Dodici

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An diesem Abend fand Etienne leicht in den Schlaf, doch als er mitten in der Nacht erwachte, wurde ihm erst bewusst, dass er überhaupt nicht wusste, was ihn am nächsten Tag erwarten würde

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An diesem Abend fand Etienne leicht in den Schlaf, doch als er mitten in der Nacht erwachte, wurde ihm erst bewusst, dass er überhaupt nicht wusste, was ihn am nächsten Tag erwarten würde.

Er hatte es tatsächlich in Erwägung gezogen, Milo zu wecken, um ihn zu fragen, sich dann aber doch lieber stundenlang im Bett hin- und hergewälzt.

Entsprechend gerädert war er am nächsten Morgen aufgewacht, um festzustellen, dass die drei anderen schon ohne ihn zum Frühstück gegangen waren.

„Na, Schlafmütze? Auch schon wach?", begrüßte Milo Etienne, als dieser mit seinem Tablett am Tisch erschien. Die drei Jungen saßen vor ihren bereits leeren Tellern und Dante und Angelo waren bereit zum Aufbruch.

„Ich habe schlecht geschlafen", antwortete Etienne kleinlaut und ließ sich neben Dante auf die Bank fallen. „Hat dir Elise schlaflose Nächte bereitet?", fragte Dante, der beschlossen hatte wieder mit Etienne zu reden.

Eins musste man ihm lassen, nachtragend war er nicht, aber die hellste Kerze auf der Torte anscheinend auch nicht. Milo konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, aber Etienne lächelte nur.

Nachdem Dante und Angelo die beiden alleine gelassen hatte, weihte Milo Etienne in die Pläne für den Tag ein. „Surfen? Nein Milo, bitte. Das ist nichts für mich", flehte Etienne ihn an.

„Aber heute darf ich entscheiden." „Dann bitte ich dich, dich für was anderes zu entscheiden. Ich übernehme auch den nächsten Küchendienst für dich."

Milo stand zufrieden auf und einen Moment lang fragte sich Etienne, ob dies nicht von vornherein dessen Plan gewesen war.

„Gut, an den Campingplatz grenzt ein kleines Waldstück an, lass uns das etwas erkunden."

Kaum eine halbe Stunde später liefen sie am Strand entlang, um sich danach durch das Dickicht einen Weg in den Pinienwald zu schlagen.

Etienne liebte den Geruch und die Stille, als das Meeresrauschen irgendwann komplett vom Wald geschluckt wurde. Leider fing Milo irgendwann an zu reden und Etienne befürchtete, dass er gar nicht mehr aufhören würde.

Er hatte kein Problem zu schweigen. Er war mit sich im Reinen, nur Menschen, die sich selbst nicht ertragen konnten, mussten ständig reden. „Kannst du mal aufhören zu reden?", bat er Milo nach einer Weile. „Warum, was stört dich daran?"

„Eigentlich nichts, aber du versteckst dich nur hinter deinen Worten." „Und du versteckst dich hinter deinen Büchern", gab Milo trotzig  zurück.

„Das stimmt nicht. Ich tauche in die Geschichten ein und lasse es zu, dass sie mich berühren. Das ist was ganz anderes." „Du bist wirklich sonderbar."

Sonderbar, Etienne wusste, dass es nicht sein Problem war, wenn die Menschen falsche Vorstellungen davon hatten, wie er sein sollte. Und war es wirklich besser so zu sein, wie alle anderen?

Ein Donnergrollen riss Etienne aus seinen Gedanken. Sofort sahen die beiden Jungen zum Himmel, der sich bereits zugezogen hatte. „Wir sollten umkehren", sagte Milo.

„Nein, nicht daher, das ist der falsche Weg." Doch Milo ging voran und Etienne stolperte hinter ihm her. Langsam begann es zu fisseln und der Wind wurde stärker. „Sag mal, hast du vorher nicht nach dem  Wetterbericht geschaut?"

„Hätte nicht gedacht, dass das nötig ist." Plötzlich zuckte ein Blitz über den Himmel und es begann in Strömen zu regnen. „Lauf", schrie Milo und dieser rannte jetzt voraus. „Milo, warte. Bitte lass mich nicht alleine."

Die Melodie des SommersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt