Schokolade, das Allheilmittel!!

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ODELA

Kaum war Odela zwei Stunden später wieder auf ihrem Zimmer, riß sie sich die Kleidung vom Leib, sprang unter die Dusche und schrubbte unter heißem Wasser ihre Haut, bis sie beeindruckende Ähnlichkeit mit einem gekochten Hummer hatte.. und selbst danach hatte sie immer noch das widerliche Gefühl von Helmuts Händen auf ihren Körper. Ihre Wölfin war irgendwann so aufgebracht gewesen, dass sogar Delas Augen golden aufgeglüht hatten. Sie konnte nur hoffen, dass ihre Mutter das nicht gesehen hatte... ihr Seelentier trabte mit gesträubten Fell und wild knurrend in ihrem Innern auf und ab. Die junge Frau schauderte und betrachtete sich im Spiegel. Oh Shit... So konnte sie definitiv nicht nach unten gehen! Ihre Augenfarbe wechselte schneller, als sie ihren eigenen Namen denken konnte. Ihre Wölfin war völlig außer Kontrolle und so wütend, dass Odela stechende Kopfschmerzen bekam. Seufzend rieb sie sich die Schläfen und überlegte, ob sie sich auf YouTube ein paar Meditations Videos reinziehen sollte. Der Vorschlag ihrer Wölfin war da schlichterer Natur: wandle dich, geh raus in den Wald, schnapp dir den Alpha und schmuse dir die Aggression einfach aus dem System!
Die junge Frau verdrehte den Kopf angesichts der lüsternen Geilheit, die ihr inneres Tier empfand sobald es an den Alpha dachte. Wie sollte sie diesem sturen Biest nur klarmachen, dass Männer eindeutig überbewertet waren.

Nach einigen Minuten hört das goldene Flackern ihren Augen endlich auf und mit einem erleichtern Seufzer zog Dela sich an.
Die junge Frau verließ ihr Zimmer und ging wieder nach unten, um sich klammheimlich aus dem Staub zu machen. Helmut hatte zwar das Haus zu verlassen, aber ihre Mutter war seltsamerweise aus welchen Gründen auch immer auf dem Kriegspfad. Und just in der Sekunde, in der Odela ihre Hand auf den Türgriff legte, tauchte die nämliche aus der Küche hinter ihr auf und fauchte: „Und wo möchtest du jetzt hin, Fräulein?"
Eins, zwei, drei... Nein... Das funktionierte nicht.
Die Wut und Aggression ihrer Wölfin brandeten wie eine Sturmflut in ihr auf.
Fuck, fuck, fuckedy, fuck!!!
Irgendwie hatte die junge Frau das Gefühl, dass sie diesen Tag in die Tonne kloppen konnte und dabei hatte der gerade erst angefangen. Ohne sich umzudrehen stieß sie zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor: „Ich muss zur goldenen Ecke. Mir mein Trinkgeld von gestern Abend abholen, bevor Harald es sich wieder einsteckt."
Ihre Mutter presste die Lippen fest zusammen, dann schnappte sie: „Wenn du mit Helmut ausgehen würdest, bräuchtest du diesen dreckigen Job nicht mehr." Dela schlug mit der flachen Hand wütend gegen die Tür und zischte: „Mutter! Ich will diesen schleimigen Widerling nicht daten! Ich hasse alles an ihm. Die Art und Weise, wie er mich ansieht, anfasst, mich begrabbelt und befummelt und dass er mich als kleines Vorzeigeweibchen am Herd haben möchte! Also, nein! Lieber schrubb ich für den Rest meines Lebens auf Knien diese versiffte Spelunke, bevor ich auch nur einen weiteren Gedanken an deinen über alles geschätzten Schulfreund verschwende!"

Odela öffnete schwungvoll die Haustüre und stürmte ins Freie. Draußen an der frischen Luft atmete sie mehrfach tief ein und aus und übersah in ihrer Wut den dunkelbraunen Wolf der sich im Schatten der Bäume verbarg und in ihre Richtung blickte. In die hell golden aufleuchtenden Augen der kleinen Blondine. Mühsam zwang sie ihr Seelentier wieder zur Ruhe und strich sich mit einem tiefen Seufzer die Jacke glatt. Dann marschierte sie zu ihrem Fahrrad und schwang sich auf den Drahtesel um zur goldenen Ecke zu radeln.
Harald...Und noch ein Kerl, mit dem sie sich auseinandersetzen musste.
Yep, diesen Tag konnte sie getrost in die Tonne knüppeln!
Und nachdem sie das Wirtshaus drei Stunden später wieder verlassen hatte - sie hatte das weinerliche Jammern ihres Chefs einfach nicht ausgehalten und geholfen, das Chaos des Vorabends zu beseitigen, inklusive der Grundreinigung der Toiletten - hatte sie den Kaffee endgültig auf. Im Prinzip konnte sie auch direkt nach Hause gehen, sich ins Bett legen und die Decke über den Kopf ziehen...

„Uuurgh!!!!" frustriert stampfte die junge Frau mit dem Fuß auf.
„Ist alles in Ordnung?" Eine helle Frauenstimme hinter ihr veranlasste Odela sich umzudrehen. Die hübsche junge Delta Wandlerin vom letzten Abend stand vor ihr und sah sie fragend an. „Du siehst irgendwie so aus, als würdest du jemanden in die Luft jagen wollen! Kann ich dir bei irgendetwas helfen?" Seufzend fuhr sich Dela mit beiden Händen durch die Haare. Dann schüttelte sie den Kopf und zwang sich zu einem Lächeln.

„Nein... Der Tag hat nur echt bescheiden angefangen. Und mir fällt gerade nichts ein, was ihn besser machen könnte..."
Die dunkelhaarige Frau sah sie mitfühlend an und sagte: „Oh, ich wüsste da etwas! So ganz nebenbei, mein Name ist Mila. Mila Hunter... Wie sieht's aus? Darf ich versuchen, dich aufzumuntern?"
„Odela Schuster... kannst mich aber Dela oder Dels nennen. Und wie willst du das anstellen? Das einzige, was eventuell helfen würde, wäre etwa eine Tonne Schokolade. Egal, in welcher Form ... obwohl... intravenös würde sich empfehlen!"
Mila lachte und hakte sich bei Dela unter. „Ach, komm schon... Schokolade intravenös zu geben das ist ne echte Verschwendung und eine Todsünde und wird vermutlich in einigen Teilen der Welt mit lebenslanger Haft in einem Hochsicherheitsgefängnis bestraft!!! Ich bevorzuge Schokokuchen mit einem Riesenberg Sahne und vielleicht, wenn wir schon mal dekadent unterwegs sind... eine Tasse heiße Schokolade mit einem klitzekleinem Schuss Rum dazu?!"
„Ooooohhh... das klingt paradiesisch! Und könnte mich eventuell davon ab halten, mich hinter den nächsten Zug zu werfen!" Mila kicherte fröhlich und schlenderte mit ihr in Richtung eines kleinen, verschlafenen Cafés. „Vorsicht, hinter einem Zug bedeutet in der Regel vor den Gegenzug, also... Verspachteln wir lieber erstmal unser Körpergewicht in Schokolade, dem Allheilmittel und sehen dann danach, ob wir die Bahngleise noch brauchen!"

....

„Verdaaaaaammt.... War der gut!" ächzend lehnte Dela sich in dem gemütlichen Sesselchen zurück und überlegte ernsthaft, ob sie den Knopf ihrer Hose öffnen sollte. Sie hatte jetzt nicht gerade ihr Körpergewicht in Schokolade gemampft, aber es war zumindest nicht sehr weit entfernt davon. Mila hing ihr gegenüber ebenfalls im Schokoladensuppen Koma in den Seilen und seufzte zufrieden. „Immer noch Interesse an einem Bahnübergang?" Mit einem frechen, schrägen Lächeln musterte die Delta Wölfin ihr gegenüber.
„Im Moment nicht... Frag mich heute Abend noch mal."
Mila lachte und richtete sich auf. „Wie gut, dass ich einen echt guten Stoffwechsel hab! Sonst müsste ich vermutlich für den Rest der nächsten Woche Diät halten!
„Versteh ich nicht... Du hast doch nur acht Stücke Kuchen gegessen. War doch alles noch im Rahmen," schmunzelte die Blondine und trieb sich in Kreisen über ihren Bauch.
Die kleine Glocke über der Eingangstür zum Café klingelte, als sich die Tür öffnete und Dean und Jace in den kleinen Raum traten.
Die beiden Krieger grinsten breit und Dean beugte sich zu seiner Gefährtin hinunter.
„Na, mein Schatz... Hast du eine neue Freundin gefunden? Und sie direkt mit Kuchen verführt! Clever! Und gerissen...böse Mila!!!" Dean zwinkerte Odela fröhlich zu und küsste seine Liebsten auf den Kopf. Jace schnaubte während er die junge Frau auf der anderen Tischseite betrachtete und sagte: „Schau an... Blondie ist auch da. Was? Keine Schnitzel heute?" Odela öffnete ein Auge und linste ihn geringschätzig von der Seite an. „Weißt du, ich dachte, dieser Tag könnte nicht schlimmer werden und Zack... treffe ich dich!"

„Haaa!!!!" Mila wieherte los. „Der saß!!!"
Jace verschränkte die Arme vor der Brust und hob eine Augenbraue. „Meinst du? Glaubst du echt, ein kleines Blondinchen könnte mich irgendwie aus der Fassung bringen? Als würde es mich interessieren, wie ihr Tag läuft!"
Dela schnaubte, dann stemmte sie sich aus dem Sessel hoch und musterte den angehende Gamma Krieger mit einem betont herablassen Blick. „Weißt du was? So gern ich Mila - und Schokolade - habe, deine Abwesenheit schätze ich gerade noch mehr... genauer gesagt, so sehr, dass ich gar nicht genug davon bekommen kann!"
Sie zog ihr Portmonee raus, doch Dean schüttelte schnell den Kopf. „Lass mal, wer unserem Kleinen so einen eintütet, den lade ich ein!" Die junge Frau warf ihm einen entschiedenen Blick zu. „Danke, aber ich kann meine Zeche selbst zahlen! War nett mit dir, Mila... können wir gerne wiederholen."
Sie legte einen 50 € Schein auf dem Tisch und marschierte zur Tür hinaus. Jace folgte ihr mit einem leichten Grinsen und rief ihr im weggehen hinterher: „Hey, Blondchen... Weißt du, wie man eine Blondine mit zwei Gehirnzellen nennt? SCHWANGER!!"
Odela machte sich gar nicht erst die Mühe, sich umzudrehen. Sie hob nur die rechte Hand und streckte ihm höflich über die Schulter den Mittelfinger hin.
„Den kannte ich schon, du grenzdebiler Möchtegern Muskelprotz!!!" brüllte sie, schwang sich auf ihr Fahrrad und machte sich (wieder) genervt auf den Nachhauseweg.

OdelaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt