Kapitel 1

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Ich atme noch einmal tief durch, da öffnen sich auch schon die Türen des Fahrstuhls. Ich trete auf den Flur, niemand ist hier. Ich gehe kurze Hand in die Richtung, in der ich das Büro meines zukünftigen Bosses vermute. 

Und da stehe ich jetzt. Mein Blick ist auf meine Hand gerichtet, die in einer Klopfbewegung neben meinem Kopf verweilt. Sie befindet sich kurz davor die Tür zu berühren. Ich schließe wenige Augenblicke die Augen und als ich sie wieder öffne, ist das Gefühlschaos aus meinen Augen gewichen. Das Klopfen ist bestimmt und zeugt von Selbstsicherheit. Ich öffne die Tür und ein Mann sitzt mir gegenüber. Er setzt sich auf und geht seitlich an seinem Schreibtisch auf mich zu. Ich setze mich ebenfalls in Bewegung. Er gibt mir einen festen Händedruck, den ich gleichermaßen erwidere. "Commander Josephine Blake, ich bin SSA Aaron Hotchner." Er bedeutet mir, mich zu setzen.

"Also Commander Blake, ich habe mir ihre Akte zukommen lassen. Sie scheinen schon viel erlebt zu haben, für ihr noch so junges Alter", fängt er an und blickt mir in die Augen. Ich erwidere den Blick. Nach wenigen Sekunden fährt er fort, "Unter Beweis stellen müssen Sie sich dennoch. Glauben Sie mir, hier kann niemand einfach so dazu treten, egal wer er nun sein mag." Es ist klar, dass meine Beorderung hier her von keinem aus dem Team gewünscht worden ist. Offiziell soll ich das ehemalige Teammitglied Emily Prentiss ersetzen. Doch, was nicht einmal Hotchner weiß, ist mein Auftrag nicht nur Fälle zu lösen, sondern die, die dies tun, vor Gefahren zu bewahren. Ich weiß, dass ich das Zeug zum Profiler ebenso besitze, wie das, um sie zu beschützen. Deshalb wurde ich für das Jobangebot vorgeschlagen. So können gleich zwei Fliegen mit einer Klappe gefangen werden: Das Team ist wieder vollständig und muss sich nicht auch noch um jedes kleine Anzeichen kümmern, dass es jemand auf sie abgesehen haben könnte. Beziehungsweise sie erfahren nur in Ausnahmefällen von einer Bedrohung, wo sie beispielsweise selber etwas dazu bei steuern müssen. Für solche Ausnahmefälle muss jedoch sehr viel passieren, von daher sollte die Konzentration der Profiler auf den Fällen bleiben. 

Agent Hotchner scheint zu seiner Warnung an mich, es nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, noch etwas anfügen zu wollen und ich blicke ihn mit einem auffordernden Blick an. Kurz ist der Drang in seinen Augen, seine Rolle als Boss noch einmal klar darzustellen, doch wie ich erwartet habe, lässt er es unausgesprochen. Ich kenne meine autoritäre Wirkung. In den Kreisen in denen ich mich bewege, bringt der Job es wohl mit sich. "Wie ich bereits erwähnt habe, haben Sie schon an zahlreichen Dingen mitgewirkt. Doch eine Vielzahl der Einträge ist geschwärzt?" Ich verstehe was er von mir will, doch antworte lediglich mit einem "richtig". Er blickt mich ernst und erwartungsvoll an. Ich schüttle leicht den Kopf und habe kurz ein belustigtes Lächeln auf den Lippen. "Agent Hotchner, die Einträge sind nicht für ihre Augen bestimmt. Zumindest vorerst nicht." "Vorerst nicht? Was meinen Sie damit?" "Ich habe veranlasst, dass Sie und der Rest des Teams in Ausnahmesituationen Zugriff erhalten." Er nickt, doch ich sehe das ein verwirrter Ausdruck kurz in seinen Augen aufblitzt. "Sie haben den Zugriff veranlasst?" Ich blicke ihn nur mit einem leichten Lächeln an und lege meinen Kopf minimal nach einem Blinzeln schief. "Mir wurde gesagt, dass Ihre Mitwirkung in diesem Team nicht zur Diskussion steht, da der Befehl von ganz oben aus dem Militär gekommen sei." Er schaut mich prüfend an und zieht die Augenbrauen hoch. "Sollte es Ihrer Meinung denn zur Diskussion stehen? Denken Sie ich bin dafür nicht geeignet?" antworte ich ihm mit neutralem Ton und lasse ihn so nicht weiter über meinen Einfluss nachdenken. "Nein, die Daten über Sie zeigen, dass Sie die nötige Kompetenz für diesen Job haben", antwortet er mir schnell. "Na dann...", ich blicke ihn abwartend an. Das Thema scheint beendet zu sein und er setzt sich auf. Ich tue es ihm gleich. "Nun, dann willkommen bei der BAU SSA Blake." "Danke", antworte ich und lächle ihn an. Er bedeutet mir mit einem Nicken ihm zu folgen. Operation Mind-Fallout kann beginnen.

"Die restlichen Mitglieder des Teams treffen bald ein." Ich folge ihm zu einem der Schreibtische. "Das hier ist Ihrer. Richten Sie sich ein, wie es für Sie passt." Damit verschwindet er wieder in sein Büro und ich setze mich hinter meinen neuen Schreibtisch. Meine Tasche stelle ich auf meinen Schoß und ziehe eine Akte heraus. Ich habe die Tasche gerade auf den Boden gestellt, da klingelt mein Handy. Ich hole es aus meiner Hosentasche und erblicke den Namen. Sofort schleicht sich ein Lächeln auf meine Lippen und ich tippe auf annehmen. 

Überschwänglich begrüßt mich mein Bruder "Und wie ist es gelaufen? Hast du den Job? Hast du schon dein neues Team kennengelernt?" Ich lache auf und muss ihn erst einmal bremsen. "Halt halt halt Conner, ich bin doch gerade erst hier angekommen. Ja, ich habe den Job. Du weißt doch, dass dort nichts mehr zu beschließen war." Er lacht, "Stimmt Schwesterchen. Also, was ist mit dem Rest des Teams? Gibt es jemandem der einem ins Auge fallen könnte?" Sein verschmitztes Augenbrauenwackeln habe ich förmlich vor Augen, er wird wohl nie mit dem Thema aufhören. Ich muss schmunzeln. Er ist selbst bei den Dingen, die mich betreffen, aufgeregter als ich. "Sie müssten jeden Moment kommen, also..." Bevor ich meinen Satz beenden kann, kommt er mir schon dazwischen "Schon verstanden, ich mach dann mal die Fliege. Bis dann, Jose." "Bis dann, Con." Ich schüttle belustigt den Kopf und lege mein Handy wieder weg. Mein Bruder hat wie ich eine gewisse Bekanntheit in den Elite Navy- Kreisen. Er weiß, dass ich nicht nur den Job als Profilerin angenommen habe. 

Ich ziehe die Akte, die ich vor dem Gespräch auf den Schreibtisch gelegt habe, zu mir und schlage sie auf. Mich lächelt das Foto eines Soldaten, Kollegen und guten Freundes an. Hinter dem eher kleineren Foto sind die ganzen militärischen Informationen über ihn angeheftet. Direkt ins Auge sticht mir eine Angabe, die recht weit unten auf der ersten Seite platziert ist – "gefallen". Ich lächle das Foto nur traurig an. Aus meiner Tasche ziehe einen Stift. Ich starre ihn kurz an. Meine Augen wandern nach unten, dorthin wo ich meine Unterschrift setzen soll. Ich gebe einen lautlosen Seufzer beim Ausatmen von mir, bevor ich mit einer schnellen Handbewegung unterschreibe. Ich murmle "auf die alten Zeiten" und verstaue die Akte wieder in meiner Tasche. Kurz danach höre ich Schritte in den Raum kommen.

Operation Mind-Fallout (Criminal Minds FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt