11 - Ein Zwiespalt ihrer Gefühle

58 7 11
                                    

Ein nur bedingt erfolgreicher Tag neigt sich allmählich dem Ende zu.

Nachdem sie das Aaru-Dorf erreichten, begann das gleiche Spiel ihrer Suche von Neuem. Allerdings gab es auch an diesem Ort von der Anwesenheit des Reisenden keine Spur. Immerhin wurde ihnen jedoch ein neuer Hinweis auf seinen Verbleib zuteil.

Nun durchqueren sie den steinernen Bogen am Eingang des Dorfes nochmals, um von neuem aufzubrechen. Noch weiß Luana nicht, was genau ihr nächstes Ziel darstellen soll. Aber sie kann derweil keine neue Motivation aufbringen, um sich bei ihrer Reisebegleitung zu erkundigen. Die Erschöpfung des langen Tages steckt ihr bereits in den Knochen. Und als sich ihre Schritte innerhalb kürzester Zeit verlangsamen, scheint auch der dunkelhaarige Mann an ihrer Seite darauf aufmerksam zu werden.

,,Schlagen wir ein Lager auf," beschließt dieser nun nachdem sie etwa 10 Minuten schweigend nebeneinander hergelaufen waren.

Luana hält inne. Als sie sich umsieht, wird sie allerdings stutzig.

,,Hier?" fragt die junge Frau überrascht, ,,mitten in der Landschaft?"

So weit das Auge reicht, sind sie von Sand umgeben. In der Ferne zeichnen sich einige Berge sowie eine bedrohlich wirkende, riesige Pyramide am Horizont ab. Völlig ungehindert fegt der heiße Wind über die flachen Sanddünen hinweg. Auch wenn die Sonne bereits untergeht, so hängt die sengende Hitze noch immer tief über dem Boden.

,,Spricht etwas dagegen?"

Die Hand des Wanderers ruht an dem Saum seines Hutes, während er über seine Schulter zu ihr herüber sieht.

,,Naja... wir befinden uns in einer nicht sonderlich gut geschützten Lage," wirft Luana ein. Eigentlich ein berechtigter Einwand, doch der junge Mann tut ihre Worte mit einem Kopfschütteln ab.

,,Solange ich in deiner Nähe bin, hast du nichts zu befürchten," lässt er sie simpel wissen, ,,ich werde wache halten."

Luana mustert seine regungslosen Gesichtszüge für einen Augenblick nachdenklich. Eigentlich hatte sie mit ihrer Aussage mehr auf die ungünstigen Wetterbedingungen abgezielt. Doch seine aufrichtigen Worte bringen sie unweigerlich zum schmunzeln. Die goldenen Strahlen der untergehenden Sonne hüllen seine Erscheinung in warme Farben. Die Augen des Wanderers wirken in diesem Licht noch dunkler als sonst. Eine Dunkelheit, in der man sich bloß allzu leicht verlieren kann.

,,Na schön, du hast wohl recht," murmelt die junge Frau letztlich leise. Sie zwingt sich dazu ihren Blick von ihm zu lösen und lässt sich schließlich ein paar Meter abseits auf dem warmen Sandboden nieder.

Kurzerhand packt Luana ihren Schlafsack und etwas Essen aus. Am Tag zuvor hatte sie sich zum ersten Mal an einem Eintopf mit den neu erworbenen Hennabeeren und einigen anderen regionalen Besonderheiten Sumerus versucht. Unterdessen gesellt der Dunkelhaarige sich in ihre Nähe auf einen kleinen Felsbrocken am Boden und beobachtet ihre Bewegungen schweigend.

,,Ich weiß, du wirst nichts davon essen, aber ich frage dich dennoch, weil ich nicht unhöflich sein will," seufzt Luana daraufhin und sieht zu ihm auf, ,,möchtest du auch etwas?"

Natürlich kennt sie die Antwort bereits. So wie auch sonst, wird er ihre Frage verneinen. Es erscheint unmenschlich. Noch nie hatte sie ihn überhaupt etwas essen gesehen. Doch vielleicht aß er einfach nicht gerne in Gesellschaft und tat es daher außerhalb ihres Sichtfeldes. Von irgendetwas muss ein Mensch sich immerhin ernähren.

,,Verschone mich vor deinen Kochkünsten."

Die junge Frau rollt mit den Augen.

,,Du hast doch noch nie etwas von meinem Essen probiert," widerspricht sie ihm beleidigt. Eigentlich würde sie sich selbst als gute Köchin bezeichnen.

To Be Loved By HimWo Geschichten leben. Entdecke jetzt