlecht, wenn Camp da ist. Es weiß bei der Navy wahrscheinlich so gut wie jeder, warum er dorthin gegangen ist. Um damit anzugeben, ist nicht wenig verschuldet daran, typisch Männer, und damals Neuling, eben. Ich habe es Penelope und den anderen erzählt, da es für Camp eine Information wie seinen Namen darstellt. Die verbundenen Schmerzen damit hat er schon vor Jahren überwunden und bewusst vergessen. Jeder von uns hat eben unschöne Dinge erlebt. Von manchen kann man problemlos erzählen, von manchen nicht. Ich denke, es wäre gut für Pen, wenn sie sieht, dass es Camp bestens mit der Sache geht. So verschwinden ihre Gedanken, die ich mit dem Thema vermutlich bei ihr aufgewühlt habe. "Meinst du wir arbeiten mit Seals? Ist dieser Captain nicht dann auch einer deinesgleichen?" rätselt JJ weiter. Auf ihre Ausdrucksweise hin, muss ich lachen.

Auf dem Weg zum Stützpunkt bespricht Hotch mit uns die Informationen, die an ihn weitergeleitet wurden. Da es nicht viel ist, hängt jeder den Rest der Fahrt ein wenig seinen Gedanken nach.

Operation Mind-Fallout (Criminal Minds FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt