012 - Kapitel 2.5

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»Ich würde behaupten, Alexey, dass du genau weißt, wo dein Platz für die nächsten zwei Stunden ist!«, rief Kayden mit einem breiten, hämischen Grinsen auf den Lippen. Er ließ das nasse Putztuch vor Alexey auf den Tisch fallen und blickte ihn provokant an. »Na los, die Kühltruhen machen sich nicht von allein sauber.«
Kayden schaute von Alexey zu Sara herüber, die grinsend mit verschränkten Armen am Billardtisch lehnte und die Szene amüsiert verfolgte.
Alexey leerte den letzten Schluck und stand stöhnend auf. »Ich mache vieles, aber sicherlich nicht das.«
»Mach die verdammten Truhen sauber!«, riefen Kayden und Sara fast unisono.
»Und deine Jacke lässt du auch da! Als ob wir das nicht gesehen hätten«, warnte Sara. Alexey hatte versucht, unbemerkt seine Jacke von der Sitzbank zu ziehen. Der musste unweigerlich lachen und hob geschlagen die Hände in die Luft.
»Du willst dich rausschleichen? Du Hund! Du verlässt die Bar nicht, bis du deine Wettschulden eingelöst hast. Deal ist Deal«, rief Kayden.
Alexey kehrte den beiden mit einseitigem Grinsen im Gesicht den Rücken zu und ging.
»Du hast deinen Lappen vergessen«, rief Kayden ihm hinterher und wedelte mit dem Tuch in seiner Hand hin und her.
Alexey schaute einen kurzen Moment nachdenklich in Kaydens Richtung. Er schüttelte schließlich den Kopf und sagte: »Ich kündige.« Daraufhin zog er eine Zigarette aus der Hosentasche und verließ die Bar.
»Der kommt schon wieder«, gab Sara zurück und hievte sich auf den Billardtisch.
»Das bezweifle ich nicht.«

*

Es gab nur wenige Dinge, die Alexey mehr verabscheute als das Auswischen der Kühltruhen: Der Verlobte seiner Schwester, den er gerne ›Die Ratte‹ nannte sowie den Rote-Beete-Salat den er als Kind zu Genüge essen musste. Alexeys schlechte Laune, breitete sich unweigerlich aus. Wie eine dunkle Regenwolke hing sie über ihm.
Mit Schwamm und mieser Laune lehnte er über einer Kühltruhe und verfluchte sein Leben. 
Die Ratte war ein unangenehmer, schmieriger Russe, der sich seines Erachtens in die Familie einkaufen wollte, in dem er sich Alexeys Schwester unter den Nagel riss.
Eigentlich hätte er heute Abend zu einem Abendessen erscheinen sollen: der Geburtstag seiner Mutter. Alle waren sie geladen worden, die gesamte Sippschaft der Jershows. Doch allein der Gedanke an die Ratte, die ihre Finger nicht von seiner Schwester lassen konnte, machte ihn fuchsteufelswild. Somit hatte er das getan, was er immer tat, um dieser misslichen Situation zu entkommen. Er suchte die Bar auf, setzte sich an Tisch Nummer 12, schaute sich Sportübertragungen an und trank Bier. Sie konnten ihn allesamt am Arsch lecken, dachte er und knallte laut die Kühltruhe zu.
Alle, inklusive Kayden.

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