Kapitel 7

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MILLY

Ich war dankbar dafür, dass Otis mich aufmunterte. Obwohl er mich kaum kannte, schien er vollkommen hinter mir zu stehen und kümmerte sich um mich. So einen guten Freund hatte ich schon lange nicht mehr gehabt. Ich fühlte mich bereits etwas besser und hatte nicht mehr das Bedürfnis nach Luft schnappen zu müssen. Als ich gerade etwas sagen wollte, öffnete sich die Tür und Kelly kam mit einer heißen Schokolade rein. Er stellte sie auf dem kleinen Nachttisch neben mir ab.
"Geht's dir besser?", fragte er nach, ich nickte, lächelte ihn an und nahm einen großen Schluck von der leckeren heißen Schokolade.
"Ja, wesentlich besser, danke", antwortete ich. "Otis hat mich ein wenig mit lustigen Geschichten aufgemuntert." Kelly wollte gerade etwas erwidern, als plötzlich der Alarm anging.
"Rüstgruppe 3, Drehleiter 81, Rettungswagen 61, Gebäudebrand, East Marble Street 452." Kelly sah mich an.
"Na komm, Schwesterchen, auf geht's. Du wolltest doch mitkommen", meinte Kelly und war dann auch schon mit Otis nach draußen verschwunden. Ich rannte den beiden sofort nach und streifte mir so schnell es ging die Schutzkleidung über, bevor ich in den Wagen sprang. Otis saß bereits am Steuer und schaltete die Sirene an, als Herrmann gegen die Tür klopfte und damit das Zeichen zur Abfahrt gab. Wir fuhren los, während in mir langsam die Nervosität hochkam.
"Milly, wenn wir gleich dort sind, bleibst du am Wagen, verstanden? Du machst ohne unsere Erlaubnis gar nichts!", befahl Casey, ich nickte.
"Versprochen, Lieutenant. Ich klebe am Wagen wie ein alter Kaugummi", stimmte ich schnell zu. Kidd, die neben mir saß, stieß mir in die Seite.
"Und? Nervös?", fragte sie nach, ich nickte.
"Ja, ein wenig schon. Ein echtes Feuer hab ich schließlich noch nie aus der Nähe gesehen", antwortete ich ihr.
"Mach dir keine Sorgen deswegen. Hör einfach auf Boden, Casey und Severide und dann passiert auch nichts. Bleib einfach außerhalb der Gefahrenzone, ja?", erwiderte sie, ich nickte.
"Mach ich, versprochen. Ich renne euch nicht nach ins Feuer, egal, wie schlimm es ist und um wen es geht", beeilte ich mich zu sagen.
"Da wärst du die Erste, bei der das auch wirklich klappt!", meinte Herrmann. "Aber besser wäre es!"
"Ich werde mich bemühen, versprochen", sagte ich. "Ich will schließlich weder euch noch mich in Schwierigkeiten bringen."
Zehn Minuten später kamen wir vor einem dreistöckigen Einfamilienhaus an, das lichterloh in Flammen stand. Otis hielt direkt vor dem Haus, sodass alle aus dem Wagen sprangen. Selbst hier, zwanzig Meter von den lodernen Flammen entfernt, schlug mir die lodernde Hitze des Feuers entgegen und ich war beinahe froh darum, nicht direkt ins Feuer zu müssen. Ein Mann kam mit einem kleinen Jungen hustend aus dem Haus gerannt. Dawson und Brett nahmen sich den beiden sofort an und drückten ihnen Sauerstoffbeutel über Mund und Nase, während Kelly und Casey alle einteilten. Sobald alles geklärt war, nahmen sich alle ihre Gerätschaften und rannten dann ins Haus. Ich blieb unsicher an der Drehleiter stehen und wartete nervös ab, in der Hoffnung, dass alle wieder gesund rauskommen würden.
"Milly, kannst du bitte kommen?", rief Dawson mir da zu, worauf ich sofort zu Brett und ihr ging. "Tu mir bitte einen Gefallen und beruhige den kleinen Jungen etwas, er will ständig zurück ins Haus rennen." Ich nickte und ging zu dem kleinen Jungen, der bereits erneut von Brett eingefangen wurde. Ich nahm ihn ihr sofort ab.
"Hey, Kleiner. Bleib mal ganz ruhig! Wie heißt du?", fragte ich und zog ihn etwas auf die Seite.
"Toby!", antwortete er. "Und ich muss wieder ins Haus! Meine Mom ist da noch drin!" Mist! Kein Wunder, dass er so panisch war.
"Ok, ich kann verstehen, dass du dir Sorgen machst, Toby, aber du kannst nicht zurück ins Feuer, das ist zu gefährlich. Bleib bei deinem Vater, ja? Er braucht dich jetzt und ich sage dem Chief Bescheid, dass deine Mom noch drin ist. Weißt du, wo sie ist?", erwiderte ich und versuchte dabei so ruhig wie möglich zu bleiben.
"Im Schlafzimmer, das ist das große Fenster da!", antwortete Toby und zeigte auf ein hohes Fenster an der Vorderseite des Hauses, aus dem bereits schwarzer Rauch quoll.
"Ok, alles klar. Kümmere dich um deinen Dad und steh ihm bei, ja? Er braucht dich jetzt und du solltest dich auch noch mal ansehen lassen. Ich sage den anderen wegen deiner Mom Bescheid", sagte ich und schob ihn in Richtung des Krankenwagens. "Warte hier, ja? Ich bin gleich wieder da, versprochen." Er nickte, also ging ich zu Chief Boden, der das Haus konzentriert beobachtete. "Chief, der kleine Junge sagt, dass seine Mutter noch im Schlafzimmer ist. Das ist das große Fenster da oben." Chief Boden sah mich an.
"Danke, Milly. Ich werde jemanden nach oben schicken, sofort", erwiderte er, ich nickte und ging zurück zu dem kleinen Jungen.
"Toby, mach dir keine Sorgen, wir kümmern uns um deine Mom. Sie ist in guten Händen, versprochen", beruhigte ich den nervösen Jungen.
"Sicher?", fragte er besorgt nach, ich nickte.
"Ja, sicher. Bleib lieber bei deinem Vater, er braucht dich jetzt", stimmte ich schnell zu.
"Milly!" Ich drehte mich um, als Herrmann nach mir rief. Er kam aus dem Haus gerannt und zeigte auf den Wagen der Drehleiter. "Bring mir schnell einen Feuerlöscher aus dem Seitenfach!" Ich nickte und rannte zurück zum Wagen, um den Feuerlöscher zu holen. Ich brachte ihn zu Herrmann an die Tür des Hauses, sodass ich nun die heiße Glut im Gesicht spüren konnte. Ich hatte das Gefühl, dass mir das Gesicht schmolz, aber ich biss die Zähne zusammen und versuchte die glutheiße Hitze zu ignorieren.
"Hier", sagte ich, obwohl ich das Gefühl hatte, dass die heiße Luft mir die Lunge beim Sprechen verbrannte.
"Danke. Und jetzt geh zurück zum Wagen, bevor du dich verbrennst!", rief er, bevor er wieder drinnen verschwand und ich zurück in Sicherheit ging. Nur wenige Sekunden später kam Kelly mit Cruz aus dem Haus, zwischen ihnen lief eine stark hustende Frau.
"Mom!" Toby rannte sofort auf sie zu. Immerhin war seine Mutter am Leben! Kelly und Cruz brachten sie zu einem weiteren Krankenwagen, sodass die Sanitäter sich sofort um sie kümmern konnten.
"Gute Arbeit, Milly. Dank dir haben wir sie noch rechtzeitig gefunden", meinte Kelly und lächelte mich unter seiner Maske kurz an. "Warte hier, ja? Wir haben es gleich geschafft! Du machst das gut, bleib nur in Sicherheit!"
"Mach ich, versprochen", beeilte ich mich zu sagen. "Passt nur gut auf euch auf."

Chicago Fire - Der Weg der Milly Severide Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt