Trentatre

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Hastig stellte Etienne die Box zur Seite und legte eine Hand an Milos Gesicht

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Hastig stellte Etienne die Box zur Seite und legte eine Hand an Milos Gesicht. „Milo, was ist los?" „Entschuldigung, es ist nichts. Es ist albern", sagte Milo und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Ich sollte jetzt gehen. Du hattest recht, dieser Abend macht nur alles kaputt."

Milo wandte sich ab zum Gehen, aber Etienne packte ihm am Handgelenk. „Raus mit der Sprache. Ich bitte dich, nur für den Fall, dass wir nie wieder miteinander reden und uns wieder aus den Augen verlieren. Sag mir, was los ist", fragte Etienne als Hommage, an die einstige Bitte von Milo, für ihn zu spielen.

„Dein Lied, als du mir sagtest, dass wir nichts bereuen müssen und ich dir zugestimmt habe, da habe ich gelogen. Ich habe es jeden Tag bereut, nicht früher auf dich zugegangen zu sein. Ich habe es so bereut, dass wir drei Wochen verschwendet haben und dann lasse ich 20 Jahre verstreichen und jetzt...jetzt ist es zu spät, oder?", schluchzte Milo.

Etienne ließ Milos Handgelenk nun los. „Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Warum ist damals der Kontakt abgebrochen?", fragte Etienne. „Ich weiß nicht, wer den letzten Brief schrieb. Wahrscheinlich warst du es und ich habe, als ich mit meiner Familie eine Zeit lang in der USA gelebt habe, nicht mehr geantwortet. Es muss an dem Punkt gewesen sein, an dem ich erkannt habe, dass ich niemals mit einem Mann glücklich werden würde."

„Warum nicht?" „Warum nicht?", sagte Milo etwas zu laut. „ Neun Jahre Aidspandemie lagen hinter uns. Meinst du, das wäre ein Spaziergang gewesen, sich da zu outen?"

Etiennes Gesichtszüge waren nun ernst. Milo vergas wohl, mit wem er sprach. „Nein, das war es nicht und das ist es immer noch nicht. Ich musste lernen, wann ich meine Sexualität frei ausleben kann und wann ich sie lieber für mich behielt."

„Tut mir leid Etienne. Ich hätte das nicht sagen dürfen. Das war bestimmt nicht leicht für dich." „Und für dich?" „Ich habe geheiratet und bin Vater geworden und alles andere habe ich verdrängt."

Etienne setzte sich auf das kleine Samtsofa und Milo nahm neben ihm Platz. „Und warum dann die Scheidung?" Milo strich nervös über die Stelle, an dem sich einst sein Ehering befunden haben musste. „Deinetwegen." „Nein", protestierte Etienne.

„Ich habe per Zufall einen Artikel über dich in der Zeitung gelesen. Das ist fast zwei Jahre her und alle Erinnerungen, die ich so gut weggesperrt hatte, waren wieder da. Meine Ehe war eine Farce. Ich bin meiner Exfrau auf ewig dankbar, dass sie mir zwei wunderbare Kinder geschenkt hat, aber ich habe sie nie geliebt. Nicht so wie dich."

In Etiennes Kopf herrschte das reinste Chaos, so als würden drei Klavierstücke gleichzeitig gespielt. Da saß der Mann, den er einst geliebt hatte, der ihm so vertraut, aber zeitgleich so fremd geworden war und gestand ihm seine Liebe.

Doch alles, was er sah, war die Zukunft, die die von ihm idealisierte Vergangenheit zerstörte.

Die Melodie des SommersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt