Kapitel 6

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MILLY

Ich wusste nicht, was mit mir los war. Seitdem Otis Averys Namen erwähnt hatte, bekam ich kaum mehr Luft und meine Beine zitterten. Was sollte das? Wieso musste ich gerade jetzt eine Panikattacke bekommen? Ich hatte nicht gewollt, dass sich die ganze Wache um mich kümmern musste! Ganz zu schweigen davon, dass jemand von Avery überhaupt erfuhr!
"Versuch ganz ruhig zu atmen, Milly, ja? Es ist alles in Ordnung", versuchte Dawson mich zu beruhigen, während Brett mir eine Maske über Mund und Nase drückte.
"Atme erstmal da rein, ja? Dann wird es gleich besser, versprochen", meinte sie, ich nickte und versuchte so ruhig wie möglich zu atmen, aber das war kaum möglich. In meinem Kopf spielten sich sämtliche Erinnerungen ab und ich konnte nicht aufhören, an sie zu denken. Gott, wie brachte ich sie nur zum Aufhören?!
"Milly, was ist das Problem mit Avery? Er ist doch ein ganz netter Kerl! Sag bloß, du hast es dir mit dem auch verscherzt! Sein Vater ist Anwalt, meine Liebe! Du hättest ein perfektes Leben bei ihm haben können, hast du daran mal gedacht?!", fuhr Benny mich an, was mich allerdings nur noch mehr aufregte.
"Dad, meinst du nicht, dass das gerade ein bisschen fehl am Platz ist?", wandte Kelly ein und schob ihn zur Seite, um sich zu mir zu knien. "Versuch dich erstmal zu beruhigen, ja? Und dann erzählst du uns in Ruhe, was es mit diesem Avery auf sich hat."
"Der Junge ist nett und gut erzogen! Milly wird es sich wahrscheinlich nur mit ihm verscherzt haben - so wie mit jedem mittlerweile", knurrte Benny genervt.
"Dad, hast du zuhause nicht noch Sachen zu erledigen?", fauchte Kelly genervt. "Du bist hier gerade nämlich wirklich keine Hilfe und es wäre besser, wenn du mal etwas Abstand hältst!" Benny knurrte gereizt, machte aber dennoch einen Schritt zurück. Kelly legte mir eine Hand auf die Schulter. "Es ist alles gut, ja? Ich bin bei dir, dir kann nichts passieren." Ich nickte und versuchte mich auf meinen Atem zu konzentrieren. Nach einer Weile gelang es mir tatsächlich meinen Atem zu beruhigen und ich bekam endlich wieder genug Luft, um meine Gedanken von selbst steuern zu können. Ich sah Brett an und nickte, als Zeichen, dass sie mir die Maske wieder abnehmen konnte.
"Ist es besser?", fragte sie dennoch nach, ich nickte wieder, also nahm sie mir die Maske wieder ab. Dawson nahm meine Hand und legte ihren Finger auf die untere Seite meines Handgelenks, wahrscheinlich, um meinen Puls zu fühlen.
"Dein Puls ist noch ziemlich hoch, ruh dich erstmal noch ein bisschen aus, ja? Danach kannst du immer noch trainieren und auf Einsätze mitkommen", bat sie, ich nickte.
"Auf Einsätze mitkommen?!", brüllte Benny wütend, während Dawson und Brett mir wieder vorsichtig auf die Beine halfen.
"Dad, Schluss jetzt! Fahr bitte nach Hause, Milly bleibt bei mir!", fuhr Kelly ihn an und stützte mich ebenfalls. "Komm, Schwesterherz, wir gehen in mein Büro. Da kannst du dich erstmal ein bisschen hinlegen." Ich nickte und lächelte mich dankbar an, bevor ich mit Dawson, Brett, Otis und ihm in sein Büro ging. Otis klebte an mir wie ein Kaugummi und selbst als Kelly ihn um etwas Privatsphäre bat, wich er mir nicht von der Seite. Darum war ich allerdings sehr froh, denn ich mochte Otis und ich war froh, dass er gerade bei mir war. Meine Beine zitterten wie Espenlaub, doch als ich mich auf Kellys Bett legte, fühlte ich mich sofort besser.
"Bleib erstmal liegen, ja? Dann sollte es dir auch bald besser gehen", bat Dawson, ich nickte.
"Ja, danke euch", erwiderte ich, auch, wenn meine Stimme etwas brüchig war.
"Soll ich dir einen heißen Kakao machen? Den hättest du dir auf jeden Fall verdient", fragte Kelly, ich nickte.
"Ja, danke", stimmte ich zu, worauf Kelly alle bat, sein Büro zu verlassen. "Kann Otis noch einen Moment bleiben?" Kelly sah mich verwirrt an, warf dann Otis einen kurzen Blick zu und nickte.
"Ja, ok. Ich bringe dir gleich den Kakao", willigte er ein, bevor er mit Dawson und Brett das Büro verließ. Ich setzte mich im Bett auf, während Otis unsicher an der Wand lehnte und mich ansah.
"Möchtest du über..."
"Nein", unterbrach ich ihn und schüttelte den Kopf. "Vergiss ihn einfach, ja? Das heute... ist nie passiert." Er nickte und biss sich auf die Lippe.
"In Ordnung, wie du willst. Aber, wenn du doch reden wollen solltest, dann bin ich da, ok?", bot er an, ich nickte und lächelte ihn an.
"Danke, aber da gibt es nichts zu reden." Ich seufzte und strich mir eine Strähne zurück. "Glaubst du, Casey lässt mich immer noch mitkommen? Trotz der Sache gerade eben?"
"Na klar, wieso nicht?", beeilte er sich zu sagen und setzte sich zu mir. "So was passiert den besten mal. Du willst nicht wissen, wie ich mich bei meinem ersten Einsatz angestellt habe! Und ich bin auch noch hier, oder? Du kriegst das hin, ganz sicher."
"Erzähl mir von deinem ersten Einsatz", bat ich und sah ihn an, er lachte.
"Nein, lieber nicht! Sonst lachst du mich aus", lehnte er ab.
"Mach ich nicht, versprochen. Aber bitte, erzähl es mir! Du hast mein Wort, dass ich nicht lache!", versprach ich, er seufzte und nickte.
"Na gut, in Ordnung. Also, mein erster Einsatz war eigentlich nichts Besonderes. Es war eine Katze, die in einem Baum gefangen war. Also wirklich nichts Besonderes. Als wir ankamen, hat Cruz die Leiter ausgefahren und Casey hat mir befohlen, hochzuklettern und die Katze zu holen. Ich hatte damals etwas Höhenangst und hab gezittert wie ein Idiot. Als ich dann endlich oben angekommen war, wollte ich mir die Katze nehmen, aber die schien mich wohl nicht zu mögen, denn sie hat mich gekratzt und gebissen und ich bin nach hinten gefallen. Ich hab mir dabei zwar nicht wehgetan, aber die Katze ist davon gerannt, ich war voll mit Kratzern und alle haben gelacht. Du siehst also, dass ich auch so meine Probleme hatte", erzählte er, worauf ich mir mein Lachen verkniff. Die Vorstellung davon, dass Otis nicht mal eine Katze retten konnte, brachte mich irgendwie zum Lachen. Jetzt fühlte ich mich tatsächlich etwas besser.
"Na ja, immerhin hast du die Katze unverletzt vom Baum geholt", wandte ich ein und versuchte mir immer noch mein Lachen zu verkneifen.
"Ja, immerhin. Aber von Cruz muss ich mir bis heute einen blöden Spruch anhören, wenn wir eine Katze sehen", erwiderte er und zuckte die Schultern. "Aber so ist das eben! Jeder hat mal einen Aussetzer, nicht wahr?"
"Ja, so ist das wohl."

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Was könnte Avery wohl getan haben, dass Milly so reagiert? Wie findet ihr Millys und Otis' Beziehung bisher? Und wie findet ihr die Charaktere umgesetzt? Lasst gerne Feedback da, darüber würde ich mich sehr freuen!🥰

Cassy

Chicago Fire - Der Weg der Milly Severide Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt