Kapitel 19

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„Matteo, ich kann das nicht", sage ich nervös und ziehe an meinem Kleid. „Kleines, bitte - es gibt keinen Grund sich Sorgen zu machen", sagt Matteo und zieht an seiner Krawatte.

Wir stehen vor dem Anwesen seiner Eltern und ich bin kurz davor mich zu übergeben. „Ich glaub ich muss kotzen", sage ich und Matteo lacht laut. „Coco, hör auf", sagt er und hält sich lachend den Bauch.
„Am besten renne ich einfach weg", flüstere ich und Matteo zieht mich sofort an sich, öffnet die Tür und schiebt mich in den Eingangsbereich.

„Siamo qui! (Wir sind da!)", brüllt er durch das Haus und nimmt mich an der Hand. „Matteo ich glaube ich weine gleich", sage ich und drücke seine Hand. „Ich bin doch da", grinst er und drückt mir einen Kuss auf die Wange. „Da seid ihr ja", sagt eine weibliche Stimme und kommt aus der Küche gelaufen, mit einer Schürze um ihre Taille gebunden. „Madre (Mutter)", sagt Matteo und ich drücke ihn sofort von mir weg.

Los gehts Coco. Stell dir einfach vor, sie ist eine Klientin und du willst ihr ganzes Vermögen haben.

„Con accompagnamento (Mit Begleitung)", kichert sie und schaut mich mit großen Augen an. „Piacere di conoscerla, signora Dal Bon, mi chiamo Coco (Sehr erfreut, Frau Dal Bon, mein Name ist Coco)", begrüße ich sie und stelle ich mich vor Matteo hin. „Was für eine perfekte Aussprache", sagt sie und zieht mich in eine enge Umarmung. „Die Freude ist ganz meinerseits. Nennen sie mich bitte Cozza", sagt sie und lässt mich nach ein paar Küssen auf die Wange los. Ich lächle sie an, bevor sie meine Hand nimmt und mich von Matteo wegzieht. Panisch drehe ich mich um und schaue in Matteos Gesicht und wie er immer noch im Eingang steht. „Sie müssen mir alles über sich erzählen", sagt Cozza und drückt mir einen Drink in die Hand. Auf geht's.

Nach dem langen Gespräch, indem mich Cozza nach meinem Privatleben ausgequetscht hat, hat sie mich herumgeführt, allen vorgestellt und mich jetzt stehengelassen, da sie ihre Soße auf dem Herd vergessen hat. Langsam laufe ich in der alten Villa weiter, bevor ich in den großen Garten komme.

„Vittorio!", sage ich, als ich den blonden Mann in der Ecke erkenne. Seine Augen weiten sich und sofort rennt er auf mich zu. „Coco!", ruft er und schließt seine Arme um mich. „Wie schön dich wiederzusehen", sagt er und tänzelt mit mir hin und her. „Ich freue mich auch", sage ich und drücke meine Arme stärker um seinen Nacken. „Gott, ich habe Matteo fast umgebracht, weil er letztens ohne dich gekommen ist", sagt er und drückt mir einen Kuss auf die Wange. „Oh, ich freue mich so!", sagt er und hält mich immer noch fest an seinen Körper gepresst.

„Basta! (Genug!)", sagt eine Stimme und Vittorio lässt mich los. Erschrocken schaue ich in das Gesicht eines schwarzhaarigen Mannes, mit Narben auf der Stirn und an der Kehle. Er hat grüne Augen und mein Gefühl sagt mir, dass das Matteos älterer Bruder ist. „Principessa (Prinzessin), das ist Damiano - unser älterer Bruder", sagt Vittorio und ich schaue in Damianos Gesicht. „Freut mich, ich heiße Coco Augustine", sage ich und halte ihm die Hand hin. Diese nimmt er zögernd an und drückt ein angestrengtes Lächeln heraus. Nachdem er meine Hand losgelassen hat, stellt sich Vittorio wieder zwischen uns beide und schirmt mich somit komplett ab.

„Osare farle del male (Wage es, ihr wehzutun)", sagt Vittorio und Damiano schaut mich mit einem dunklen Blick über Vittorios Schulter an. „È quello di Matteo? (Gehört das Matteo?)", fragt er und seine Stimme jagt mir einen kalten Schauer über den Rücken. „Fai il bravo, mi raccomando! (Benimm dich ja anständig!)", schnaubt Vittorio und greift nach meiner Hand. Seinem Bruder werfe ich noch ein: „Alla prossima (Bis dahin)" hinterher, ehe mich Vittorio nach draußen führt.

„Wenn du dich bei ihm unwohl oder unsicher fühlst, ruf mich sofort", sagt er und stellt sich vor mich hin. „Was ist mit ihm?", frage ich und Vittorio nickt. „Er ist wie Matteo", sagt er. „Nur noch viel schlimmer und er wird im Gegensatz zu deinem Matteo handgreiflich gegenüber Frauen", sagt er und ich schlucke meine Spucke runter. „Oh", sage ich und Vittorio schaut mich an. „Solange du hier bist, versuche ich an deiner Seite zu bleiben", sagt er und legt seinen Arm um mich.
„Ich habe dich vermisst", gestehe ich und Vittorio grinst mich an. „Ich dich auch, Prinzessin", sagt er und küsst meine Wange.

„Genug", sagt Matteo, der mit schnellen Schritten auf uns zukommt. „Ruhig", sagt Vittorio und festigt seinen Griff um mich. „Hat Damiano irgendwas gemacht?", fragt Matteo und schaut mich an. „Bis auf eine kalte Begrüßung, nein", antworte ich und Matteo atmet laut aus. „Danke fürs Aufpassen", sagt er zu Vittorio und sein jüngerer Bruder nickt. „Sempre e comunque (Immer und in jedem Fall)", sagt er und Matteo lächelt Vittorio an. „Ich sehe euch beide dann beim Essen", sagt Vittorio und zwinkert mir zu, bevor er an uns vorbeiläuft.

„Ich bin aufgeregt", sage ich und Matteo lacht. „Es gibt keinen Grund", grinst er und zieht mich mit sich mit. „Muss ich vorher noch etwas wissen?", frage ich und ziehe mein Kleid zurecht. „Nein, es ist alles gut", sagt Matteo und lächelt mich an. „Süß, wie aufgeregt du bist", sagt er und lehnt sich zu mir herunter.

„Kannst du mir helfen, topolina (Mäuschen)?", fragt mich Matteos Mama und ich stoße Matteo von mir weg. „Certo che sì! (Selbstverständlich!)", sage ich und lasse Matteo hinter mir stehen, um seiner Mama einen großen Topf abzunehmen. „Sei so lieb und stelle ihn in die Mitte des Tisches", sagt Cozza. Danach nehme ich ihr das Geschirr ab und helfe ihr den Tisch zu decken.

Matteos Papa kommt mir entgegen, als ich mit den großen Tellern aus der Küche komme. „Una ragazza così bella non dovrebbe portare un peso così grande (Ein so schönes Mädchen sollte nicht so eine schwere Last tragen)", sagt er und ich habe Mühe die Wörter in meinem Kopf zusammenzusetzen.
„È molto dolce da parte loro (Das ist sehr lieb von ihnen)", sage ich und Giovanni schaut mich mit einem erhellten Gesicht an.
„Sehr gut", sagt er und legt mit der freien Hand seinen Arm um mich. „Dein Italienisch klingt super", grinst er und ich lächle zurück. „Vielen Dank", sage ich. „Wie lange lernst du es schon?", fragt er.

„Vittorio hat mit einiges in 24 Stunden beigebracht und auf dem Flug hierher, habe ich etwas gelernt", erkläre ich und Giovanni grinst. „Du bist ein Naturtalent", sagt er und drückt mir einen Kuss auf die Wange. Läuft doch super bis jetzt. Und so gut wie der Abend angefangen hat, so gut ist er auch weitergegangen - bis Matteos Oma aufgetaucht ist.

„Wann bekommen wir ein paar Enkelkinder zusehen?", fragt sie und Vittorio und ich verschlucken uns an unserem Essen. Matteo wird neben mir ganz still und Vittorio fängt an zu lachen.

„Con tanti problemi, come la sovrappopolazione, il riscaldamento globale e le guerre, i bambini non sono più utili (Angesichts so vieler Probleme wie Überbevölkerung, globale Erwärmung und Kriege sind Kinder nicht mehr nützlich)", sagt Vittorio und ich nicke ihm zu. Keine Ahnung, was er gesagt hat.

„Matteo?", frage ich und lehne mich zu meiner rechten. „Was hast du deiner Familie über unsere Beziehung erzählt - was denken die, sind wir beide?", frage ich und Matteo lacht peinlich berührt.

„Ich dachte ich nehmen den Gefallen, den du mir noch vom Gefängnis schuldest und tausche ihn dafür ein, dass du meine Ehefrau spielst", flüstert er und mein Mund klappt auf. „Matteo!", sage ich und er schaut mich an. „Tut mir leid", sagt er und greift nach meiner Hand. „Die wissen ja nicht einmal, von meinen Geschäften Bescheid", flüstert er und ich schaue ihn an.
„Keiner weiß von deinem Privatleben, oder fragt nach?", frage ich und Matteo nickt. „Das Einzige, was zählt, ist das ich eine Frau habe und mich um Nachwuchs kümmere", flüstert er in mein Ohr und ich verziehe mein Gesicht. „Ist ja widerlich", sage ich und Vittorio nickt mir im Augenwinkel zu.

„Und?", sagt Matteos Oma und schaut mich eindringlich an. „Ich bin erst 22 Jahre und konzentriere mich zurzeit auf mein Unternehmen. Ich denke nicht, dass ich in den kommenden Jahren überhaupt Zeit dafür habe", erkläre ich und Vittorio drückt meine Hand unter dem Tisch.
„Außerdem ist Coco mit 22 Jahren auch noch zu jung dafür", sagt Matteos Mama. „Am besten ist es sowieso, eine sichere Zukunft für sich selbst aufzubauen und sich zu verwirklichen", grinst Vittorio und ich lächle ihm zu.
Ich liebe diesen Mann.

„Als ob du davon etwas wüsstest", sagt Damiano ernst und die Stimmung ändert sich abrupt. „Frauen haben nur eine Aufgabe und der sollten sie nachgehen", sagt er und schaut mich an. „Beine breit machen und mehr nicht, das müsstest du doch schaffen - ist ja nicht so schwer!", keift er und ich bin kurz davor zu platzen.

„Tieni a freno la tua lingua impertinente o te la taglio (Zügel deine freche Zunge oder ich schneide sie heraus)!", zischt Matteo und Vittorio setzt sich von seinem Stuhl auf. Oh - was passiert hier?

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