↠ FÜNF ↞

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[Jungkook]

„Und dann guck ich in den Spiegel, auf einmal stehst du da. Ich habe mich voll erschrocken. Also nicht, weil ich dich gesehen habe, sondern weil ich nicht mich gesehen habe. Dann musste ich mich irgendwie für die Schule fertig machen und mit einem Navigator zur Schule finden. Es war echt komisch dann in deine Klasse zu gehen und-"

„Taehyung," unterbreche ich ihn, weil ich mir sein Gelaber nicht mehr anhören kann und diese Geschichte schon zum vierten Mal höre.

„Nur, weil das jetzt mit uns passiert ist, heißt es nicht, dass ich mich mit dir unterhalten möchte. Du redest echt zu viel."

Ich ziehe mir reflexartig die Kapuze des dunkelgrauen Hoodies an und stecke meine Hände in die großen Hosentaschen. Die Klamotten von Taehyung sind echt gemütlich. Nur konnte ich heute Morgen nicht sehr viel finden, worin ich mich wohl fühle. Ich habe viele bunte Oberteile gesehen, von rosa bis gelb war alles dabei. Ich sah mich jedoch eher bei den schwarzen, grauen und braunen Oberteilen um.

„Tut mir Leid, dass uns so etwas passiert ist. Ich hatte nicht vor, plötzlich in deinem Körper zu stecken. Jetzt möchtest du mir auch noch sagen, dass ich nicht mit dir darüber reden kann? Findest du unsere Situation etwa so normal, dass du nicht darüber reden möchtest?"

Ich seufze genervt. Ich möchte doch nur in Ruhe nach Hause gehen. Aber stattdessen gehe ich zu Taehyung nach Hause und schleppe ihn mit, weil ich das alleine nicht überstehen möchte.

Ich mag es schon so nicht, jemanden zu besuchen, wenn auch noch die Familie dabei ist. Jetzt muss ich zu einem fast schon Fremden nach Hause gehen und so tun, als würde ich mich komplett wohl fühlen, weil die Familie denkt, dass ich ein Teil dieser Familie bin.

Alleine würde ich diesen Schritt nicht überstehen. Und Taehyung ist der einzige, der mich da begleiten kann und auch weiß, in welcher Situation ich mich befinde. Oder eher gesagt wir.

„Du hast vergessen, meine Mutter anzurufen." Erinnere ich ihn, woraufhin er mein Handy aus der Hosentasche holt und in den Kontakten nach meiner Mutter sucht.

Zum Glück hatte ich auf meinem Handy nichts zu verbergen.

„Hallo Mama, ich wollte nur fragen, ob ich heute einen Freund besuchen darf."

Ich wusste schon ganz genau, was sie fragen wird.

Welcher Freund? Kenne ich ihn? Wie lange bleibst du weg? Hast du etwa vergessen, dass du noch für deinen Vater kochen musst?

„Ehm.. es ist Taehyung. Wir sind schon lange befreundet. Ich wollte nicht lange da bleiben."

Ich presse meine Lippen aufeinander und weiß mal wieder, was meine Mutter sagen wird.

Der Taehyung? Der schwule? Zu dem gehst du nicht nach Hause! Er ist kein guter Einfluss für dich.

Verdammt.. ich habe vergessen ihm zu sagen, dass meine Eltern Homophob sind und er lieber sagen soll, dass er zu einem meiner Freunde geht.

Schockiert sieht Taehyung mich an, ich erwidere seinen Blick nicht.
Es ist mir wirklich peinlich.

„Nein, nicht der Taehyung. Ich mag ihn nicht einmal. Es ist ein anderer Taehyung, er ist jünger als ich und geht in die elfte Klasse."

20 HOURS | vkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt