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Als Louis am darauffolgenden Morgen aufwachte, fühlte er sich als hätte er Tage nicht geschlafen. Seine Augen geschlossen, wollte er sich noch einmal umdrehen und weiterschlafen, doch sein erwachendes Bewusstsein machte ihm einen Strich durch die Rechnung.

Die Erinnerung an den gestrigen Tag und das nächtliche Telefonat mit seiner Mutter schlichen such zurück in seine Gedanken, die bis eben noch vom Halbschlaf geleitet wurden.
Sofort wurde Louis um einiges wacher. Er wusste, er würde mit diesen Gedanken jetzt nicht mehr guten Gewissens einschlafen können.
Langsam öffnete Louis seine Augen und war verwundert, dass er sich an keine große Helligkeit gewöhnen musste.
Der Raum wurde lediglich von Lichtflecken an der Wand erhellt, die durch die halbgeschlossenen Rolladen von draußen hineinfielen. Briana musste sie gestern halbherzig geschlossen haben.

Müde griff er nach seinem auf dem Nachttisch liegendem Handy und stöbselte es vom Ladekabel ab. Das helle Licht, welches sein Sperrbildschirm ausstrahlte, blendete ihn. Louis kniff die Augen zusammen und regelte die Helligkeit schließlich runter. Dann wandte er sich der Uhr zu. Sie zeigte 08:12 Uhr an. Er warf einen Blick hinüber zu Briana, die anscheinend noch schlief und überlegte, ob er nicht liegen bleiben sollte, bis sie aufwachte. Doch er entschied sich dagegen.

Es war noch nie Louis' Art gewesen, lange ohne eine Beschäftigung irgendwo ausharren zu können.

Er stand also auf, zog sich Pulli und Jogginghose über (er konnte nur in T-Shirt und Boxern schlafen) und ging in die Küche. Dort schmiss er die Kaffeemaschine an und setzte den Wasserkocher auf.
Louis holte zwei Tassen aus dem Schrank hervor , stellte die eine unter die Kaffeemaschine und in die andere ließ er einen Teebeutel fallen.

Briana war morgens ohne ihren Kaffee völlig unzurechnungsfähig, das wusste er. Und er verstand nicht, warum.
Louis konnte dem Koffeinhaltigen Getränk nähmlich überhaupt nichts abgewinnen. Für ihn war es eine braune Pampe, die ekelig bitter schmeckte.
Er liebte Tee.
Nur in äußersten Notfällen zwang er sich dazu, nach dem Kaffebecher zu greifen. Und selbst dann nur mit Unmengen an Milch und Zucker.

Selbst als er noch mit der Band auf Tour war und sie täglich bis halb eins in der Konzerthalle waren und morgens schon um Acht am Flughafen stehen mussten, hatte Louis die Cola am Morgen dem Kaffee vorgezogen, um wach zu werden.
Seine Bandkollegen hatten ihn (allesamt mit einem Kaffebecher bewaffnet) für seine Einstellung immer ausgelacht, doch Louis hatte stolz erklärt, dass in Cola Koffein und Zucker enthalten war und ihm somit mehr Energie brachte.

Und tatsächlich war Louis immer derjenige, der von ihnen nachher am wachesten war.

Der Koffevollautomat tat seine Aufgabe und Louis sah zu, wie die Tasse sich vor ihm langsam füllte. Auch sein Teewasser war heiß und er füllte es in seine Tasse, wartete schließlich einige Minuten.

Schon während des Gespräches mit seiner Mutter in der Vergangenen Nacht war Louis klar gewesen, dass er mit Briana reden würde um sicherzugehen, dass seine Freundin wusste, dass er für sie da war.

Und das würde er tun, sobald beide Getränke fertig waren.

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Bewaffnet mit zwei Tassen und sorgfältig darauf bedacht, nicht zu sehr zu schwanken, um keine möglichen Verbrennungen zu riskieren, machte sich Louis auf ins Schlafzimmer.
Er stellte die Tassen auf ihren Nachttisch ab und ging zum Fenster, um die Rolladen hochzuziehen.

Als das Licht das Zimmer nun vollends erhellte, gab sie endlich ein Lebenszeichen von sich. Sie drehte sich vom Fenster weg und kniff die Augen zusammen.

Lächelnd setzte Louis sich an ihre Bettkante. Er brauchte nicht viel zu tun, um sie weiter aufzuwecken. Die Bewegung der Matratze reichte aus und sie öffnete gähnend die Augen, brauchte einen Augenblick, um sich zu orientieren.

,,Guten Morgen", begrüßte Louis sie und bekam eine verschlafene Antwort zurück. Damit Briana sich endlich aufrichtete, reichte er den Kaffee.

,,Hier, für dich''

Dankend nahm sie ihn entgegen und lehnte sich mit dem Rücken an die dafür bestimmte Bettlehne. Sie roch an dem Kaffee und nahm einen vorsichtigen Schluck aus der Tasse.

Louis räusperte sich und zog damit Brianas Aufmerksamkeit auf sich.

,,Briana, ich...'', er zögerte, hatte vergessen, was er eigentlich sagen wollte, fing sich jedoch schnell wieder.

,,Also ich... Ich möchte, dass du weißt, dass ich für sich da bin, wenn du mich brauchst. Ich weiß nicht, was du gestern mit Cherry besprochen hast, aber du bist nicht allein.''

Sie senkte den Blick.

,,Es... tut mir leid wegen gestern, Lou. Ich hab dich einfach stehen lassen''

Ihre Augen begannen wieder zu glitzern und Louis hätte sich für seine Taktlosigkeit ohrfeigen können.
Denn dass Briana nach dem Aufwachen sofort schon Tränen vergoss, war nicht das Ziel des Gesprächs gewesen.

,,Es war einfach so viel und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte und dann-"
,,Briana hey'', er legte sanft eine Hand auf ihr Bein. ,,Ich mache dir überhaupt keinen Vorwurf, ganz im Gegenteil, ich verstehe dich voll und ganz. Ich möchte einfach nur, dass du weißt, dass ich da bin für dich. Lass uns jetzt einfach zusammenhalten. Und"
Er legte den Finger an ihr Kinn, sodass sie den Kopf hob.

,,Egal, welche Entscheidung du jetzt über dieses kleine Wesen da drin'', er tippte auf ihren Bauch,,,fällst, ich werde dich unterstützen.''

Noch während er diese Worte aussprach, kam es ihm komisch vor. Er hatte keinen Mut zu einem Kind. Doch Louis fand, dass es jetzt seine Pflicht war, den Erwachsenen zu spielen, um Briana halt zu geben, so wie seine Mum es ihm geraten hatte.

Ob er es jetzt war oder nicht, wusste Louis selbst noch nicht so ganz.

Briana schwieg einfach und das bewegte ihn dazu, von der Bettkante aufzustehen und die Arme auszubreiten.
,,Kommt her, ihr zwei''

Lächelnd schlug sie die Bettdecke zurück, erhob sich ebenfalls und ließ sie von ihm in eine Umarmung ziehen.

Eine Weile standen sie so da. Gegen seine Schulter konnte man sie schließlich nuscheln hören.

,,Ich liebe dich, Lou."

,,Ich dich auch'', log er.

Midnight Sun

Still Wanted. - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt