Das Chaos

28 6 0
                                    


Es war bereits später Abend als die Garde der Volturi mit Audrey im Schlepptau Seattle erreicht hatten. Sonderlich lange brauchten die Vampire allerdings nicht nach der Spur aus Verwüstung und Chaos zu suchen, denn der Duft von Feuer, Blut und der Sirene einer Alarmanlage führte sie von ganz alleine zu dem Schlachtfeld aus zerstörten Autos, toten menschlichen Körpern und einigen Vampiren, die sich um die Reste prügelten - und dabei weder auf Achtsamkeit noch auf Vorsicht zu achten schienen.

"Neugeborene", knurrte Demetri leicht verachtend und betrachtete dieses unorganisierte Verhalten mit Abscheu. Es reichte dem Tracker schon, dass er im Schloss immer mit den Neugeborenen trainieren musste, sich aber mit einer gesamten Armee auseinandersetzen zu müssen war ihm zuwider. Noch dazu schien, wer immer diese Vampire auch erschaffen hatte, die gutes Verhalten sah anders aus.

Audrey hatte sich rechts neben Demetri platziert und die roten Augen der Vampirin betrachteten mit Interesse, wie die Vampir da unten zu den kaputten Autos rannten, sich immer wieder gegenseitig zur Seite stießen und um das Blut der toten Menschen kämpften. Wie es wohl sein würde, wenn man seine scharfen Zähne an der Halsschlagader ansetzt und das noch warme Blut trinkt? Vielleicht hatten die Vampire da unten ja Spaß und es war wie ein großes Spiel?

Vielleicht sollte sie mitspielen und gewinnen? Es würde sicherlich lustig werden und sie hatte es ja auch geschafft diesen Menschen davon abzuhalten mit einer Waffe Jane zu verletzen. Das Mädchen legte den Kopf einmal schief und überlegte, ob es schlau wäre nun von diesem Aussichtspunkt, auf dem die Garde sich befand, nach da unten zu springen und sich triumphierend den Rest des Blutes zu sichern. Natürlich würde sie danach aussehen wie jemand aus einem Horrorfilm - aber viel Spaß machen würde es bestimmt. Und es war doch ein Spiel oder? Immerhin hatte Audrey drei Vampire nun eine Weile beobachtet - zwei Jungs und ein Mädchen mit langen flauschig aussehenden braunen Haaren. Die Jungs schienen immer darauf zu warten, bis das Mädchen sich dem toten Körper bis zu einem bestimmten Punkt genähert hat und griffen sie dann an, um sie zurück zu schieben. Was sollte es sonst sein, wenn kein Spiel?

"Die spielen auch unfair", sagte Audrey mehr zu sich selbst, als dass sie nun einen der älteren Vampire ansprechen wollte. Zu ihrem Pech allerdings stand Demetri ja genau neben ihr und ein skeptischer Blick lag nur Sekunden später auf Audrey. Sie deutete mit der Hand einmal zu den drei Vampiren die sie beobachtete hatte und das Verhalten schien eher Mobbing als einem Spiel zu ähneln.
"Sie schubsten das Mädchen immer weg von....dem Blut. Darf Audrey mitspielen und dem Mädchen helfen?", fügte sie noch in einem spielerischen Tonfall hinzu und nahm das amüsierte Lachen das von Felix kam kaum war. Eigentlich wollte sie dem Mädchen ja nicht helfen - sie wollte nur an das Blut dass neben dem Feuer das aus einem der Autos ausgebrochen war - auf einmal sehr lecker roch.
"Du würdest schneller deinen Kopf verlieren als es dir lieb ist Audrey. Die Neugeborenen sind stärker als du und....", Demetri wollte in einem kühlen Tonfall noch hinzufügen, dass es naiv wäre sich - wenn man in Audreys Situation war, auf so einen Kampf einzulassen - aber dann durchbrach ein lautes Scheppern das Chaos. Die Neugeborenen waren für einen Moment still und ein weiterer Vampir in schwarzer Lederjacke betrat den Platz. Das lenkte nun erneut die Aufmerksamkeit aller Garde Mitglieder auf das Geschehen.

Irgendwie schienen die Neugeborenen auf den Mann in Lederjacke zu hören, denn nachdem er laut geworden ist und betont hatte, dass es wichtig ist dass sie ihre Instinkte kontrollieren, fügte der Vampir noch hinzu, dass sie das Menschenmädchen finden und vernichten mussten und dass es einen großen Kampf mit etwas geben würde - dass sie vernichten konnte. Der richtige Hinweis war allerdings der Ortsname den der Vampir nannte - Forks. Seinen abschließenden lauten, die Neugeborenen sollten das Chaos beseitigen, wenn sie fertig waren, wurde kaum noch gelauscht - denn da hatten sich die restlichen Vampire bereits erneut auf das Auto gestürzt und prügelten sich um die Reste.

"Sie haben schon zuviel Aufmerksamkeit erregt", sprach Demetri und ging gar nicht weiter auf Audreys Frage ein.
"So wie unsere Tatenlosigkeit. Man wird die Handlungsfähigkeit der Volturi in Frage stellen", fügte Felix noch hinzu und Audrey wunderte sich für einen Moment über seinen ernsten Tonfall. War die Aufgabe nicht gewesen, nach Amerika zu reisen um zu sehen, was die Armee macht? Oder hatte sie etwas falsch verstanden?

"Lass sie", kam es als Antwort nur von Jane und Audrey war sich bei diesen Worten nicht sicher, ob es sarkastisch gemeint war oder nicht, denn Jane hatte Felix beim geben ihrer Antwort kaum angesprochen sondern mit starkem Interesse zu dem Chaos da unten geblickt.

"Vielleicht sollten wir Rücksprache mit Aro halten...." - nur Sekunden später rang Felix nach Luft und Audrey war endlich schlauer was genau Janes Gabe war. Sie konnte anderen Personen körperlichen Schmerz zufügen ohne sie anrühren zu müssen. Und die dornige Rose schien wenig angetan von dem Vorschlag des Vampirs.

"Aros Entscheidungen werden beobachtet. Entweder lassen wir Sie am leben und schauen wofür sie erschaffen worden sind.....oder wir vernichten sie. Entscheidungen, Entscheidungen", antwortete Jane und Felix bekam seine Luft zum atmen zurück.

Audrey war beeindruckt von der Gabe des blondhaarigen Mädchens, aber ihre Aufmerksamkeit wurde von der kleinen Diskussion der Garde Mitglieder abgelenkt, als sie hörte wie sich Schritte dem 'Aussichtspunkt' näherten. Der Vampir in Lederjacke verlangsamte seine Schritte und Audrey konnte einen Blick auf sein Gesicht erhaschen - hatte er etwa Angst?

"Wir werden weiter nach Forks reisen - Audrey du wirst ihm folgen und herausfinden für wen er arbeitet", entschied Jane kühl und Demetri schüttelte nur den Kopf.
"Du willst Audrey alleine gehen lassen? Caius wird dich umbringen", sprach Demetri und die Blondine verdrehte nur ihre Augen für einen Moment.
"Sie will sich doch beweisen oder nicht?", lautete Janes Reaktion und Demetri gefiel dieses Argument ganz und gar nicht. Audrey war wie eine....tollpatschige Katze die Hilfe benötigte. Sie jetzt alleine den Vampir in schwarzer Lederjacke folgen zu lassen war - riskant. Und wenn irgendwas passieren würde, tja dann würde Caius sie alle einen Kopf kürzer machen.

"Ähm - während ihr euch darüber gestritten habt, ob Audrey ihm jetzt folgen soll oder nicht, ist es schon zu spät. Sie ist fort", mischte Felix sich nun ein und während Janes Gesicht ein fieses Grinsen zierte - bereitete sich auf dem Gesicht von Demetri leichte Besorgnis aus. Wenn Audrey verschwinden würde - wäre das Chaos das mit der Armee von Neugeborenen herrschte perfekt.

GoldregenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt