04 - Das Leid ihrer Schwester

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,,Zu welchem Zeitpunkt hast du dir diese Verletzung zu gezogen?" fragt das junge Mädchen Luana, nachdem sie sich auf einen nahgelegenen Baumstamm niedergelassen hat. Sie geht vor ihr auf die Knie und begutachtet die Schnittwunde an ihrem Unterschenkel.

,,Vor etwa einer halben Stunde, schätze ich," entgegnet Luana nachdenklich, während Collei ein Tuch und eine Dose mit Salbe aus ihrer Tasche hervorzieht, ,,eines dieser Pilzwesen hat mich mit einer Windklinge erwischt."

Unterdessen macht sich Tighnari daran die Umgebung weiterhin zu sichern und den Zustand des Waldes zu prüfen. Weitere Menschen, die zu den Waldhüter zu gehören scheinen, stoßen zu ihnen auf die Lichtung.

,,Man nennt diese Monster Pilzbestien. Sie sind nicht von Natur aus bösartig, doch in den Wäldern sind sie bereits verwildert, sodass sie die Menschen als Feinde ansehen," erklärt das grünhaarige Mädchen ihr daraufhin. Sie befeuchtet das Tuch in ihrer Hand und beginnt vorsichtig die Wunde zu säubern.

,,Verstehe."

Luana beißt die Zähne zusammen, als Collei direkt über den Schnitt reibt, um das bereits getrocknete Blut zu entfernen. Plötzlich legt sich ihre Stirn jedoch in Falten.

,,Seltsam...," murmelt das Mädchen nachdenklich.

,,Was ist los?"

Ihre rosafarbenen Augen sehen zu ihr auf. Kaum zu verkennen. Hinter ihrer Fröhlichkeit verbirgt sich noch etwas anderes.

,,Du sagtest, dieser Schnitt habe sich erst vor einer halben Stunde zugezogen, doch... ich kann erkennen, dass bereits der Heilungsprozess eingesetzt hat."

,,Und das bedeutet?" will Luana irritiert von Collei wissen. Anhand ihres Blickes lässt sich kaum ablesen, ob dies nun etwas Gutes oder Schlechtes darstellen soll.

,,Für gewöhnlich tritt der Beginn der Heilung erst nach einigen Stunden ein," gibt sie letztlich preis, ,,deine Regenerationsfähigkeit scheint mehr als Überdurchschnittlich ausgeprägt zu sein."

Ihr Gegenüber weiß nicht so recht, was er mit dieser neuen Information anfangen soll, also bleibt er stumm. Luana beobachtet, wie das grünhaarige Mädchen die Heilsalbe auf ihrer Wunde aufträgt und schließlich ihren gesamten Unterschenkel verbindet. Zuletzt zieht sie noch etwas anderes aus ihrer Tasche hervor und setzt sich kurzerhand neben sie auf den Baumstamm. Nun hält das junge Mädchen Luana einige in Blätter eingepackte Reistaschen entgegen.

,,Hier, du solltest etwas essen. Das bringt deinen Kreislauf nach dem Blutverlust wieder in Schwung."

Luana betrachtet sie für einen Moment überrascht, ehe sie zögerlich nach einer der Reistaschen greift. Beim Anblick des Essens wird ihr erst bewusst, wie hungrig sie eigentlich ist.

,,Danke... um ehrlich zu sein, war ich gerade auf der Suche nach etwas Essbarem, als ich den Pilzbestien begegnet bin," lächelt die junge Frau daraufhin leicht verlegen und nimmt einen großen Bissen von dem Essen in ihrer Hand.

,,Bediene dich ruhig, ich habe genügend dabei," grinst Collei. Sie breitet die Reistaschen daraufhin zwischen ihnen auf dem Baumstamm aus und nimmt sich ebenfalls eine von ihnen.

Schweigend sitzen sie für einige Sekunden nebeneinander und beobachten das Treiben der Waldhüter mehrere Meter von ihnen entfernt. Luana kann bereits spüren, wie das Essen in ihrem Magen ein angenehm, wohliges Gefühl auslöst.

Zur gleichen Zeit hat sich ihnen allerdings ungeahnt eine weitere Person genähert.

Mit dem Rücken gegen einen Baum gelehnt. Die Arme vor der Brust verschränkt. Im Schutz des Geäst erscheint der junge Mann nahezu unsichtbar.

To Be Loved By HimWo Geschichten leben. Entdecke jetzt