12 - Der Sand in ihren Händen

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In tiefschwarzer Finsternis lodert eine kleine Flamme auf. Ein einziger Funke genügte, um das Feuer zu entfachen. Ungehindert breitet es sich aus. Erhellt die kindliche Silhouette, welche zuvor lediglich von Schwärze umhüllt wurde. Die ausgehende Hitze prickelt auf der Haut wie tausend Nadelstiche.

Die Flammen haben das Gebäude nun vollständig umschlungen. Doch noch immer steht die fremde Gestalt unbeweglich dort und betrachtet das lodernde Feuer, wie ein unterhaltsames Spektakel.

Eine Emotion so stark, dass sie jede Faser des schmächtigen Körpers einnimmt.

Wut.

Und erst als die Struktur des Hauses vor den Augen des Fremden zusammenfällt, kehrt er dieser den Rücken zu. Sein Gesicht besitzt die Merkmale eines Kindes. Doch von einem Ausdruck des Schmerzes verzerrt, gerät seine äußere Erscheinung in Konflikt mit seinem wahren Alter. Die Iris in grelles Licht getränkt, bringen seine Augen eine unersättliche Wut hervor.

...

,,Du willst was?"

Eine schrille Stimme holt Luana zurück aus dem Schlaf in die nächtliche Umgebung von Sumerus Wüstenregion. Die Eindrücke in ihrem Kopf fügen sich langsam zu einem Bild zusammen. Doch ehe sie es greifen kann, zerfällt es erneut vor ihren Augen. Sie kann sich lediglich an Bruchstücke ihres Traumes erinnern.

Erst nachdem die junge Frau ihre Gedanken für einige Sekunden gesammelt hat, kehrt ihre Aufmerksamkeit erneut zu der hohen Stimme zurück, welche sie zuvor aus dem Schlaf riss. Der Wind weht Bruchteile einer Unterhaltung an ihre Ohren heran. So auch die Stimme des Wanderers, die seinen Gesprächspartner nun energisch dazu anhält leiser zu sein.

Verwirrt richtet Luana sich in ihrem Schlafsack auf und sieht sich um. In ihrem Kopf schwirren weiterhin Überlegungen zu ihrem seltsamen Traum umher, während sie so unverhofft mit der Realität konfrontiert wird. Die Umgebung der jungen Frau ist weiterhin in Dunkelheit gehüllt. In der Nacht scheinen die Temperaturen auf ein nahezu angenehmes Niveau gesunken zu sein.

Nun fällt ihr Blick auf die drei Gestalten, welche sich einige Meter entfernt am Fuße einer Sanddüne aufhalten. Da sie sich unterhalb ihrer Position befinden, ist es allerdings unwahrscheinlich, dass sie Luana so ohne weiteres bemerken würden.

,,Sie ist es, nicht wahr?" dringt eine männliche Stimme schwach bis an ihre Ohren heran. Sie kneift die Augen zusammen, um sein Gesicht ausmachen zu können, doch es ist zu dunkel und ohnehin zu weit entfernt. Was hingegen durchaus auffällig ist, sind die blonden Haare des Mannes.

,,Diese Frau ist der einzige Mensch, für den du mich um Hilfe bitten würdest."

Aus ihrer Perspektive kann sie lediglich einen Blick auf den Hut des Wanderers erhaschen. Er scheint mit dem Rücken in ihre Richtung gewandt zu sein.

Und während Luana sich aus ihrem Schlafsack befreit, um sich unauffällig ein wenig näher an das Geschehen heran zu bewegen, dringt die Erkenntnis allmählich bis in ihren müden Verstand vor. Auf den Knien im warmen Sand kauernd, belauscht sie das Gespräch der drei Personen unentdeckt.

,,Die einzige Frau, die das kalte Herz des Wanderers erwärmen kann," gibt die sehr hohe, weibliche Stimme von zuvor nun theatralisch von sich. Luana erkennt die seltsam kleine Gestalt eines Mädchens nun deutlich. Es handelt sich also um eben diese Personen, die sie bereits vermutet hatte. Niemand geringeres als der Reisende und seine schwebende Begleitung selbst befanden sich in diesem Augenblick wenige Meter von ihr entfernt in einer Unterhaltung mit dem dunkelhaarigen Wanderer vertieft.

,,Ich besitze kein Herz, also pass lieber auf was du sagst," ermahnt dieser seinen Gegenüber nun mit scharfer Zunge. Die junge Frau versucht den Inhalt ihres Gesprächs zu entschlüsseln. Doch da sie vor lediglich wenigen Minuten inmitten der Nacht aufgeweckt wurde, ist es ihr kaum möglich das Geschehen bereits vollends zu durchblicken.

To Be Loved By HimWo Geschichten leben. Entdecke jetzt