↠ EINS ↞

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[Taehyung]

24 Stunden zuvor

„Wer von euch hat genauso wenig Lust wie ich auf dieses Schuljahr?" Frage ich Jin, Hoseok und Jimin, welche genau so wie ich, halb auf deren Tischen liegen und unmotiviert jeweils einen Arm anheben.
Eine andere Antwort habe ich auch nicht erwartet. Jedes unserer Schuljahre beginnt auf der selben Art:

1. Schultag: keine Motivation
2. Schultag: plötzlicher Motivationsschub und der starke Wille, das Schuljahr zu meistern

Wie das Schuljahr dann wirklich aussieht, ist immer unterschiedlich. Wir haben alle durchschnittlich gute Noten, manchmal etwas schlechter, aber auch nicht oft. Im Unterricht beteiligen wir uns alle ziemlich gut, weshalb wir noch mehr Pluspunkte bei den Lehrern sammeln und diese uns auch mögen.

Auch die Schüler mögen uns, wir haben hier viele Freunde und es fällt uns auch überhaupt nicht schwer, neue Leute kennenzulernen.

Abgesehen davon, sind Jin, Hoseok und Jimin meine besten Freunde, mit denen ich meine meiste Zeit verbringe, sowohl in der Schulzeit, als auch außerhalb der Schulzeit.

Da ich am Fenster sitze, schaue ich auch gerne hinaus auf den Schulhof, so wie auch jetzt, da ich es immer interessant finde, die Schüler zu beobachten.

Das erste, was in mein Blickfeld kommt, sind drei mir bekannte Gesichter
- Jungkook und seine zwei Freunde. Soweit ich weiß, heißen sie Namjoon und Yoongi.

Ich mag Jungkook nicht wirklich. Wir haben im Moment nicht viel, eigentlich kaum miteinander zu tun, aber damals, als wir beide in der Grundschule dieselbe Klasse besuchten, waren wir sogar Freunde. Eigentlich nicht wirklich.
Jedenfalls wollte ich mit ihm befreundet sein.

Da ich in der Klasse damals der lauteste und sozialste Schüler war, hat mein Lehrer mich gebeten Jungkook, den Schüler, welcher erst in der zweiten Klasse zu uns kam, ein wenig zu begleiten und mit ihm zu spielen, weil er ziemlich ruhig war, sich auf niemanden eingelassen hat und immer allein war.

Ich war schon immer ein sturer Mensch gewesen, auch als Kind, also habe ich auch alles versucht.
Er hat mich wiederum mit Sand beworfen, meinen roten Buntstift, den ich ihm geliehen habe, zerbrochen, meinen Rucksack mit nassen Laubblättern befüllt und meine Hausaufgaben versteckt.

Dies ging bis zur sechsten Klasse so. Vier Jahre lang habe ich es durchgehalten und versucht, mich mit ihm anzufreunden, doch er hasste mich immer mehr.

Deswegen gab ich es dann auch auf, als wir in die Mittelstufe kamen und getrennte Klassen besuchten. Ich mochte ihn nach diesen vier Jahren überhaupt nicht und irgendwie hat es sich so stark in mein Gehirn eingepflanzt, dass ich ihn bis heute immer noch nicht mag. Auch einfach, weil er mich nicht leiden kann.

Und immer wieder sieht er mich mit diesem komischen Gesichtsausdruck an. Jedes Mal.

So wie jetzt.

Er hat wohl bemerkt, dass ich ihn beobachte und sieht mich nun ebenfalls an. Wahrscheinlich ist es von ihm so ein Reflex, dass seine Augen bei meinem Anblick direkt in die andere Richtung wandern und er seinen Mund so verzieht, dass an seinen Mundwinkeln Grübchen entstehen, als wäre er genervt von mir.

Ich gebe ein leises „tzh" von mir und drehe meinen Kopf wieder zu meinen Freunden, die sich über den letzten Samstag unterhalten, den wir zusammen verbracht haben.

20 HOURS | vkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt