Kapitel 16

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„Stirb mir ja nicht weg", sage ich und schaue Matteo an, der in voller Montur vor mir steht und an seinem Wagen lehnt.
Seine Carghosen liegen eng an seinen Oberschenkeln und die Gurte an seiner Hose hängen locker herunter. Über seinem engen Pullover trägt er einen Gurt mit Munition.

„Hast du deine Weste an?", fragt er und ich nicke. Matteo zieht an seiner Zigarette, schmeißt diese auf den Boden und tritt sie mit seinem Stiefel aus. Er streicht über meine Schultern, um sicherzugehen, dass ich die Weste anhabe. „Ich finde die Idee immer noch nicht gut", sagt er und bewegt sich hin und her. „Coco... ich finde es besser, wenn du mit Lorenzo zu Hause warten würdest", sagt Matteo, doch ich schnaube nur auf und schüttle den Kopf. „Ach kleines", sagt er und öffnet seine Autotür.

„Ich habe noch was für dich", sagt er und holt den Revolver, den er mir damals geschenkt hat aus dem Auto. „Ich bete dafür, dass du ihn nicht benutzen musst, aber wenn - er ist geladen und hier sind noch Patronen", sagt er und drückt mir alles in die Hand. „Danke", sage ich und stecke die Waffe in das Pistolenholster an meiner Schulter. Matteo schaut mich gestresst an und fährt sich über sein Gesicht.

„Boss", sagt Lorenzo, der hinter Matteo auftaucht und mich anlächelt. „Frau Augustine", sagt er und kommt auf mich zu. „Lorenzo, wie geht es Ihnen?", frage ich und umarme ihn. „Bei ihren Anblick gleich viel besser", sagt er und drückt mir einen Kuss auf den Scheitel. „Reicht", sagt Matteo und stellt sich zwischen uns. „Entschuldigen Sie Herr Dal Bon", sagt Lorenzo. „Die Männer stehen in Position", sagt er und läuft an Matteo zu mir rüber.

„Passen sie gut auf Sie auf", sagt Matteo und schaut auf mich. „Natürlich, ich werde Frau Augustine mit meinem Leben beschützen", sagt Lorenzo und langsam rutscht mir mein Herz in die Hose. Jetzt wird es ernst. „Lassen Sie uns noch einmal kurz allein?", fragt Matteo und zieht seine Gurte an der Hose enger zusammen. Lorenzo verschwindet und Matteo kommt auf mich zu.

„Hast du es dir noch einmal anders überlegt?", fragt er und ich schüttle mit dem Kopf. „Schade", sagt er und atmet gestresst aus. „Matteo, es ist alles in Ordnung. Mir wird nichts passieren", sage ich. „Ich wünschte ich könnte auf dich aufpassen", sagt er und kommt auf mich zu. „Lorenzo ist eine tolle Wahl und bei ihm fühle ich mich sicher", sage ich und lege meine Hände auf Matteos Schultern. „Pass auf dich auf", sagt er und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. „Du auch", sage ich und küsse seine Wange. „Und jetzt geh", sage ich, nachdem er sich immer noch nicht von mir entfernt hat.

„Ich habe gehört Sie haben groß Karriere gemacht", flüstert Lorenzo und läuft mit mir durch den Wald, der das Hochhaus von allen Seiten umgibt. „Kann man so sagen", wispere ich und laufe zum Hintereingang des Hauses. „Ist bei ihnen auch alles in Ordnung?", frage ich und Lorenzo nickt. „Ich musste viel auf Matteo aufpassen und mit seinen Stimmungsschwankungen zurechtkommen, aber Sie sind ja Gott sei Dank wieder da", sagt er und ich lächle ihn schlicht an.
Darauf gebe ich keine Antwort.

Laute Schüsse dringen aus dem Hochhaus. Die Vögel um uns herum strömen aus den Bäumen, als eine Explosion im obersten Stockwerk hochgeht. „Jetzt", sagt Lorenzo und läuft mit mir zum Hintereingang. „Warten Sie hier", sagt er und geht mit gezogener Waffe vor. Langsam folge ich ihm, halte jedoch genügend Abstand. Lorenzo hält seine Hand an sein rechtes Ohr und hält kurz still. „Laufen Sie auf der rechten Treppe ein Stockwerk nach oben und halten Sie sich rechts. Dort ist das Büro", sagt Lorenzo und mir wird kalt.

„Beeilen Sie sich. Das dritte Stockwerk ist schon gesäubert und bevor alle von oben nach unten strömen, sollten Sie schon im Büro sein", sagt er und scheucht mich die Treppe hoch. „Ich komme von der anderen Seite", sagt er und rennt die linke Treppe nach oben.

Schnell laufe ich die Treppe nach oben, nehme meinen Revolver aus dem Holster und halte ihn vor mich. Vorsichtig schaue ich um die Ecke und erkenne keinen auf der Etage. Lorenzo kommt in der Zeit von der anderen Seite und zeigt mit seiner Waffe auf das Büro auf meiner Seite. Mit dem Blick auf dieses, laufe ich aus meinem Versteck und entriegle die Tür zum Büro. Zugeschlossen! Willst du mich verarschen?

„Einschlagen?", forme ich fragend mit meinem Mund und Lorenzo nickt. Zuerst schaue ich mich um, bevor ich den Griff des Revolvers nehme und durch das Glas schlage. Schnell schließe ich die Tür wieder und laufe zum Schreibtisch. Schüsse fallen und Lorenzo geht in Position. Nach und nach drückt er seine Waffe ab und geht in Deckung. Mit der Hand signalisiert er mir in Deckung zu gehen und ich ducke mich, kurz bevor eine Scharr von Schmugglern an dem Büro vorbeirennt. Oh Scheiße.
Hoffentlich haben die mich nicht gesehen.

Neben mir mache ich die oberste Schublade des Schreibtisches auf und blättere durch die Dokumente, während mehrere Schüsse fallen und Leute bestialische Laute von sich geben. Den Revolver lege ich in der Zeit auf den Boden, während ich die Blätter durchsuche. Ein Blatt mit meinem Firmenlogo sticht mir ins Auge und meine Unterschrift in der unteren Ecke. Das habe ich nicht unterschrieben...

„Hiermit bestätigte ich, Coco Augustine, die Leiterin der oben genannten Firma zu sein." Mit meiner Unterschrift. Die oben genannte Firma ist der Name, der an dem Hochhaus abgebildet war, aber die Adresse ist die von meinem Büro. Die Unterschrift sieht genauso aus wie meine. Mein Briefkopf ist eindeutig und das Papier sieht auch aus wie meins. Aber wie meine alten Briefköpfe.

Ich habe Änderungen an den Kontaktinformationen genommen und meine Faxnummer herausgenommen - sowas braucht ja heutzutage keiner mehr. Der einzige Ort, wo ich meine alte Briefköpfe noch aufhebe, ist bei mir zu Hause - in meinem Arbeitszimmer. Da benutze ich sie als Schmierpapier. Oh nein.
Der Einzige der einen Schlüssel zu meinem Apartment hat, ist Mauricio. Vielleicht wurde ihm ja der Schlüssel geklaut und die Drogenhändler wussten genau, wo sie diese Briefköpfe finden werden. Unwahrscheinlich.

Die Tür zum Büro wird aufgerissen und knallt in die Wand. Oh verdammt.

NUDES? IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt