Ventiquattro

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Es war bestimmt nicht klug, zehn Minuten vor seinem bislang wichtigsten Auftritt an den Sex mit seiner Jugendliebe zu denken

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Es war bestimmt nicht klug, zehn Minuten vor seinem bislang wichtigsten Auftritt an den Sex mit seiner Jugendliebe zu denken. Aber er erinnerte sich an so vieles. Neben dem herzerwärmendem Gefühl in seiner Brust, war da die Erinnerung an zwei unbeholfene Teenager, zwei schwitzige Körper und eine reine, bedingungslose Liebe. Diese Erinnerung duftete nach Pinienwäldern und Sommer und wurde untermalt von Bachs Capriccino in B-Dur.

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Milo drückte Etienne einen Kuss auf die Lippen und noch einen und noch einen, bevor er dann überstürzt aus dem Bett sprang. „Ich habe da noch was für dich. Ich wollte es dir eigentlich erst bei unserem Abschied geben. Mach die Augen zu."

Etienne schloss die Augen und Milo legte etwas Kleines in seine Hand. „Mach sie wieder auf." Etienne öffnete die Augen und schaute auf die kleine, aus Holz geschnitzte Note.

„Ich sag jetzt was Kitschiges. Bitte lach mich nicht aus", sagte Milo, während Etienne zwischen ihm und der Note verliebt hin und her schaute. „Also, ich habe mich für die Note entschieden, weil du die Melodie des Sommers für mich bist."

Etienne sah Milo erst mit großen Augen an, doch dann wurden diese mit Tränen überschwemmt und er begann laut zu schluchzen. Nie hatte jemand was Schöneres zu ihm gesagt.

Kein „Ich liebe dich" der Welt bedeutete ihm so viel, wie Milos Worte. „Habe ich was Falsches gesagt?", fragte Milo, doch Etienne schüttelte den Kopf. „Das ist das Schönste, was du hättest sagen können... Milo, ich wollte immer ein großer Pianist werden und das will ich immer noch."

Milo ließ sich neben Etienne auf die Matratze sinken und drückte ihn feste an sich. Die Kassette klackte in der Musikanlage und Etienne stand auf, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und drehte die Kassette um.

Als die Klavierklänge erneut ertönten, setzte er sich wieder zu Milo aufs Bett. „Ich wollte immer ein Pianist werden. Ich spiele Klavier, seit ich vier bin und es sah immer alles danach aus  als würden alle meine Träume wahr werden."

Etienne zog deutlich hörbar die Nase hoch. „Und was ist dann passiert?", fragte Milo. „Dann brannte die Philharmonie ab, in der mein Vater gearbeitet hatte und unter ihren Trümmern wurden auch meine Träume begraben." Etienne legte den Kopf schief und versuchte einen neuen Tränenschwall zurückzuhalten.

Milo legte liebevoll eine Hand an seine Wange und Etienne schmiegte sich dagegen. „Danach ging es uns finanziell nicht mehr so gut und ich habe gesehen, wie meine Eltern jeden Lira zweimal umgedreht haben. Deshalb habe ich ihnen gesagt, dass ich keinen Klavierunterricht mehr wollte. Ich habe ihnen gesagt, dass ich Arzt werden wollte und ich das Klavierspielen nur noch als Hobby ansehe."

„Aber du lebst für das Klavierspielen und die Musik." „Seit dem nicht mehr. Seit dem Zeitpunkt bin ich jeden Tag ein Stückchen mehr gestorben."

Die Melodie des SommersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt