Sterntaler

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"Audrey? Ich soll dich jetzt zu den Gemächern von Master Caius bringen. Schalte den Fernseher am besten aus - keiner von den anderen Vampiren nutzt ihn regelmäßig"


Felix hatte die Gesellschaft von Santiago über die letzten Stunden - ausgehalten. Genossen wäre wohl das falsche Wort, wo er doch hauptsächlich seine Zeit damit verbracht hat der Blondine weitere unnötige Fragen die man einem kleinen Kind stellen würde - gestellt und auch wenn die Vampirin darauf nicht reagiert hat, sondern viel interessiertes zu dem Fernsehprogramm geschaut hat, so gingen die Fragen von Santiago Felix sehr schnell auf den Zeiger. 


Was wollte der dunkelhäutige Vampir damit überhaupt bezwecken? Zeit totschlagen oder nur schauen wie weit er bei dem neusten Mitglied der Volturi gehen konnte? Eine genaue Antwort wollte Felix nicht wissen und manchmal glaubte er, dass Aro Santiago nur aufgrund seiner ausgeprägten Stärke als Vampir gewählt und am Leben gelassen hat. 


Von seiner Arroganz und seinem eingebildetem Verhalten wollte Felix jetzt nicht erneut ein Fass aufmachen. Jeder in der Garde sowie den unteren Rängen wusste, dass Santiago nicht sonderlich beliebt war.

"Das ist so faszinierend - wie Bücher die zum Leben erwacht sind", sprach Audrey und schaffte es schließlich auch, den Fernseher auszuschalten und die dazu gehörige Fernbedienung auf ihren Platz zu legen, ehe sie zu Felix lief - bereit zurück zu den Gemächern ihres Vaters gebracht zu werden. Denn einen genauen Plan welchen Gang des weitläufigen Systems rund um das Schloss sie nehmen müsste hätte sie nach dieser einen Führung mit Heidi nicht wirklich.


"Muss da jemand schon ins Bett gehen? Gibt es eine Schlafenszeit für dich Audrey?"


Felix stellte fest wie die Blondine nur den Kopf schüttelte und zur Tür des Aufenthaltsraums blickte. Sie wollte sich, so wie Felix selbst kaum weiter mit den Kommentaren abgeben und solange Santiago nicht auf doofe Ideen kommen würde, wie sie anzugreifen würde es kein Problem geben.


"Vampire brauchen gar keine Schlafenszeit mehr", sagte sie und Felix musste etwas amüsiert darüber lachen, weil er Santiagos leicht genervtes Knurren hören - denn somit hatte die jüngere Vampirn die vorherige Aussage des Kämpfers entkräftet.


"Passt auf dass ihr den Hexenzwillingen nicht über den Weg lauft - die scheinen auch nur noch schlechte Laune zu haben, weil die neuen Neugeborenen nur Probleme machen!", gab Santiago noch einen guten Rat gab, ehe Felix mit Audrey aus dem Aufenthaltsraum verschwand und es war als würde ein nerviger Rucksack mit Steinen von Felix Schultern fallen - wie froh er doch war, dass er Santiago für die nächste Tage und hoffentlich auch die nächsten Stunden nicht mehr sehen brauchte.


"Die anderen Mitglieder des Clans wirst du vermutlich im Laufe der Tage Kennenlernen, wenn du dich etwas freier bewegen darfst", erklärte Felix auf dem Weg zu den Gemächern von Caius und er gab eigentlich nichts auf den Kommentar bezogen auf die Hexenzwillinge. 


Jeder wusste das es besser war Jane und Alec nicht zu reizen oder ihnen einen Grund zu geben, auf ihrer persönlichen Hate List zu landen. Wenn es auf gemeinsame Missionen mit ihnen ging, war Felix bis jetzt immer ganz gut mit den beiden zurecht gekommen. Unterschätzen jedoch sollte man sie nicht.

"Hast du eigentlich eine Gabe?", wollte Felix nach einigen Momenten wissen und er stellte seine Fragen nicht so blöd wie Santiago es zu tun pflegte, vielleicht hatte er ja Glück und würde eine bessere Antwort bekommen. Denn dieser Punkt war etwas, dass den stärksten im Clan wirklich interessierte. Natürlich hatte Aro eine ganz persönliche Sammlung an besonderen Vampiren die eine Gabe besaßen und Audrey flog durch das Raster. Vielleicht besaß sie auch nur eine Gabe die sie niemandem verraten wollte....oder die Aro ihnen noch nicht präsentieren wollte.


"Weis nicht Felix - Daddy sagt immer das Audrey etwas besonderes ist", lautete die Antwort und ein fragender Blick lag auf dem Gesicht der jüngeren. Sie wusste es also nicht und wenn Aro in Kenntnis darüber war, dass die Blondine eine Gabe besaß oder aus einem anderen Grund für den Clan wichtig war, würde diese Entscheidung auch akzeptiert werden müssen.


"Wie gut das man als Vampir eine Ewigkeit hat, um es Heraus zu finden. Wir hatten einst einen Vampir der Gaben erkennen konnte - doch der Feigling hat uns den Rücken gekehrt!", sagte Felix mit Abscheu und bog in den nächsten Gang ab.


Audrey folgte ihm und wollte eine Frage stellen, ob Felix wirklich so stark war, da wurde sie von einem Geräusch abgelenkt und blieb neugierig stehen. Nicht weit entfernt von der Vampirin war eine kleine Maus die es ins innere des Schlosses geschafft hatte und nun hilflos durch die Gänge irrte. 


Bevor Audrey sich allerdings hinknien konnte, um dem Tierchen die Hand hinhalten zu können - quickte die Maus voller Schmerz auf und Audrey sprang einen Schritt zurück, in der Angst, dass sie dieses Tier vielleicht erschreckt hatte und es vor Angst kaum noch atmen konnte.

"Audrey Leid tun kleine Maus", flüsterte Audrey erschrocken und betrachtete die Maus, die sich nun kaum noch regte und vor Schmerz gestorben war, mit einem schlechten Gewissen. War es ihre Schuld oder hatte die Maus eine so große Angst vor ihr gehabt? Sie wollte doch nur Hallo gesagt haben - war das so falsch?


Felix wusste genau was der Grund dafür gewesen war, dass die kleine Maus ihr Leben hatte lesen müssen und keine Sekunde später rauschte Jane mit einem sehr schlecht gelaunten Blick an ihm vorbei, warf einen kühlen Blick auf das tote Tier und ein kurzes sadistisches Grinsen zierte ihre schmalen Lippen.


"Jemand sollte den Müll entfernen findest du nicht Felix?", sagte sie zu Felix, ignorierte Audrey komplett und kickte die tote Maus anschließend gegen die nächste Wand, ehe sie ihren Weg fortsetzte, sodass weder Felix noch Audrey die Möglichkeiten hatten in irgendeiner Art und Weise zu ignorieren. Nachdem Jane gegangen war gab Felix der jüngeren das Zeichen weiter zu gehen und Audrey lief vorsichtig an der Stelle her, wo die kleine Maus an der Wand lag, ehe sie zu Felix aufschloss.


"Warum war das Sterntaler Mädchen so gemein zu der Maus?", wollte Audrey leise wissen und Felix schmunzelte bei dem Begriff Sterntaler. Diese Geschichte war aber auch wirklich alt und das einzige was Jane mit dem Mädchen aus der Geschichte gleich hatte, war wohl die Haarfarbe - aber von der Güte des Sterntaler Mädchens hatte die Vampirin kaum etwas.

GoldregenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt