Kapitel 23

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KELLY

Als Otis rief, dass Milly bewusstlos geworden war, riss ich sofort achtlos alle Steine aus dem Weg, wobei ich Bodens Befehl ignorierte, langsam zu machen und keine weiteren Steine wegzureißen. Ich musste aber sofort zu meiner Schwester, sie konnte nicht noch einmal schwer verletzt werden! Es reichte vollkommen, dass sie bereits verletzt war und sich kaum bewegen konnte, aber eine Kopfverletzung und Bewusstlosigkeit war nichts, was ich einfach so stehen lassen konnte. Und ich würde nicht einfach warten, bis irgendjemand half, ich musste das alleine hinbekommen! Und zwar so schnell wie nur möglich!
"Milly! Milly, hörst du mich?! Antworte mir!", schrie ich verzweifelt, aber ich konnte ihre Stimme nicht hören.
"Sie ist bewusstlos, Lieutenant!", antwortete Otis gedämpft von innen.
"Bleib bei ihr, ok?! Ich bin gleich bei euch!", rief ich ihm zu, bevor ich die restlichen Steine zur Seite zerrte. Es dauerte noch einige Sekunden, bis endlich ein kleines Loch entstand, durch das ich Otis sehen konnte, der neben meiner Schwester kniete. Als er das helle Licht sah, drehte er sich sofort zu mir um.
"Severide, sag Dawson, dass sie mir eine Halskrause geben soll! Vorher will ich Milly nicht bewegen!", bat er, ich nickte und drehte mich zu Dawson um, die bereits eine Halskrause zu uns brachte. Sie reichte sie zu Otis durch, der sie Milly anlegte.
"Wie geht's dem Mädchen im Auto?", fragte sie nach.
"Sie hat nur Bauchschmerzen, wegen dem Gurt. Ansonsten geht es ihr gut", antwortete Otis. "Ich mache mir aber größere Sorgen um Milly."
"Brett und ich bringen sie sofort ins Krankenhaus, keine Sorge", wandte Dawson ein und sah mich an. "Severide, ich hab mit Boden gesprochen. Du kannst mitkommen, Capp übernimmt solange deinen Posten."
"Danke, Dawson", erwiderte ich und half ihr, Milly aus dem Loch zu heben und sie zum Krankenwagen zu tragen. Ich stieg mit Dawson hinten ein, während Brett sofort losfuhr. Ich half ihr, Milly an die Monitore anzuschließen, die aber einen normalen Herzschlag und Puls aufzeichneten. Immerhin das! Trotzdem war Milly nicht bei Bewusstsein und das machte mir verdammt Angst. Dad würde mich umbringen, wenn er das rausfand! Dawson wischte Milly das Blut vom Kopf und legte ihr eine Kompresse auf. "Dawson, wie stehen die Chancen? Sei ehrlich."
"Sie ist zwar bewusstlos, aber Blutungen am Kopf sehen immer schlimmer aus, als sie für gewöhnlich sind. Es könnte alles Mögliche sein, da bin ich ehrlich zu dir, aber sie hat einen gute Herzfunktion, also bin ich mir sicher, dass sie einfach bloß eine starke Gehirnerschütterung hat", antwortete sie mir und sah mich an. "Wir tun unser Bestes, wirklich."
"Danke", erwiderte ich und sah Milly an, die aber immer noch ihre Augen geschlossen hatte.

Milly war zwar im Krankenwagen noch einmal zu sich gekommen, aber sie hatte nicht viel gesagt, nur ein bisschen durch die Gegend geschaut und meine Hand gedrückt. Ich hatte zwar versucht mit ihr zu sprechen, aber sie schien zu müde gewesen zu sein, um zu antworten, also hatte ich es schließlich aufgegeben. Sie war ins CT gebracht worden und nun saß die ganze Wache im Warteraum, um auf die Ergebnisse zu warten. Besonders ich war besonders nervös, aber auch Otis wirkte sehr nervös und lief unruhig hin und her.
"Otis, kannst du dich bitte mal hinsetzen? Du machst mich ganz nervös!", meinte Cruz schließlich genervt und zog ihn zurück auf einen Stuhl.
"Sorry, ich mache mir einfach Sorgen!", wandte Otis leicht genervt ein.
"Sie war vorhin noch mal wach, es geht ihr soweit ganz gut. Es wird schon nichts schlimmes sein, da bin ich mir sicher", warf Dawson ein, um uns alle etwas zu beruhigen.
"Mit Sicherheit ist es nur eine Gehirnerschütterung", fügte Brett hinzu. "Wenn es etwas Schlimmeres wäre, hätten die Ärzte uns bestimmt schon Bescheid gesagt." Ich konnte darauf nichts sagen, ich machte mir einfach zu große Sorgen. Was war, wenn Milly doch etwas passiert war? Das würde ich mir niemals verzeihen können! Da kam ein Arzt auf uns zu, worauf ich sofort aufsprang und auf ihn zuging.
"Was ist mit Milly?", fragte ich besorgt nach und konnte kaum glauben, dass meine Schwester meinen Puls schneller nach oben brachte als jedes Feuer, gegen das ich bisher gekämpft hatte. Der Arzt lächelte mich an und hob beschwichtigend die Hände.
"Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, es geht ihr gut. Sie hat zum Glück nur eine Gehirnerschütterung, das CT war vollkommen unauffällig. Sie bleibt noch eine Nacht zur Beobachtung bei uns im Krankenhaus, aber danach kann sie wieder nach Hause. Bettruhe sollte sie trotzdem noch ein paar Tage länger einhalten", antwortete er mir, ich atmete erleichtert aus. Immerhin schien es Milly soweit gutzugehen!
"Können wir zu ihr?", bat ich, der Arzt nickte.
"Ja, sie ist in Zimmer hundertzehn. Gehen Sie ruhig", stimmte er zu, also ging die gesamte Mannschaft nach hinten zu den Zimmern. Aber noch bevor ich die Zimmernummern gelesen hatte, erkannte ich meine kleine Schwester grinsend im Türrahmen lehnen.
"Milly! Du solltest doch im Bett bleiben!", wandte ich besorgt ein und eilte zu ihr, aber sie winkte ab.
"Ich sollte auch gesünder essen und mich von Schwierigkeiten fernhalten. Klappt aber alles nicht", wehrte sie ab, ich seufzte und musste nun ebenfalls etwas lächeln. Immerhin war sie noch ganz die Alte.
"Trotzdem legst du dich jetzt wieder hin", bat ich, sie verdrehte die Augen.
"Na gut, aber ich weiß wirklich nicht, was ich machen soll! Fernsehen oder mein Handy haben, darf ich nicht! Kannst du mir wenigstens ein Buch bringen? Das, das bei dir auf der Wache im Büro liegt?", willigte sie ein und schwankte unsicher zurück ins Bett, ich blieb nah bei ihr, damit sie nicht umkippen konnte.
"Du meinst den Leitfaden für Ölbrände und Wasserrettungen? Wozu willst du es?", hakte ich verwirrt nach.
"Na, ich will immer noch bei euch eine Ausbildung machen! Da hält mich doch keine lächerliche Gehirnerschütterung davon ab!", antwortete sie wie selbstverständlich, während sie sich auf ihr Bett fallen ließ. Der Rest des Teams lachte.
"Das ist eine echte Severide! Durch und durch!", lachte Herrmann. "Da brauchen wir nicht mal einen Gentest zum Beweis! In so einer Situation kann so was nur eine echte Severide sagen!"

Chicago Fire - Der Weg der Milly Severide Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt