Kapitel 11

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„Wir beide interpretieren wohl etwas anderes in die Wörter „Lebe wohl", oder?", lache ich und Matteo grinst mich an.
„Also hast du es verstanden?", fragt er und kommt mir näher. „Natürlich", sage ich und er lächelt mich an.

„Entschuldigen Sie, aber es bringt Unglück, wenn der Ehemann das Kleid vor der Hochzeit sieht", sagt die Dame und stellt sich zwischen mich und Matteo. „Gott sei Dank ist er nicht mein Ehemann", lache ich und Matteo presst seine Augen zusammen. „Leider", sagt er und drückt sich an der Frau vorbei.
„Das Kleid sieht schlimm aus", flüstert er zu mir und ich nicke. Seine Hände legt er an meine Taille und schaut uns beide durch den Spiegel an.

„Du hast diesen heißen Körper nicht umsonst. Du brauchst etwas engeres", sagt er und nimmt mich an der Hand. „Seit wann kennst du dich mit Kleidern aus?", frage ich. „Ich dachte, dass wir beide mal heiraten würden und ich hatte schon so eine Ahnung, welchen Schneider ich dir zur Verfügung stellen würde. Außerdem kenne ich dich und weiß, in was du am besten aussiehst", grinst er und ich lächle Matteo an. Er nimmt mich an der Hand und zieht mich durch den Laden und an allen möglichen Kleidern vorbei. Nicht eine Sekunde bleibt er stehen und läuft gerade und zielstrebig auf eine bestimmte Ecke zu. Vor einer Kleiderstange bleiben wir beide stehen und schauen auf die weißen Kleider vor uns.

„Das", sagen wir beide zur gleichen Zeit und zeigen auf das gleiche Kleid. „Siehst du - ich habe dir gesagt, dass ich dich kenne", grinst Matteo und holt mir das Kleid von der Stange herunter. Mit dem Kleid verschwinde ich in der Umkleide und ziehe das alte Kleid aus. Das neue Kleid schmiegt sich an meine Kurven und sieht genauso aus, wie ich es mir vorgestellt habe.
Verdammt - Matteo weiß wirklich Bescheid.

„Du siehst wunderschön aus", sagt Matteo, als er mich genauer im Spiegel betrachtet. Das weiße Satin legt sich um meine Taille und der Schleier lässt meine funkelnden Augen durchtreten. „Es ist so schön", sage ich und lehne mich nach hinten und in die Halsbeuge meines Hintermanns.
„Così bella (So wunderschön)", raunt Matteo und legt seine Arme um meine Taille. Er dreht mich zu sich nach hinten um und greift nach dem Schleier, den er vorsichtig von meinem Gesicht entfernt. Seine Augen funkeln auf und ein schönes Lächeln formt sich auf seinen Lippen.

„Nur schade, dass du den falschen Mann darin heiraten wirst", sagt er und nimmt seine Finger vom Kleid. Matteo macht einen Schritt nach hinten. „Komm her", sage ich und strecke meine Hand nach seiner aus. Ohne zu zögern, umfasst er diese und stellt sich neben mich vor den Spiegel. „Lass es uns nur ganz kurz ausprobieren", flüstere ich und lehne mich gegen seinen Körper. Seine Hand platziert er an der Seite meiner Hüfte und schaut mich eindringlich durch den Spiegel an.

„Lass mich ein was ausprobieren", sagt Matteo und geht in die Knie, ehe er nach meinen Beinen fasst und mich hochhebt. „Wir sehen perfekt aus", sagt er und schaut uns beide im Spiegel an. „Das stimmt", grinse ich und schaue durch den Spiegel in das Gesicht von Mia, der eine Träne die Wange herunter kullert. „Sie sehen bezaubernd aus", schluchzt sie und Matteo dreht uns beide um.
„Nur weil Sie weinen, gibt es keine Gehaltserhöhung", lache ich und Matteo grinst mich an. „Jetzt bin ich neidisch, dass ich nicht an seiner Stelle bin", sagt Mia und zeigt auf Matteo, der mich immer noch in seinen Armen hält. „Ich bin auch neidisch auf Mauricio", flüstert er zu mir und ich lache kurz auf. „Als ob ich das nicht wüsste", sage ich und streiche die Locken aus seinem Gesicht.

„Bist du dir hundert pro sicher?", fragt er. „Auch wenn du kurzfristig deine Meinung änderst, werde ich in Sekunden bei dir sein", flüstert er gegen meine Lippen. „Ich weiß", flüstere ich und drücke Matteo einen kleinen Kuss auf die Wange. Matteo dreht uns beide wieder um und stellt mich vorsichtig auf die Beine. Ich entferne mich wieder von ihm und schaue in sein Gesicht und auf die Tränen, die seine Wangen herunterlaufen. „Nicht weinen", sage ich leise und streiche die Tränen weg. Matteo schnieft kurz auf und schüttelt seinen Kopf. „So, kleines", sagt er und hält meine Hände in seinen fest.

„Da ich es mit dem „Lebe wohl" nicht so habe, sage ich einfach bis dann", lacht er und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. „Bis dann, Matteo", sage ich und winke ihm hinterher, bis er aus dem Laden ist. „Traumpaar", schluchzt Mia und stellt sich neben mich. „Danke", lache ich und krame nach mein Handy in meiner Tasche.
Ich habe Mauricio Bilder der beiden Kleider geschickt, um seine Meinung einzuholen.

„Das erste ist am schönsten.
Das zweite bist nicht du."

„Und welches wird es werden?", fragt die Mitarbeiterin und hält das erste Kleid hoch.

Es ist irgendwie komisch, dass Kleid zu kaufen, was ich mit Matteo ausgesucht habe, aber dieses finde ich nun einmal am schönsten. „Das erste ist es geworden", sage ich und schaue in die Gesichter der lächelnden Mitarbeitern.

Mia schaut mich verdutzt an, aber ändert ihre Miene wieder. „Sie werden wunderschön aussehen", sagt sie und folgt der Mitarbeiterin. „Ich schaue mal, ob ich noch etwas am Preis machen kann", sagt sie und nickt mir zu. Nachdem ich Mia bei sich zu Hause abgesetzt habe, fahre ich zu mir.

Sie konnte die Mitarbeiterin auf 1.999 Euro runterhandeln und ermöglichte mir, das Kleid für 500 Euro auszuleihen, sodass ich diesen Muffin nicht für immer behalten muss. Diese Frau weiß, wie man handelt. Gefällt mir.

„Und wie war's?", fragt Mauricio, als ich durch die Tür gekommen bin und hält mir einen Drink hin. „Danke dir", sage ich und lächle ihn an. „Meine Mamá war so frei und hat uns ein paar Dekoideen geschickt", sagt er und mir läuft es kalt den Rücken herunter.

Mauricios Mutter ist ... etwas gewöhnungsbedürftig. Sie ist eindeutig das Oberhaupt der Familie und das hat sie mich auch gleich am ersten Tag fühlen lassen. Ich durfte kaum etwas bei ihr zu Hause anfassen, sie hat andauernd meinen Kleidungsstil - vor allem meine Anzüge bemängelt und hasst es, dass ich mehr als ihr geliebter Sohn verdiene. Mauricios Papa ist hingegen super. Er hat mir seinen selbstgebrannten Alkohol angeboten und liebt mein Auto. Ich weiß noch ganz genau, wie er mich angeschaut hat, als ich ihm die Schlüssel zu meinem Wagen in die Hand gedrückt habe. Mauricios Schwestern sind auch ganz in Ordnung. Sie beschützen zwar ihren großen Bruder und werden schnell eifersüchtig, aber sowas interessiert mich nicht.

„Und was hat sie dir geschickt?", frage ich und schaue in Mauricios Gesicht. „Denk daran, dass unser Thema mediterraner/sizilianischer Sommer ist", erkläre ich und er nickt. „Sie möchte, dass du die pink-lilafarbene Blumenbouquets verwendest, die sie bei ihrer Hochzeit schon hatte", erklärt er und zeigt mir ein Bild auf seinem Handy.
Nein ...die sind ja aus Plastik.

„Muss ich?", frage ich und Mauricio nickt. „Bitte. Es wäre toll, wenn auch etwas von meiner Mutter in unserer Hochzeit unterkommen würde", sagt er und ich ziehe eine Augenbraue hoch.
„Sag das nochmal und höre einmal genau hin", sage ich und trinke meinen Cocktail aus.
Unsere Hochzeit. Wenn er seine Mutter heiraten will, kann ich das aber auch organisieren. Pinke Plastikblumen auf meiner Hochzeit.
Ich glaube ich Spinne.

NUDES? IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt