08 - Der Beginn ihrer Freundschaft

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Vereinzelte Tropfen fallen vom Himmel. Die Wolken hängen tief. Bedrohlich und finster über den Köpfen der beiden Reisenden. Während Luana eine Hand ausstreckt und ihre Schritte verlangsamt, setzt der Dunkelhaarige an ihrer Seite seinen Weg unbeirrt fort. Mit einem schwachen Seufzen eilt sie ihm kurzerhand hinterher.

Der Regen würde sie nicht aufhalten.

Bald erreichen sie den Rand der Wüste. In etwa 2 Tagen, laut der Aussage des Wanderers. Und nicht mehr lange bis sich ihre Wege von dem seltsamen jungen Mann trennen werden.

Noch weiß Luana nicht so recht was sie von diesem Gedanken halten soll. Trotz ihrer Unterschiede war sie bereits dabei sich an seine Anwesenheit zu gewöhnen. Man könnte sogar behaupten, dass sie innerhalb dieser kurzen Zeit in gewisser Weise zu Freunden wurden.

Doch da der einzige echte Freund, den Luana jemals besaß, ihre Schwester Mai war, kann sie dieses Gefühl vielleicht auch nicht richtig beurteilen. Es sind bloß 3 Tage seit ihrer Begegnung mit dem Dunkelhaarigen vergangen. Und doch hatte sie ihm Einblicke in ihr inneres Selbst gewährt, welche man eigentlich keinem Fremden offenbart. Ungewöhnlich. Selbst für einen eher extrovertierten Charakter, wie den ihren. Dennoch irgendwie... aufregend. Will die junge Frau überhaupt, dass dieses Gefühl so schnell wieder verging?

Der Regen nimmt allmählich zu. Er dringt durch ihre Kleidung bis auf die erhitzte Haut Luanas. Zunächst erweist sich dies als recht angenehm. Ihre Muskeln schmerzen noch immer von der starken Belastung am Morgen. Stundenlang schlug sie auf den dicken Baumstamm ein. Mit Erfolg jedoch. Sie konnte die Aufgabe, welche der Wanderer ihr stellte letztlich erfüllen. Der Baum lag am Boden.

Und was erhielt sie für ihre Mühen? Ein schwaches Nicken seinerseits und die Erleichterung darüber, dass sie nun endlich aufbrechen könnten.

Luana zieht ihre Augenbrauen grimmig zusammen. Der Regen ist warm. Dennoch beginnt die nasse Kleidung allmählich an ihrer Haut zu kleben.

Schließlich kommt ihr eine Idee in den Sinn, welche sie sicher sogleich bereuen würde.

,,Sag mal... dein Hut ist doch groß genug, um sich darunter vor dem Regen unterzustellen oder?" spricht die junge Frau den Dunkelhaarigen völlig unverfroren von der Seite an. Eigentlich hatte sie diese Frage nur zum Teil ernst gemeint. Immerhin ist ihr bewusst, dass es recht schwierig werden würde sich alleinig mit einem Hut vor dem Regen zu schützen. Allerdings fasst die Person neben ihr diese Worte keineswegs als Scherz auf.

,,Du willst meinen Hut als Regenschirm nutzen?" schnaubt der Wanderer in einer Mischung aus Entsetzen und Verachtung, ,,die Dreistigkeit mich überhaupt um so etwas zu bitten."

Luana weiß nicht so recht, ob sie seine harsche Abweisung für amüsant oder doch eher beleidigend halten soll. Auch wenn sie sich schließlich für letzteres entscheidet, ist sie nicht darauf aus einen Streit anzuzetteln. Viel mehr besitzt die junge Frau ein wachsendes Interesse daran diese Unterhaltung noch ein wenig länger auszureizen. In der Hoffnung, dass er somit endlich etwas mehr über sich preisgeben würde.

,,Du hast leicht reden, solange du nicht nass wirst," entgegnet Luana stumpf und sieht hinauf in den wolkenverhangenen Himmel.

,,Stell dich nicht so an," rollt der Dunkelhaarige lediglich mit den Augen. Ihr Blick bewegt sich in Richtung des Wanderers. Seine Augenbrauen ziehen sich leicht zusammen. Ihre Worte scheinen ihn zu verärgern. Gut. Er lässt sich von ihr provozieren.

,,Wie wäre es mit einer Pause? Ich bin noch immer erschöpft von heute morgen... und wenn ich krank werde, falle ich dir bloß noch länger zur Last."

Ein resigniertes Seufzen seinerseits bringt Luana innerlich zum Schmunzeln. Nun, genau genommen ist ihre Forderung nicht gelogen. Das erste richtige Training hatte ihr wirklich körperlich zugesetzt. Dennoch liegt es nicht in ihrer Natur sich darüber zu beklagen. Normalerweise würde die junge Frau einfach die Zähne zusammenbeißen und sich nichts anmerken lassen. Doch irgendetwas treibt sie dazu an erneut ihren Mund aufzumachen. Vielleicht ist es Neugier. Oder auch der Wunsch ihn besser zu verstehen.

To Be Loved By HimWo Geschichten leben. Entdecke jetzt