Kapitel 11

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MILLY

Am nächsten Morgen ging ich Otis so gut es ging aus dem Weg, damit er mich nicht weiter nach Avery fragen konnte. Er hatte anscheinend keinem von Averys Auftauchen erzählt, denn keiner fragte mich danach, was gestern Nacht passiert war. Ich hatte zwar nicht richtig schlafen können, aber ich hatte die Zeit genutzt. Ich hatte mir die Wache und alle Bilder an der Wand im Flur angesehen, nachdem Otis wieder eingeschlafen war. Auf einigen Bildern hatte ich sogar Shay, Kellys ehemalige Freundin und Mitbewohnerin, gesehen. Sie hatte vor ihrem Tod ebenfalls hier auf der Wache gearbeitet und ab und an hatte sie mir auch den ein oder anderen guten Rat gegeben. Sie war eine wirklich tolle Freundin gewesen und wenn sie nicht tot wäre, könnte sie mir sicherlich auch mit Avery helfen. Als ich nun am nächsten Morgen mit meiner Tasche vor der Tür auf meinen großen Bruder wartete, der mich zum Frühstück einladen wollte, tippte mir plötzlich jemand von hinten auf die Schulter. Erschrocken drehte ich mich um und atmete erleichtert aus, als ich Otis erkannte.
"Mensch, Otis, erschreck mich doch nicht so!", rief ich erschrocken.
"Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken. Ich wollte nur noch einmal kurz mit dir sprechen", entschuldigte er sich und sah sich um. "Können wir noch einmal kurz privat sprechen?"
"Worüber?", fragte ich nach, obwohl ich genau wusste, worüber er reden wollte.
"Über die Sache von gestern Nacht. Nur kurz, wirklich, versprochen. Wir sind fertig, bevor Severide rauskommt", bat er, ich seufzte und nickte. Er würde ohnehin nicht aufgeben, also hatte ich gar keine andere Wahl, als einfach zuzustimmen.
"Na gut, in Ordnung", willigte ich ein. "Aber mach es bitte kurz, ich bin nicht wirklich in der Laune dazu, über gestern Nacht zu sprechen." Er nickte und zog mich einige Meter auf die Seite, sodass wir nun auf dem Flur standen, der in Richtung der Büros führte. Hier lief so gut wie nie jemand herum, sodass wir ungestört reden konnten.
"Ich will nur wissen, warum du nicht zur Polizei gehst, wenn dieser Avery so drauf ist. Nach gestern Abend habe ich wirklich Angst um dich, wenn dieser Verrückte dich stalkt!", fragte er besorgt nach.
"Hör zu, es geht einfach nicht, ja? Mehr musst du nicht wissen, außerdem geht es mir gut!", wehrte ich sofort ab. "Ich finde es rührend, dass du dich um mich sorgst, wirklich, aber das musst du nicht."
"Tu ich aber! Du wirst gestalkt und bedroht, das kann ich nicht einfach ignorieren!", wandte er ernst ein. "Milly, bitte! Geh zur Polizei oder sag mir wenigstens, was ich tun kann, um dir zu helfen!" Ich seufzte.
"Otis, es gibt nichts, was du tun könntest, wirklich", erwiderte ich. "Avery wird schon aufgeben, ganz sicher. Ich muss nur Geduld haben."
"Aber..."
"Kein Aber! Otis, wirklich, es wird schon gehen! Ich muss mich bloß von Avery fernhalten und dann wird er irgendwann aufgeben! Wirklich, du musst dir keine Sorgen machen", unterbrach ich ihn schnell und lächelte ihn an. "Auch, wenn ich wirklich gerührt davon bin." Er seufzte ergeben.
"Na gut, aber wenn es doch irgendwie einen Weg gibt, wie ich dir helfen kann, dann musst du es mir sofort sagen, ja?", bat er, ich nickte.
"Natürlich, sofort, versprochen", stimmte ich schnell zu. "Ich gehe jetzt übrigens mit Kelly frühstücken. Möchtest du mitkommen?" Er schüttelte den Kopf.
"Nett von dir, aber ich muss mit Cruz und Herrmann noch ein paar Sachen für das Molly's regeln", lehnte er ab, worauf ich ihn verwirrt ansah.
"Molly's?", fragte ich neugierig nach.
"Oh, sorry. Ja, Herrmann, Dawson und ich haben eine Bar, das Molly's. Wir führen sie zusammen und ich muss dafür heute noch ein paar Sachen machen. Wenn du möchtest, kannst du ja auch mal vorbeikommen. Eigentlich dürfen wir keinen unter einundzwanzig reinlassen, aber für dich würden wir eine Ausnahme machen", erklärte er, ich lächelte ihn an.
"Gerne. Und falls ihr mal einen Barkeeper brauchen solltet: Ich hab das schon ein paar Mal gemacht und kann das eigentlich auch ganz gut, wenn man Bennys Freunden mal Glauben schenken darf", erwiderte ich.
"Gerne, ja. Wir suchen zurzeit sowieso nach einer Aushilfe, also wieso nicht? Solange du versprichst, keinen Alkohol zu trinken, sollte das schon gehen", stimmte er zu. "Willst du heute Abend dann direkt vorbeikommen? Severide kommt mit Sicherheit auch."
"Das mache ich auf jeden Fall", stimmte ich zu. "Dann bis heute Abend."
"Bis heute Abend." Ich lächelte ihn an und umarmte ihn kurz, bevor ich ging, um nach Kelly zu sehen, der in diesem Moment auf den Flur kam.
"Und? Können wir los?", fragte er, ich nickte.
"Ja, aber Otis hat mich gebeten, heute Abend bei ihm im Molly's vorbei zu schauen. Kommst du mit? Unter Umständen kriege ich da sogar einen Job, bis ich weiß, was ich mit meinem Leben jetzt anfangen will", antwortete ich.
"Klingt gut. Klar, ich komme mit. Ich könnte sowieso mal wieder ein anständiges Bier vertragen", stimmte er zu. Wir liefen hinaus zu seinem alten Mustang, in dem wir unsere Taschen im Kofferraum verstauten und dann einstiegen. "Also... Was wollen wir noch bis heute Abend machen? Hast du einen bestimmten Wunsch?"
"Erstmal frühstücken, ich habe riesigen Hunger!", antwortete ich ihm, er lachte.
"Ich auch." Eine Weile lang herrschte Stille im Auto, doch als wir kurz davor waren, das Diner zu erreichen, in dem wir frühstücken wollten, räusperte Kelly sich. "Es gibt übrigens einen Grund, warum ich mit dir essen gehen wollte. Ich hab Antonio, Gabbys Bruder, eingeladen. Er soll mit dir über alles reden und keine Sorge, Avery wird davon nichts mitbekommen. Antonio ist ein guter Detective, er wird so diskret wie nur möglich vorgehen." Ich verdrehte die Augen und stöhnte genervt.
"Kelly, wie oft soll ich dir noch sagen, dass ich nicht mit Antonio reden will? Ich kriege das auch so hin!", wehrte ich ab. "Außerdem läuft Avery mir sowieso hinterher! Er kriegt es auf jeden Fall mit, wenn ich mit der Polizei rede!"
"Antonio kommt undercover, quasi als mein Freund. Wie soll Avery das mitkriegen? Wenn er mit nur einem Blick einen Cop von einem normalen Kumpel meinerseits unterscheiden kann, dann sollte er seine Fähigkeiten auf andere Sachen verwenden! Bitte, Milly, gib Antonio eine Chance! Er kann dir helfen, mit Sicherheit. Und selbst wenn nicht, dann kann er dafür sorgen, dass Avery dich in Ruhe lässt. Bitte, Milly. Tu mir nur den Gefallen, ja? Danach lasse ich dich auch in Ruhe, versprochen."

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Würdet ihr ein Kapitel aus Averys Sicht wollen? Lasst eure Meinung dazu gerne in den Kommentaren da!🥰Und sorry, dass in letzter Zeit so wenig kommt, aber ich bin im Urlaub und genieße den mit meiner Familie😅.

Cassy

Chicago Fire - Der Weg der Milly Severide Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt