13 - Ein Blick hinter seine Fassade

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Ungeachtet ihrer geringen Sichtweite oder der Aufmerksamkeit des Reisenden und seiner Begleitung stürmt Luana durch die Finsternis der frühen Morgenstunden. Die Fortbewegung auf dem sandigen Untergrund ist kräftezehrend. Das Herz in ihrer Brust überschlägt sich. Doch die Ausschüttung des Adrenalins in ihren Venen treibt sie weiter an.

Solange bis die Umrisse der ihr bekannten Person endlich in das Sichtfeld der jungen Frau rücken. Sie verlangsamt ihre Schritte und schnappt nach Luft.

,,Hey! dachtest du etwa, du wirst mich so einfach los?" ruft sie mit der letzten Kraft ihrer Lungen aus. Die Gestalt des Mannes hält in ihrer Bewegung inne. Luana überwindet die Distanz zu ihm und kommt letztlich schweren Atems neben ihm zum Stehen.

,,Was zum-" murmelt der Dunkelhaarige perplex, ehe er sich selbst unterbricht, ,,bist du mir etwa gefolgt?"

Die junge Frau schenkt ihm zur Antwort lediglich ein schwaches Nicken. Sie ist noch immer zu erschöpft von ihrem Sprint, um irgendetwas zu sagen. Es ist wirklich langsam an der Zeit, dass sie besser in Form kam.

,,Heißt das, du hast meine Unterhaltung mit dem Reisenden belauscht?"

Die Augen des Wanderers bohren sich rücksichtlos in die ihre, als Luana endlich zu ihm aufsieht. Nahezu wie die Kälte einer Klinge, welche an ihrer Kehle ruht. Bereit mit einem falschen Wort ihre Haut zu durchdringen und ihr warmes Blut über den hellen Sand zu vergießen.

Die junge Frau schluckt hart.

Wäre es tatsächlich ratsam ihm in diesem Augenblick die Wahrheit zu sagen?

Da sie sich aus dem Inhalt ihres Gespräches nach wie vor keinen Reim machen kann, fällt es ihr um so schwerer einzuschätzen, wie er womöglich darauf reagieren könnte.

,,Nein, ich war nicht nah genug, um etwas zu verstehen," entscheidet sie sich letztlich für die sicherere Antwort. Ihr Gegenüber mustert jeden Winkel ihres Gesichtes misstrauisch. Also spricht die junge Frau hastig weiter, um die Panik in ihrem Inneren zu überspielen.

,,Naja, jedenfalls war ich ziemlich überrascht Aether und Paimon bei dir zu sehen, als ich aufwachte. Und dann brichst du einfach auf, ohne etwas zu sagen? Was soll das? Ich dachte wir wären Freunde...," redet sie auf ihn ein, ohne Luft zu holen, ,,wieso wolltest du dich nicht einmal von mir verabschieden?"

Die Worte platzen so schnell aus ihr heraus, dass es Luana nicht länger gelingt ihre Aufregung vor ihm zu verbergen. Der Mann vor ihr zieht hingegen mit ausdrucksloser Miene seinen Hut tiefer ins Gesicht.

,,Ich habe keinen Bedarf für solche lächerlichen Gepflogenheiten," erwidert er unberührt und wendet sich zum Gehen.

,,Du behauptest also... die vergangenen Tage...- das alles war für dich nur eine gewöhnliche Begegnung? Eine unbedeutende Bekanntschaft?"

Der Dunkelhaarige hält inne und sieht über seine Schulter. Luana, die seinem stechenden Blick nicht länger stand halten kann, starrt grimmig zu Boden.

,,Ich habe dir doch bloß geholfen, weil deine Existenz bemitleidenswert ist," spukt der junge Wanderer ihr herablassend entgegen. Die Verachtung in seiner Stimme bringt das Blut Luanas zum kochen. Mit angespanntem Kiefer beißt sie sich auf ihre Zunge, um nicht in einem blinden Ausbruch ihrer Gefühle gegen seine verletzenden Worte vorzugehen.

,,Du hast dein Ziel nun erreicht, also wo liegt das Problem?"

Die kühle Ausdruck des dunkelhaarigen Mannes mischt sich nun mit einem schwachen Anflug von Verzweiflung.

Es hatte ohnehin keinen Sinn mehr. Die Entscheidung ihres Gegenübers war bereits gefallen.

,,Ich habe meinen Soll erfüllt... dementsprechend werde ich jetzt gehen," beendet er seine Rede zuletzt ernüchternd. Dann kehrt er ihr endgültig den Rücken zu und setzt sich in Bewegung.

To Be Loved By HimWo Geschichten leben. Entdecke jetzt