↠ ZEHN ↞

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[Jungkook]

Es ist nun der zweite Tag, an dem ich zu Taehyung nach Hause gehen und so tun muss, als wäre ich ein Teil der Familie. Es ist komisch und es fällt mir wirklich schwer, mich seiner Familie anzupassen. Besonders, weil ich mich für jemanden ausgeben muss, der überhaupt nicht so ist, wie ich.

Taehyung ist fröhlich, extrovertiert, redet und lacht viel, ist sympathisch, charmant und kann einfach jedem die Stimmung heben.
Ich bewundere ihn sehr dafür. Ich könnte sowas nie.

Ich bin nämlich das genaue Gegenteil. Ich bin nicht wirklich fröhlich, bin introvertiert, ich rede wenig und lache eigentlich gar nicht, kann nicht sympathisch auf andere wirken und bin wirklich gut darin, anderen die Stimmung zu verderben.

Ich denke es ist offensichtlich, dass ich mich selbst nicht unbedingt mag. Aber damit habe ich mich schon lange abgefunden. Ich kann einfach nichts dagegen tun, außer es zu akzeptieren und damit zu leben.

Ich bin nicht wirklich in der Lage dazu, neue Freunde zu finden, weil ich nicht gern unter Leuten, besonders Fremden bin und auch jeder schnell das Interesse an mir verliert.

Außer eben Namjoon und Yoongi. Das sind meine einzigen Freunde und auch die einzigen, die genug Geduld und Nerven für mich hatten, wodurch wir uns angefreundet haben.

Ich bin auch wirklich froh darüber, solche Leute in meinem Leben zu haben. Die beiden bedeuten mir wirklich viel und auch wenn ich Schwierigkeiten damit habe, das zu zeigen, wissen sie es.

Ich zeige sowas vielleicht nicht mit Emotionen, aber sie kennen mich gut genug, um zu wissen, dass sie mir unglaublich wichtig sind. Denn die beiden sind die einzigen, die wirklich für mich da sind und denen ich auch vertrauen kann.

Nun stehe ich vor der Tür von Taehyungs Zuhause und habe mal wieder Herzrasen. Gestern hatte ich noch Taehyung bei mir, doch jetzt bin ich allein und habe niemanden, der mir sagt, dass ich diesen verdammten Schlüssel endlich benutzen soll.

Und da ich allein bin und mich auch niemand sieht, habe ich auch den Gedanken, einfach zu gehen und nach mehreren Stunden erst zu kommen, damit ich noch weniger Zeit in diesem Haus verbringen soll.

Doch ich weiß auch, dass ich da durch muss. Wenn Taehyung es schafft, zu mir, zu meinen Eltern nach Hause zu gehen, muss ich es auch schaffen.

Also stecke ich den Schlüssel endlich ins Schlüsselloch und drehe diesen, um die Haustür aufzuschließen.

Überraschenderweise ist es nicht laut, so wie es gestern war, was mich ehrlich gesagt erleichtert. Vielleicht kann es auch sein, dass niemand zuhause ist.

Doch dies ist nicht der Fall, denn ich werde auch schon schnell begrüßt.

„Hey Taehyung! Ich bin in der Küche."

Wenn ich mich nicht irre, ist es die Stimme von seiner Schwester. Oh Gott, wie hieß sie nochmal? Vor lauter Überforderung habe ich gestern nicht wirklich auf die Namen geachtet. Ich überlege.

Hyejin. Ich glaube, so heißt sie. Hoffentlich.

Ich ziehe mir die Schuhe aus, stelle meinen Rucksack im Zimmer ab, wasche mir die Hände und gehe dann in die Küche, da sie wahrscheinlich erwartet, dass ich zu ihr komme, wenn sie mir schon gesagt hat, wo sie sich befindet.

„Hey", sage ich nur leise und ein wenig schüchtern, woraufhin sie sich umdreht und dabei ihre Haare hinter ihre Ohren steckt, damit diese im Gesicht nicht stören. „Hey. Mama und Papa sind für heute weg, weil sie auf dem Geburtstag von einem Freund von Onkel Taemin sind."

Ich nicke nur, auch wenn ich überhaupt keine Ahnung habe, wer Onkel Taemin sein soll.
Da sie merkt, dass ich nicht antworte, redet sie weiter, während sie in der Soße in der Pfanne vor ihr rum rührt, die vor sich hin kocht.

20 HOURS | vkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt