Erste Annäherung

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NICO

„So... Das sollte passen." Dean richtete sich auf und klopfte den Staub von der Hose. Nico sah sich in dem geräumigen Zimmer um. Eine riesige Couchlandschaft nahm ein Drittel der Fläche ein, auch einige gemütliche Polstersäcke zum draufrumlungern waren überall verteilt. Ein großer Kamin aus Naturstein würde im Winter für behagliche Wärme sorgen. Der Alpha nickte zufrieden.
„Ja... Das wird passen! Ich hab mit dem Bauunternehmer Köster gesprochen und das Angebot welches er uns gemacht hat, ist ausgesprochen fair. Das alte Haus wird also Ende der Woche weggeballert..." Gleichzeitig brüllten Dean und Jace: „Ich mach's!" Nico verdrehte die Augen, Mila holte aus und verpasste beiden erneut einen Schlag in den Nacken.
„Könnt ihr wenigstens zu tun, als wärt ihr erwachsen? Wenigstens für drei Minuten am Tag?" schnappte sie und drückte ihrem Gefährten einen Wischmob in die Hände. Dean packte seine Liebste und presste seine Lippen auf ihren Mund. Dann grinste er frech und feudelte fröhlich drauf los. Jace verdrehte nun ebenfalls die Augen und sah somit seinem Bruder erstaunlich ähnlich. Die Delta Wölfin stemmte die Hände in die Hüften und funkelte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Glaub ja nicht, ich hätte dich vergessen, du Frechdachs. Da drüben sind Tücher zum Staubwischen... Viel Spaß!"
Nico grinste breit und wollte etwas hinzufügen, als sein Blick aus dem Fenster schweifte. Seine Augen wurden größer und er flüsterte leise: „Bei der Göttin... Was ... wie?" Dann wandte er sich an seine Rudelmitglieder und deutete mit dem Daumen nach draußen.
„Das sehr ihr auch, oder?" fragte er ungläubig und Mila trat rasch in seine Seite.
„Ist das Lex? Und wo zum Geier hat er den Welpen her?" „Keinen Plan," murmelte Nico und Jace hüpfte, erleichtert über die Unterbrechung zur Tür um diese zu öffnen. Der riesige schwarz-braune Wolf tappte ins Wohnzimmer, im Maul trug er im Welpengriff eine winzige goldfarbene Wölfin.

Auf direktem Weg marschierte der Beta auf Nico zu, der sich auf dem Sofa niedergelassen hatte und legte ihm den Winzwolf auf den Schoß. Ein hauchzarter Duft nach Zucker und Mandeln stieg auf und der Alpha zuckte zusammen. Seine dunkelblauen Augen bohrten sich in die braunen seines Freundes und er flüsterte tonlos: „Eine Omega... Wo hast du eine Omega her?"
Der Wolf erzitterte, Knochen brachen und das Fell zog sich unter die Haut zurück, nur Sekunden später hockte Lex vor dem Sofa. Sprachlos reichte Mila ihm eine Hose, während sie mit leuchtenden Augen auf den welpenartigen Winzling starrte, der nun auf dem Schoß des Alphas lag. Während der Beta seine Hose anzog, grinste er frech und antwortete: „Als Jace und ich vorhin im Wald waren, habe ich etwas Goldenes aufblitzen sehen und dann war dieser Geruch, dieser süße Mandelgeruch einer Omega... genauso haben auch die Lunas vom Sauerland, Rhein und unseren Nachbarn gerochen. Der Duft war zwar nur ganz schwach vorhanden, aber ich hab mir gedacht hinterher kann ja nicht schaden. Sie war so niedlich... Lag da am Waldsee auf dem Rücken ... hat sich von der Sonne wärmen lassen, mit den Schmetterlingen gespielt. Es war... so herzerwärmend putzig!"
Die kleine Wölfin regte sich auf Nicos Schoß, streckte die Pfötchen aus und gähnte herzhaft. Dann hob sie den kleinen Kopf und sah sich aus großen goldenen Augen um. Ein leises und beunruhigtes Winseln kam aus ihrer Kehle und sie presste sich zitternd an den Mann unter sich. In dieser Sekunde stieg Nicos Wolf auf und seine Augen begannen golden zu glühen. Ein tiefes, kehliges Schnurren vibrierte durch den Raum und die Kleine entspannte sich augenblicklich. Piepsend drehte sie sich um, legte den Kopf schief und betrachtete den Mann. Dann siegte die Neugierde über die Furcht und sie stemmte die kleinen Pfoten in seinen Magen, um an seiner Kehle zu schnuppern. Dabei begann ihre Rute hin und her zu wedeln und mit einem zufriedenen Schnaufer legte sie das Köpfchen in seine Halsbeuge. Nicos große Hände strichen zärtlich über den kleinen Körper und sein Schnurren verstärkte sich.

„Oh Göttin... das ist so mega niedlich! Aber ich fürchte, bist du sie zur Gefährtin nehmen kannst, werden wohl ein paar Jahre vergehen. Sie ist ja noch ein Welpe!" flüsterte Mila, doch Lex wiegte seinen Kopf nachdenklich hin und her und musterte den zweiten Beta des königlichen Youngster Rudels. Auch Chris sah skeptisch drein.
„Ich bin mir da nicht so sicher, Mila. Der Körper mag klein sein und eher welpenhaft aber... der Duft ist der einer reifen Omega. Ich tippe ja eher darauf, dass der innere Wolf erst vor wenigen Monaten erwacht ist. Deswegen ist sie noch so winzig. Vermutlich lässt die Omega sie nicht oft raus, so dass sie größer werden könnte..."
Der goldene Winzling stieß ein leises Baffen aus und begann auf Nicos Hemdkragen herumzukauen. Dann hüpfe sie von seinem Schoß und begann wild mit der Rute wedelnd den gesamten Raum abzuschnuppern. Und sie hörte bei den Möbel nicht auf. Oh, nein... Sie beschnüffelte auch sehr sorgfältig die anwesenden Rudelmitglieder.
Bei Dean angekommen, schnappte sie nach dem Stiel des Wischmopps und begann mit einem verspielten Knurren daran zu zerren. Jace kicherte leise und sagte: „Ich könnte mich irren. Aber kann es sein, das der Mensch da drin die Kontrolle völlig abgegeben hat?"

Lex nickte mit einem breiten Grinsen und antwortete: „Du hättest sie im Wald erleben sollen. Sie hat mich in die Hinterbeine gezwickt, damit ich mit ihr Fangen spiele..." „Meint ihr, sie hat Hunger?" fragte Mila besorgt und versuchte, die kleinen Zähne aus dem hölzernen Stil zu befreien. Die kleine goldene Wölfin schnüffelte sofort an ihrem Handgelenk. Hoch zufrieden hüpfte sie dann mit einem fröhlichen Kläffen wieder auf Nico zu und schmiegte sich an seine Hosenbeine - nur um kurze Zeit später auf den kalten Kamin zu zustromern um jeden einzelnen erreichbaren Stein persönlich einer ausgesprochenen Geruchsprobe zu unterziehen. Nicos Wolf hockte hechelnd da, alle Sinne auf die kleine Omega gerichtet. Das Seelentier hatte gewählt. Das war sein Weibchen! Und sollte es tatsächlich noch zu jung sein, dann würde der Wolf halt warten. Aber... das hier war seins!! Und er würde sein Kleines vor allem Bösen dieser Welt beschützen! Nico schüttelte mühsam seinen Kopf, um sich vor dem verzweifelten Verlangen seines inneren Tieres, die Omega in die Arme zu nehmen und nie wieder loszulassen zu befreien und trat zu dem Wölfchen. Er hockte sich hin und die Kleine drehte sich um, stürzte die Vorderpfötchen auf seinem Knie ab und leckte ihm das Kinn. Danach hoppelte sie zu dem Teppich in der Mitte des Raumes, drehte sich dreimal im Kreis und ließ sich dort niederplumpsen. Mit einem zufriedenen Schnaufen wälzte sie sich auf dem Teppich hin und her um diesen mit ihrem Duft als Eigentum zu markieren.

Mila lachte leise, kniete sich hin und streichelte zärtlich über den kleinen flauschigen Bauch, was die Omega sofort mit einem glücklichen Summen beantwortete. Chris trat derweil zu seinem Alpha der immer noch auf derselben Stelle kniete und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Alles okay, Nico?" Der Alpha sah ihn mit schwer atmend an und schüttelte langsam den Kopf. Mila schmunzelte und murmelte: „Ich glaub, sie hat ihn völlig von den Füßen gefegt..."
Schritte wurden draußen laut und dann klingelte es. Mit einem leisen Seufzer stieß Jace sich von der Wand ab, murmelte: „Ich sollte vom Krieger zum Türsteher umschulen!" und verließ das Wohnzimmer, um die Tür zu öffnen.
„Guten Tag... Mein Name ist Adelheid Schuster. Wir sind Nachbarn und ich wollte mich nur mal vorstellen..."
Beim Klang dieser Stimme zuckte die kleine Wölfin zusammen, kam rasch auf die Pfötchen und schlich mit eingeklemmter Rute hinter das Sofa. Nico runzelte die Stirn und sein Wolf stand stramm. Irgendetwas verunsicherte die kleine Omega und das mochte das Seelentier überhaupt nicht! Eine Mittvierzigerin betrat den Raum, als würde er ihr gehören. Mit einem aufgesetzten Lächeln schritt sie direkt auf dem Alpha zu und reichte ihm die Hand.
„Wenn Sie irgendetwas brauchen, bitte zögern Sie nicht zu fragen. Ich wohne gleich gegenüber, zusammen mit meiner wunderhübschen Tochter. Ich würde mich freuen, wenn sie alle mal zum Essen vorbeikommen würden..."
Von der Frau unbemerkt quetsche sich die goldene Wölfin an ihnen vorbei, flitze durch die Haustür hinaus und raste im Affentempo in den Wald hinein.

Nicos Wolf brüllte verzweifelt auf und forderte die Wandlung, um seiner Kleinen zu folgen. Doch der Alpha bezwang das Seelentier mit aller Macht und warf Lex und Chris einen auffordernden Blick zu. Die beiden Betas nickten kurz und verließen den Raum um der kleinen Wölfin in den Wald zu folgen.

OdelaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt