Auf der Suche nach Nilotpala-Lotos durchquert ein einsamer Wanderer die dicht bewachsene Umgebung des Advidya-Waldes. Die Sonne steht bereits hoch am Himmel. Das tropische Klima würde bei den meisten Lebewesen wohl zu einer vorzeitigen Erschöpfung führen, doch das menschliche Aussehen des jungen Mannes trügt.
Ein Wissen, welches bloß die wenigsten über ihn besitzen.
Dennoch präferiert er eine warme Umgebung, wie diese, gegenüber der Kälte anderer Regionen. Dies ist wohl einer der Gründe, weshalb der Wanderer sich noch immer an diesem Ort aufhält. Abgesehen von der Schuld, die es für ihn zu begleichen gilt, besitzt er kein besonderes Ziel. Heimatlos und alleine verbrachte er die letzten Jahre in ständiger Wanderschaft. Somit ist dies der einzige Name, mit dem der Dunkelhaarige sich identifiziert, nachdem alle vorherigen ihre Bedeutung verloren.
Während der junge Mann sich weiter entlang des schmalen Pfades bewegt, verirrt sich ein Vogel in seine Nähe. Mit sanften Flügelschlägen landet das gefiederte Tier auf der Schulter des Wanderers. Für ihn scheint dieses Ereignis allerdings weder sonderlich erfreulich noch überraschend zu sein. Er stört sich nicht daran. Und setzt seinen Weg unbeirrt fort.
Als eine tiefe Stimme jedoch die Ruhe des Waldes erschüttert, fliegt der Vogel vor Schreck davon. Mit einem Mal wirkt es so, als würde die gesamte Umgebung plötzlich den Atem anhalten.
,,Hier in der Nähe soll es ein Gasthaus geben, zeig uns den Weg dorthin."
Daraufhin herrscht Stille.
,,Hey, wir reden mit dir!" spricht ein weiterer Mann wenige Sekunden später. Die beiden befinden sich allem Anschein nach einige Meter südlich von ihm. Durch den dichten Bewuchs des Waldes dringen allerdings lediglich ihre Stimmen bis zu dem Wanderer durch.
Der Dunkelhaarige lässt sich von dieser kleinen Störung hingegen nicht ablenken. Was auch immer dort vor sich ging, es war nichts, was ihn ansatzweise interessierte. Sich grundlos in fremde Angelegenheiten einzumischen, darauf konnte er getrost verzichten. Also richtet der junge Mann seinen Hut und macht sich daran den Dingen nachzugehen, weshalb er überhaupt erst hergekommen war. Es ist eben dieser Moment, in dem noch eine andere Stimme bis zu seinen Ohren durchdringt.
,,Entschuldige, ich äh-... natürlich, ich werde euch den Weg zeigen."
Sie durchfährt den Dunkelhaarigen, wie ein Stromschlag. Besäße er ein Herz, dann würde es sich sicherlich in diesem Augenblick vor Aufregung überschlagen. Dennoch lässt sich das warme Gefühl in seiner Brust kaum leugnen. Ein Gefühl, welches er zuvor lediglich aus den Erinnerungen seines vergangenen Lebens kannte. Das, was sich in seinem Gedächtnis, wie ein strahlendes Andenken einprägte, lässt sich allerdings nicht ansatzweise mit der Realität vergleichen.
Ungeachtet dessen, wie der junge Mann sich einst vorgenommen hatte zu handeln, wenn er jemals diese Stimme erneut hören sollte, hechtet er augenblicklich in Richtung des Ursprungs.
Bloß ein einziger Blick.
Nur einmal möchte der Wanderer die Frau sehen, welche einst sein gesamtes Leben verändert hatte.
Das erste, was ihm ins Auge fällt, lässt seine Laune jedoch sinken. Ehe der Dunkelhaarige in das Sichtfeld der drei Personen gelangt, geht er nun hinter einem der großen Bäume in Deckung. Zwei Mitglieder der Fatui haben die Frau umzingelt.
,,Nicht so schnell," gibt der Pyro Gardist drohend von sich und zieht sein Gewehr.
,,Wenn du vor hast Probleme zumachen, können wir die Sache hier auch ganz anders angehen, verstanden?" droht der andere ihr daraufhin.
Endlich kann der junge Mann ein Blick auf die Frau erhaschen, welche in die Fänge der Fatui geraten ist. Ihre Augen sind nachdenklich zu Boden gerichtet. Sie wirkt nicht sonderlich verängstigt angesichts der Situation, in der sie sich befindet.
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To Be Loved By Him
Fanfiction[Zweiter Band von 'To Be Hated By Her'] ,,Wären wir uns nicht unter diesen Umständen begegnet... dann hätte unsere Geschichte vielleicht einen anderen Verlauf genommen." ~ Scaramouche Nachdem Luanas Schwester Mai bereits in jungen Jahren verstorben...