Vielleicht war es das Mondlicht welches das blasse Haar von Audrey, vermischt mit dem Blut in den blonden Haarsträhnen, dass Jane dazu gebracht hat ihren Satz abbrechen zu wollen. Unter gewissen Umständen könnte man es auch auf einen Impuls schieben, ihre unausgeglichenen Laune Luft zu machen. Oder diese Ausreden waren nur ein kläglicher Versuch von Jane zu ignorieren, dass es bei Audrey etwas gab - dass ihre Faszination und Gefühle weckte.
Nur weil sie eine kleine Sadistin war und einen allgemeinen Hass auf die Welt hat, heißt es noch lange nicht, das hinter dieser Fassade jemand stecken könnte, der nicht doch fähig ist Emotionen zu denen zu entwickeln, die es geschafft haben nicht von Jane in eine Schublade gesteckt und mit Verachtung oder Gleichgültigkeit betrachtet zu werden. Nur was war Audrey für Jane? Und was hatte es zu bedeuten, dass die andere Blondine diesen Kuss erwiderte? Empfand sie in Anbetracht dieser verrückten Umstände genauso wie Jane?
Die ältere Vampirin schmeckte das Blut auf den Lippen von Audrey, konnte die Überraschung und Verwirrung im Gesicht der jüngeren Vampirin erkennen und dann war dort dieses Funkeln in ihren hellen - nicht ganz perfekten - roten Augen. Ein Funkeln das Jane zuvor immer nur bei Seelenverwandten des Clans beobachtet und es als abstoßend und widerlich empfunden hatte. Sie war jeher der Auffassung gewesen, das eine Beziehung zu jemanden für sie einfach nicht in Frage kommt. Jane lebte für die Erfüllung ihres Jobs und jenen Schmerzen zu bereiten, die so töricht sind und die Regeln brechen - alternativ reicht es auch wenn man Jane bei einem schlechten Tag erwischt. Hingebungsvolle und romantische Emotionen einem anderen Vampir gegenüber? Nein das hatte Jane sich in den Jahrhunderten die sie nun schon dieses außergewöhnliche Leben lebt nicht gedacht - niemals.
Und dann hatte Audrey damals gemeinsam mit Meister Caius den Thronsaal betreten - und Jane war genervt gewesen. Danach hatten die Meister den Rest des Clans aufgetragen, Audrey in ihre Gemeinschaft aufzunehmen und nett zu ihr zu sein. Und Jane hatte diesen 'Neuling' ignoriert und ihr kühle, verachtende Blick zugeworfen und kein Wort mit ihr gewechselt. Jane hatte in der Zeit bei den Volturi gelernt, dass Neulinge nichts als Ärger machen und unkontrollierbar sind. Die Tatsache dass Audrey fast 80 Jahre in den Privat Gemächern von Meister Caius verbracht hat tat dabei nichts zur Sache. Als man ihr dann erörtert hatte, dass Audrey die Außenwelt während der Mission nach Seattle kennen lernen sollte, ging Janes Laune und ihr Verhalten der Vampirin gegenüber noch mehr in den Keller. Babysitter spielen? Verdammt nochmal nein! Sie hatte wesentlich besseres mit ihrer Zeit anzufangen.
Nachdem dieses fehlgeschlagene Ergebnis einer außergewöhnlichen Verwandlung dann versucht hatte, eine Kugel für Jane abzufangen war es wohl erstmalig Überraschung die Jane für die jüngere empfand. Dieses überraschende Gefühl hatte sich in Respekt verwandelt als Audrey ihre Gabe entdeckt hatte und sich ohne zu zögern mit Raoul angelegt hatte und Emmett Cullen vergiftet hatte. Und jetzt? Was empfand Jane gerade in diesem Moment, während ihre Lippen auf den von Audrey lagen, ihre Hand auf der Wange der jüngeren Lag und die starken Emotionen aus dem kühlen Mädchen heraus brechen wollten?
Zuneigung. Wenn Jane es nicht besser formulieren konnte, dann hatte sie sich in dieses kleine, nervige Wesen verschossen, empfand Zuneigung für sie und das Küssen der jüngeren erfüllte Jane mit einem weiteren Hauch an Emotionen, welche für sie so fremd waren. Von welchen sie nicht einmal gewagt hatte zu träumen und mit denen sie nicht gerechnet hatte, dass sie in dieser britischen Kleinstadt ausbrechen würden.
Erst als sie spürte wie Audreys Hand vorsichtig auf ihre eigenen Wange lag, realisierte Jane was sie tat und das sie eine halbe Ewigkeit hier standen - bei diesen Leichen die eigentlich noch entsorgt werde sollten, im Schein des Mondlichtes und der Gefahr auflaufend, dass die angetrunkenen Freunde der beiden männlichen Teenager die Abwesenheit ihrer Freunde bemerken könnten. Und so schlug Jane die Augen auf, entfernte sich von Audrey's Lippen und musterte die Blondine, dessen Gesamteindruck so blutverschmiert war eindringlich.
"Warum hast du den Kuss erwidert Audrey? Ich bin jemand der nicht in der Lage ist zu lieben.....vor allem nicht jemanden wie dich!", knurrte Jane um ihre eigentlichen Emotionen der Blondine gegenüber zu überspielen. Aber dieses mal zuckte Audrey nicht zusammen und versuchte wie bei Demetri hinter einem Versteck in Sicherheit zu gehen.
"Audrey mag Jane....wie Erwachsene sich mögen...das glaubt Audrey zumindest. Jane ist so hübsch, mutig und schlau....warum sollte Audrey Jane nicht gern haben? Audrey wollte den Kuss erwidern...aber Audrey weis nicht warum sie nun Bauchweh hat", erwiderte Audrey leise und hielt dem stechenden Blick von Jane stand. Bauchweh? Klang in Janes Ohren eher nach Verliebtheit die von der jüngeren Ausging....nach Schmetterlingen im Bauch. Sie empfand tatsächlich etwas für eine kalte herzlose Sadistin wie Jane es war?
"Die anderen werden warten - entsorgen wir endlich die Leichen und verschwinden von hier!", entschied Jane ohne weiter auf die Antwort und insgeheime nicht so geheime Liebeserklärung von Audrey einzugehen. Nein Jane war nicht wirklich eine Person die man lieben sollte - noch war sie jemand der in der Lage war eine solche Liebe zu erwidern. Dazu hatte sie in ihrem Leben zuviel Schmerz und Verachtung geschenkt bekommen.
Kommentarlos schnappte Jane sich die Leiche ihres toten Opfers, um sie irgendwo an einem abgelegenen Ort - wie zum Beispiel der Mülldeponie der britischen Kleinstand.
Die Garde der Volturi setzte ihren Weg nach Italien fort - aber sowohl Demetri und Felix, als auch Alec hätten darauf wetten können, dass die beiden Mädchen sich anders verhielten -von Audreys Blutverschmierter Kleidung mal abgesehen - sie verhielten sich anders als noch vor der Jagt. Aber keiner der Jungs würde so naiv sein und es ansprechen. Nur Alec warf seiner Zwillingsschwester einen langen fragenden Blick zu - den Jane versuchte zu ignorieren - aber Alec wusste immer wenn es ihr nicht gut ging oder sie etwas beschäftigte. Aber darüber konnte sie mit niemandem reden - es war kein Thema das man einfach so bespricht, wo sie doch selbst kaum wusste wie sie mit dieser Erkenntnis, diesem Haufen an lästigen Emotionen umzugehen hatte. Und die Anziehungskraft die sie ausgehend von Audrey, die auf dem restlichen Weg kaum ein Wort sprach, machte es nicht besser.
Es war wie eine unsichtbare Kraft der Jane beim Erreichen der Schloss Mauern in Volterra widerstehen musste, sich Audrey nicht erneut zu nähern und sie zu berühren. Wie konnte eine Anziehungskraft zwischen zwei Vampiren die ganz offenbar erst vor kurzem entdeckt haben, dass sie Gefühle für einander empfinden nur so intensiv sein?
"Ihr seid zurück - endlich. Demetri und Felix ihr beide sollt zum Trainingsraum kommen, bevor die beiden Neugeborenen noch die halbe Einrichtung zerlegen. Afton ist am durchdrehen und Meister Aro's Laune ist auch nicht die beste. Danach soll ihr euch alle im Thronsaal einfinden....", - dem Quartett kam eine sehr gestresst wirkende Renata entgegen und man konnte Demetri fluchen hören - verdammte nutzlose Neugeborene - ehe Demetri sich gemeinsam mit Felix und Renata auf den Weg zum Trainigsraum machten.
Jane wollte einfach nur in den Thronsaal gehen und zur Normalität zurückkehren wollen. Sie wollte den Meistern von dem Ergebnis des Auftrags berichten und diese Anziehungskraft und Faszination die von Audrey ausging und die sie offenbar zu erwidern schien Jane gegenüber, ignorieren. Der Gedanke dass Jane unfähig war zu lieben hatte sich sehr tief in ihr Gehirn gefressen.
Womit sie nicht rechnete war, dass sie beim Abbiegen in einen der dunklen Korridore des Schlosses gegen die Wand gedrückt wurde - nicht aggressiv sondern eher vorsichtig und der kühle Blick der Vampirin traf den kindlichen Blick von Audrey. Ihre Hand lag auf der rechten Schulter von Jane und das Mädchen schien einen Moment nach den richtigen Worten zu suchen. Die kleine Sadistin hätte Audrey wegstoßen können - aber da war etwas in ihr, dass Jane von diesem Vorhaben abhielt.
"Audrey hat Jane gerne...wirklich sehr sehr gerne. Vielleicht kann Audrey Jane helfen...Liebe zu finden....so wie Demetri Audrey geholfen hat, besser zum finden von Vampiren zu werden....Audrey mag es in der Nähe von Jane zu sein....bitte schick Audrey nicht fort?" - dieser intensive Ausdruck in den Augen der Vampirin brachte Jane fast um den Verstand. Und das was sie hinter den angestrengt formulierten Worte sagen wollte, brachte Janes Gefühlswelt zum zweiten mal an diesem Abend durcheinander.
Die Anziehungskraft und Wertschätzung die beide für die jeweils andere empfanden war so unglaublich stark und als es dieses mal Audrey war, die sich vorsichtig für einen Kuss nach vorne lehnte, um die letzen Zentimeter die sie von einander trennten, umfasste Jane instinktiv ihre Kehle und blickte voller Hass in die Augen von Audrey. Ehe Jane realisierte, dass es eventuell das sein könnte was sie wollte - nur langsam ließ sie die Kehle von Audrey los und nahm so den Druck fort - zaghaft startete Audrey einen zweiten Versuch und ihre Lippen berührten die von Jane. Und Jane? Die Sadistin erwiderte diesen Kuss voller Genugtuung.
Langsam lösten sie sich voneinander und vielleicht stimmte es ja was Audrey sagte - vielleicht waren sie in der Lage beide zu lieben?
"Ich weis nicht ob das funktionieren kann....aber vielleicht sollten wir abwarten und schauen was passiert", murmelte Jane nachdenklich und sie strich Audrey einmal eine Blutfleck von der Wange fort und die Züge der Sadistin waren etwas weniger bedrohlich geworden.
"Du solltest dich umziehen gehen - und nicht in Blutverschmierter Kleidung den Thronsaal betreten", sprach Jane und schickte Audrey somit fort, damit sie ihre dreckige Kleidung wechseln konnte.
Die Vampirin selbst machte sich auf den Weg zum Thronsaal und sammelte ihre Gedanken erneut, versuchte ihre kühle Maske und Ausstrahlung zu bewahren. Jene Vampire und Bedienstete denen Jane auf ihrem Weg zum Thronsaal über den Weg lief, senkten voller Angst und Ehrfurcht den Blick, gingen näher an den Wänden des Ganges und wollten eine Konfrontation mit Jane um jeden Preis vermeiden. Und dennoch, trotz dieses Erfolges wusste Jane jetzt - das es unmöglich war sich der Anziehungskraft die von Audrey ausging zu entziehen.
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Goldregen
FantasyGoldregen ist eine tödliche Pflanze, und gerade in Verbindung mit dem freigesetzten Gift während der Verwandlung, kann es zu langanhaltende Folgen kommen. Caius neustes Spielzeug ist das Ergebnis einer fehlgeschlagenen Verwandlung und wirbelt das L...