Wenn eine Tür sich schließt...

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ODELA

Mit einem tiefen Seufzer stellte Dela das Wasserglas in die Spüle. Verdammt noch mal... Dieser Tag war echt anstrengend gewesen! Und darüberhinaus erschreckend. Erschreckend, weil sich die Geschichten der Omegas so vertraut anfühlten. Auf der anderen Seite... Was Mia hatte ertragen müssen, dagegen war die verhältnismäßig kurze Zeit in Mutters Keller das reinste Kinderspiel gewesen. Ach, die Ärmste.... Nach alldem, was Dean ihr über Omegas erzählt hatte, hatte Odela gedacht, dass die Rudel ihre Kostbarkeiten besser behandeln. Aber anscheinend konnten Wandler ebenso grausam sein wie Menschen. Und dennoch... dennoch hatte sich das Schicksal der drei Frauen zum Besseren gewandt. Sie hatten Gefährten gefunden - hatten es trotz allem geschafft, Männern zu vertrauen und sich zu verlieben. Und die Welpen von Alia? Das waren schon wirklich verdammt niedliche kleine Racker. Die blonde junge Frau hatte nie darüber nachgedacht, selber Kinder zu bekommen. Aber jetzt knackten die beiden zuckersüßen Winzlinge allmählich ihre Schale. Sie wurde permanent von klein Elias belagert. Aus irgendeinem Grund hat der winzige weiße Welpe Gefallen an ihr gefunden und folgte ihr auf Schritt und Tritt, selbst auf dem Klo war Dela nicht vor ihm sicher. Dann saß der Kleine so lange vor der Tür, jaulte und kratzte daran, bis sie sich erbarmte und ihn zu sich hineinholte. Oh ja... so einen süßen kleinen Wonneproppen hätte sie schon ganz gerne... Vielleicht einen mit goldfarbenen Fell und dunklen Augen wie Nico? Aber eigentlich hatte sie doch gar keinen Mann gewollt.
Ach, es war so frustrierend!
Odela hatte darüberhinaus auch nie wirklich nachgedacht, was sie eigentlich im Leben wollte. Sie hatte ein hervorragendes Abitur geschafft, mit diesen Noten standen ihr im Prinzip alle Wege offen, aber die junge Frau wusste ernsthaft nicht, wo ihre Interessen lagen. Sie war eine absolute Niete in der Küche. Ja... Schnitzel plattieren, das konnte sie echt gut, aber alles darüber hinaus war reine Glückssache. Für Medizin interessierte sie sich nicht wirklich und zu viele Kinder – die vor allem nicht ihre eigenen waren, das war jetzt auch nicht das Gelbe vom Ei.
Odela liebte die Natur... Sie malte und fotografierte gerne. Vielleicht konnte sie daraus ja irgendetwas machen. Professionelle Fotografin? Würde bedeuten, dass sie ein bisschen was von der Welt zu sehen bekam und das war jetzt auch nicht zu verachten, oder?

„Darf ich reinkommen?" Die Omega drehte sich um und lehnte sich gegen die Arbeitsplatte. Nico stand im Türrahmen, die Arme vor der muskulösen Brust verschränkt und sah sie mit einem seltsam wehmütigen Blick an.
Dela schmunzelte und sagte leise: „Warum fragst du? Das ist dein Haus!" Der Alpha lächelte und zuckte mit den Schultern.
„Ich wollte dich nicht überfallen. Du hast heute sehr viel zu hören bekommen. Was Alia, Emma und Mia durchgemacht haben, ist selbst für uns Rudelgebundene Wandler nicht leicht zu verkraften. Deswegen wollte ich einmal sehen, wie's dir geht. Ob du etwas brauchst..."
„Egal, was?" Keck legte die junge Frau den Kopf zur Seite und musterte das sündhaft heiße Exemplar von Mann vor sich. Mooooooment... Flirtete sie etwa gerade? Verdammt. Wenn das so weiterging, würde sie sich innerhalb von wenigen Tagen auf seinem Schoß zu Hause fühlen. Ob bekleidet oder nicht!
Nico wurde ernst und kam langsam auf sie zu. Er blieb knapp vor ihr stehen und sah auf Odela herunter. „Egal was! Sag mir, was du brauchst, und ich gebe es dir."
Seine Stimme war leise und dunkel vor Verlangen, während seine Augen vor Zärtlichkeit schimmerten.
„Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich brauche. Auf der einen Seite fühle ich mich wütend und enttäuscht, ob der Handlung meiner Mama, auf der anderen Seite ... wenn ich mir das Schicksal der anderen drei Omegas so ansehe, bin ich echt noch gut weggekommen." Der Alpha hob die Hand und strich eine blonde Locke aus ihrem Gesicht.
„So würde ich das nicht sehen. Du wurdest von jemanden verletzt, den du geliebt hast. Die einzige Familie, die du kennst, deine Mutter hat dich immer gut behandelt. Das ist schmerzhafter, als wenn dich jemand verletzt, an den du emotional nicht gebunden bist."
Dela seufzte tief und druckste: „Meinst du, man kann meiner Mutter helfen? Oder werden sie sie einfach nur einsperren?"
Nico ließ die Hände sinken und stürzte sich jetzt rechts und links neben der jungen Frau auf der Arbeitsplatte ab. Er beugte sich vor, so dass ihre Gesichter nun auf einer Höhe waren und er in Odelas Augen sehen konnte.
„Ich denke, dass deine Mutter in eine gesonderte Einrichtung kommen wird. Sie ist nicht wirklich ganz klar im Kopf. Was sie genau hat, das für ein Spezialist wohl herausfinden müssen.. Mach dir keine Vorwürfe Dels, okay? Du bist nicht verantwortlich für ihre Taten."

OdelaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt