↠ FÜNF&ZWANZIG ↞

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TW: Brand / Tod

[ Jungkook ]

„Ich habe schnell gemerkt, dass deine Eltern extrem streng sind und eine besondere Art der Erziehung haben. Aber das habe ich ehrlich gesagt nicht erwartet."

Ich nicke nur leicht und lehne meinen Hinterkopf gegen die Wand, an der Taehyung und ich nebeneinander sitzen.

Als ich erfuhr, dass meine letzten Unterrichtsstunden entfallen, war ich sehr froh, denn so hatte ich die Möglichkeit, die Adresse der neuen Schule von Taehyung, beziehungsweise mir zu erfahren und hin zu fahren.

Zum Glück gibt es dort andere Unterrichtszeiten als an unserer Schule, also konnte ich bei meiner Ankunft feststellen, dass ich genau rechtzeitig zum Pausenbeginn erschien.

„Ich schon. Sowas habe ich erwartet. In meinem ganzen Leben habe ich auch noch nie sowas krasses gemacht, wie mich rauszuschleichen und trotzdem habe ich schon extreme Bestrafungen erleben müssen. Ich durfte mal im Alter von 11 eine Nacht lang im Garten verbringen, weil ich meine Mütze in der Schule vergessen habe."

Taehyung sieht mich an, ich blicke aber weiterhin geradeaus, wo ich eine Gruppe von Schülern sehe, die gerade Fußball spielen. Ich bin echt froh, dass ich Taehyung ziemlich schnell gefunden habe, denn so haben wir ein wenig mehr Zeit, um uns zu unterhalten.

Keine Ahnung, woher dieser Sinneswandel kommt, aber als ich erfuhr, dass meine Eltern ‚mich' auf eine neue Schule geschickt haben, an der auch noch so unmenschliche Regelungen herrschen, habe ich ziemlich schnell das Verlangen verspürt, mit ihm zu reden.

„Darf ich fragen, ob deine Eltern wirklich schon immer so streng gewesen sind?"

Ich atme etwas lauter aus, aber nicht, weil ich irgendwie genervt bin oder Ähnliches. Ich habe keine Ahnung, woher es kommt und eigentlich habe ich sowas auch noch nie gedacht oder verspürt, aber mich stört es irgendwie, dass Taehyung so wenig über meine Familie und ihre Vergangenheit kennt.

Das ist echt neu für mich. Eigentlich hasse ich nichts mehr, als über mich selbst zu reden. Und normalerweise rede ich auch nicht über sowas, besonders bei jemanden, den ich nicht oder noch nicht lange als einen Freund bezeichne.

Ich weiß ja nicht einmal, ob Taehyung ein Freund für mich ist.

Vielleicht auch schon, ich weiß es nicht wirklich.

„Wie lange hast du jetzt eigentlich Pause?"

„Möchtest du meine Frage mit einer Gegenfrage beantworten?"

„Kannst du es nicht einfach kurz sagen? Dann greife ich auf deine Frage zurück."

Taehyung denkt ein wenig nach, „eine Stunde. Es ist die Mittagspause."

Ich nicke, „Okay. Ich glaube, es ist Zeit, dass ich dir ein wenig von meinen Eltern erzähle."

Wieder sieht Taehyung mich an, sichtlich überrascht darüber, dass ich bereit dazu bin, über mich beziehungsweise über meine Familie zu sprechen. Es überrascht mich selbst.

„Du hast gefragt, ob meine Eltern schon immer so streng gewesen sind. Tatsächlich stimmt das nicht. Weil es nicht meine echten Eltern sind."

Ich mache eine kurze Pause, um Taehyung eine Zeit zum Reagieren zu geben. Seine Reaktion besteht aus dem Heben seiner Augenbrauen, gefolgt von einem leicht verwirrtem Gesichtsausdruck, woraufhin ich weiter spreche.

„Meine ‚Mutter' ist eigentlich nur die beste Freundin meiner Mutter. Als ich klein war, war sie einfach immer wie eine Tante oder zweite Mutter für mich gewesen. Ich habe sie geliebt, sie war immer für mich da und hat mir einiges beigebracht, hat mich zu kleinen Ausflügen mitgenommen und meine Zeit als Kind interessanter gemacht. Als sie aber ihren Mann, also meinen ‚Vater' geheiratet hat, fing sie an, sich zu ändern."

20 HOURS | vkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt