Kapitel 18

214 5 0
                                    

KELLY

Ich begleitete meine Schwester ins Krankenhaus, denn sie konnte ihre Schulter kaum bewegen und ich war mir ziemlich sicher, dass sie sich die Schulter ausgekugelt hatte. Ich wollte nur, dass es ihr schnell wieder besser ging und deshalb hatte ich Chief Boden gebeten, den Rüstwagen kurz außer Dienst zu nehmen, damit ich Milly begleiten konnte. Im Krankenhaus angekommen wich ich ihr nicht von der Seite, da Milly ihre Schulter kaum bewegen konnte und bei jeder kleinsten Erschütterung schmerzvoll das Gesicht verzog. Die Ärzte nahmen sich ihr sofort an und untersuchten ihre Schulter, während ich direkt neben ihr stand, der Rest meines Teams wartete draußen.
"Und?", fragte ich ungeduldig nach, als der junge Arzt von ihr abließ.
"Ausgekugelt, wie vermutet. Wir können die Schulter wieder einrenken, aber das wird kurz ziemlich schmerzhaft. Ich kann dir dafür ein Schmerzmittel geben, Milly, aber wehtun wird es wahrscheinlich trotzdem. Du wirst sechs Wochen lang eine Bandage tragen müssen, die deine Schulter in der Schonhaltung hält. Und kein Sport, ja? Sonst könnte sich die Schulter wieder auskugeln", erklärte er und sah meine Schwester an, die nickte.
"Ja, ok, aber machen Sie bitte etwas, damit diese blöden Schmerzen aufhören!", antwortete sie unter schmerzverzerrtem Gesicht. Der Arzt nickte und zog eine Spritze mit einer klaren Flüssigkeit auf, bevor er Milly das Serum spritzte. Meine kleine Schwester zuckte kurz zusammen, aber nach einigen Minuten konnte ich sehen, dass sie sich entspannte und das Schmerzmittel wohl zu wirken begann. Der Arzt hatte derweil bereits eine Bandage und Schmerzmittel für Milly besorgt, die sie später auch mitbekommen würde.
"Ist es jetzt besser mit den Schmerzen?", fragte der Arzt sie, sie nickte.
"Ja, ist besser", antwortete sie etwas erleichtert.
"Ok, dann würde ich dir die Schulter jetzt wieder einrenken. Es wird trotzdem noch mal kurz wehtun, aber danach wird es dir besser gehen, versprochen. Und bei Bedarf kannst du dann zuhause auch zwei Mal am Tag diese Tabletten nehmen", erklärte der Arzt, Milly nickte.
"Ist gut, machen wir so", willigte sie ein und nahm meine Hand, um sie zu drücken. Ich drückte ihre Hand ebenfalls.
"Gut, bist du bereit?", fragte der Arzt und legte seine Hände vorsichtig auf Millys definitiv verformtes Schulterblatt. Meine Schwester nickte und schloss die Augen. "In Ordnung, dann auf drei. Eins, zwei..."
"Au! Verdammte Scheiße!" Milly schrie schmerzvoll auf, als der Arzt schon bei zwei ihre Schulter wieder zurück ins Gelenk drückte.
"Tut mir leid, kleiner Ärztetrick. Trotzdem solltest du dich jetzt etwas besser fühlen", entschuldigte der Arzt sich, Milly nickte.
"Geht, tut aber immer noch etwas weh", antwortete sie ihm.
"Gut, dann lege ich dir noch die Bandage an und du lässt es die nächsten paar Wochen ruhig angehen, ja? Wenn noch etwas sein sollte, kannst du aber jederzeit wieder vorbeikommen", erklärte er, Milly nickte nur stumm und ließ sich die Bandage anlegen, die ihren Arm und ihre Schulter in Schutzhaltung halten würde.
"Mach ich, danke", erwiderte Milly und ließ sich die Schmerzmittel geben, bevor ich sie wieder nach draußen begleitete. Der Rest meines Teams wartete dort und stand von den Stühlen auf, auf denen sie gewartet hatten.
"Und?", fragte Cruz neugierig nach, als wir zu meinem Team traten.
"Die Schulter ist wieder drin und ich hab Schmerzmittel bekommen", antwortete Milly ihm. "Wird schon wieder, aber ich darf vorerst mal keinen Sport mehr machen."
"Kein Wunder", wandte Capp ein. "Du bist ja auch deiner Freundin nachgesprungen und hast sie festgehalten! Im schlimmsten Fall hättest du draufgehen können, du kannst froh sein, dass du dir nur die Schulter dabei ausgekugelt hast!" Ich nickte und legte Milly eine Hand auf ihre gesunde Schulter.
"Genau, aber jetzt bringen wir dich erstmal zurück zur Wache und du ruhst dich ein bisschen aus", erwiderte ich, Milly nickte und sah mich bittend an.
"Na gut, aber sag Benny nichts, ok? Sonst darf ich nie wieder zu euch auf die Wache und das will ich nicht. Ich will bei euch bleiben", bat sie, ich nickte und lächelte sie an.
"Keine Sorge, ich sage ihm nichts. Aber dann komm, lass uns zurück zur Wache gehen", beruhigte ich sie schnell, also gingen wir zusammen zurück zum Wagen.

Auf der Wache angekommen, kam Otis sofort auf Milly zugelaufen und fragte sie nach ihrer Verletzung aus, während mir auffiel, dass die beiden sich anscheinend wirklich mochten. Denn so, wie sie sich anlächelten, war das wirklich kein Geheimnis! Hoffentlich behandelte er meine kleine Schwester auch gut, wenn er sie anscheinend so sehr mochte. Ich überließ Milly Otis' Obhut, als Casey zu mir kam, um mir zu sagen, dass Boden uns beide sehen wollte. Also folgte ich ihm ins Büro vom Chief. Dieser wartete schon auf uns, als wir die Tür hinter uns schlossen.
"Severide, wie geht es Ihrer Schwester?", fragte er sofort nach.
"Besser, ihre Schulter wurde eingerenkt, aber sie darf sechs Wochen lang keinen Sport machen", antwortete ich ihm. "Wollten Sie mich deswegen sprechen, Chief? Es tut mir leid, dass Milly ihrer Freundin einfach hinterher gesprungen ist, das hätte ich verhindern müssen." Chief Boden schüttelte den Kopf.
"Nein, Severide, ich muss mich bei Ihnen entschuldigen. Ich hätte Milly nicht einfach so auf das Dach gehen lassen sollen, ich wollte nur keinen Selbstmord riskieren. Aber dabei hätte ich Ihre Schwester nicht in eine solche Gefahr bringen dürfen", wandte er ein und sah mich ernst an. "Verzeihen Sie mir. Ich werde mich auch noch bei Milly entschuldigen, aber ich wollte zuerst mit Ihnen darüber sprechen."
"Schon gut, Chief. Ich hätte auch besser auf Milly aufpassen müssen und ich bin wirklich froh, dass sie sich nur die Schulter ausgekugelt hat", beeilte ich mich zu sagen. "Ich hoffe nur, dass Milly damit klarkommt. Sie hat ihre Freundin fast sterben sehen, das hätte nicht passieren dürfen."
"Ich spreche später mal mit ihr", bot Casey an. "Und wenn da irgendwas sein sollte, dann sag ich es dir, versprochen. Aber ich glaube nicht, dass wir im Moment alle auf Milly einreden sollten. Sie hat heute schon genug durchgemacht."
"Danke, Casey. Dann frage ich Milly auch noch einmal aus, wenn wir später zuhause sind", erwiderte ich. Boden nickte.
"Das klingt nach einem guten Plan. Ich werden auch noch einmal mit ihr reden und ich hoffe, dass es ihr bald wieder besser geht. So etwas wie heute darf nicht noch einmal vorkommen. Und leider kann Milly dann auch nicht mehr auf der Drehleiter oder dem Rettungswagen mitfahren, tut mir leid, Severide. Aber im Moment dürfen wir kein Risiko mehr eingehen."

Chicago Fire - Der Weg der Milly Severide Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt