22 - Ella

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Nichtsahnend ging ich zur Tür und spähte durch den Spion. "Stegi?", entfuhr es mir leise keuchend. Ihn hatte ich ja komplett vergessen. Wie als hätte er mich gehört sah er hoch, direkt in meine Richtung und auch wenn er mich nicht sehen konnte, traf das Grün seiner Augen mich mitten in meiner Seele.

-Bastis P.o.V.-

Es war wirklich Stegi. Stegi war hier, in Berlin! Schwer schluckend lehnte ich meinen Kopf gegen die kühle Holztür und versuchte mein Herz unter Kontrolle zu kriegen, damit es nicht mehr so verdammt schnell schlug.

Mit zittrigen Fingern bewegte ich meine Hand auf die Türklinke zu. Langsam. Sehr langsam. 

Eigentlich wollte ich die Tür aufreißen, Stegi in meine Arme ziehen, ihn küssen, sonst welche Dinge mit ihm anstellen und ihm sagen, dass ich ihn liebte, aber ich konnte nicht. Dafür war ich zu nervös.

Schwer schluckend überredete ich mich dann doch die Tür zu öffnen. Vor mir stand der, etwas kleinere, Stegi und starrte mich aus großen tiefgrünen Augen an. "B... Basti?" Leicht musste ich schmunzeln. Es war ja schon süß wie er da vor sich hinstotterte. Stop, Basti, du kannst jetzt nicht so denken. Vielleicht später, aber jetzt stehst du hier nur random rum, starrst einen blonden jungen Mann vor dir an, der sich sicherlich auch denkt, warum dir so plötzlich Wurzeln gewachsen sind.

"Ähmm hi Stegi I guess." Verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf. "Willst du vielleicht reinkommen? Warte, ich nehme dir die Tasche ab." Stegi starrte mich nach wie vor an, als wäre ich der größte Alien, den er je gesehen hatte. Erneut bewegten sich meine Mundwinkel nach oben, aber dieses Mal konnte ich sie dazu zwingen wieder nach unten zu gehen.

"Stegi?", fragte ich in der Hoffnung aus dieser peinlichen Stille rauszukommen. "Ähh ja?" Verwirrt blickte Stegi mich an. Leicht kopfschüttelnd nahm ich ihm einfach die schwarze Sporttasche ab und trug sie in den Flur.

Dabei fiel mir zum ersten mal das Problem auf. Wo sollte Stegi schlafen? Im Wohnzimmer auf der Couch wollte ich ihn nicht pennen lassen. Und ein Gästezimmer hatten wir ja auch nicht.

Kurz wurde ich traurig, als ich daran denken musste, wie Nora und ich damals die Wohnung besichtigt hatten. Den Mietvertrag unterschrieben und uns geküsst...

Entschieden schüttelte ich den Kopf. Stegi war jetzt hier und nicht Nora. 

Zur Not schlief einfach ich aufm Sofa, dann passte das schon. Ein oder zwei Nächte sollte ich so durchhalten.

"Dankeschön..." Stegi war hinter mir durch die Tür getreten und hatte überraschend nah an meinem Nacken diese Worte gesprochen. Ein warmer Schauer lief mir den Rücken hinab und verursachte eine Gänsehaut, die sich bin auf meine nicht vom Schlafshirt bedeckten Arme ausbreitete.

Erstickt murmelte ich ein leises "No problem", um zu vertuschen, wie sehr mich seine Nähe einnahm und verunsicherte und trat einen kleinen Schritt von Stegi weg. Den leicht enttäuschten Stich in seinem Blick ignorierte ich, so gut es ging.

"Stegi?", fragte ich, damit die Stille sich nicht ausbreitete und noch mehr Platz einnahm als eh schon. "Warst du schon einmal beim Brandenburger Tor?" Ein kleines Grinsen schlich sich auf mein Gesicht, als er mit dem Kopf schüttelte. "Dann weiß ich, was wir heute vorhaben..."


Eine Dreiviertelstunde später hatte Stegi seine Sachen bei mir eingerichtet, die man nicht platzsparend und praktisch in der Sporttasche behalten konnte, wie Kleidung. Sein Handy war am Ladekabel, der Kulturbeutel im Bad aufgehangen - alles in allem schien es so, als würde Stegi ein wenig länger hier bleiben, als ich angenommen hatte.

"Wolln wa?", sprach ich, in dem Versuch einen Berliner Akzent nachzuahmen, was Stegi zum lachen brachte. "Klaro!", strahlte er mich an und auch ich musste lächeln.

Schnell waren unsere Schuhe angezogen und eine leichte Jacke übergeworfen, denn es war dann doch ein wenig frisch draußen. 

Auf dem zehnminütigen Marsch zum Zentrum der Hauptstadt redeten wir, als ob nie etwas vorgefallen wäre. Als hätten wir nicht miteinander geschlafen, als wäre ich nie bei ihm gewesen. In meinem Kopf lief aber dauerhaft dieses Ereignis ab. Stegi, wie er unter mir lag und sich wand. Nach mehr bettelte, flehte. Wie wir unsere Lippen mit den des anderen versiegelten und unsere Körper eins wurden. Wie er aufstöhnte, als ich tief in ihn stieß und...

"Basti?" Stegi fuchtelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum und holte mich so aus meinen Gedanken heraus. "Was meinst du wer gewinnt, Basti?", fragte er eindringlich, anscheinend hatte er mich etwas gefragt. Da wir vorher über Fußball geredet hatten nahm ich einfach an, dass er dazu eine Frage gestellt hatte. "Bayern München I guess?"

Sofort brach der Blonde neben mir in schallendes Gelächter aus. "Wie auch immer das gehen soll, wenn wir über die WM sprechen, gut Basti!", lachte er und hielt sich den Bauch. Leicht beschämt grinste ich. "Sorry, war wohl in Gedanken." "Ich merk's", zog er mich weiter auf.

"Ach halt doch die Klappe!", rief ich gespielt empört aus und verpasste Stegi im nächsten Moment einen leichten Schlag auf den Hinterkopf. Schlecht gespielt sauer schaute er mich an. Schulterzuckend erwiderte ich seinen anklagenden Blick. "Leichte Schläge auf den Hinterkopf sollen das Denkvermögen anregen...?" "Du... EY!", schrie Stegi fast schon und setzte mir nach, um mich zurückzuschlagen.

Schnell rannte ich aus seiner Reichweite. Als ich kurz über meine Schulter blickte sah ich, wie er versuchte mir hinterherzurennen, doch aufgrund der Tatsache, dass meine Beine deutlich länger waren und ich - augenscheinlich - auch besser trainiert war, war es ein Leichtes für mich ihn abzuhängen. Ich spielte sogar ein wenig mit ihm, was ihn frustriert aufstöhnen ließ.

Den Moment, wo es ihn übelst abfuckte, konnte man in seinen Augen sehen. Sie zogen sich zusammen und fixierten sich auf mich. Und er wurde schneller. Sofort drehte ich mich wieder nach vorne und rannte - gefühlt um mein Leben. Der Wind, der beim rennen an mir vorbeiströmte, dämpfte mein Lachen ab, das tief aus meiner Brust zu kommen schien. Auch Stegi konnte ich hinter mir kichern hören und dieses Geräusch schickte mir wie immer eine Gänsehaut den Rücken hinunter.

Wie sechsjährige rannten wir durch die Straßen Berlins, doch es kümmerte mich nicht. Ich war hier mit Stegi, dem Mann, den ich liebte, und ich war frei. Frei von allen Lasten und unbeschwert. 

Dass diese Unbeschwertheit am späten Nachmittag allzu schnell vergehen würde, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. 


(1027 Wörter)

Heyy... sorry, dass ich so ewig für dieses Kapitel gebraucht habe, und es eine Woche später online kam :^(

Was ich euch sagen kann: die nächsten beiden Kapitel werden spannend af xD

Bis zum nächsten Kapitel

Ella und Sunny :^)

Basti x Stegi (StegiGHG FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt