Kapitel 18 - Jaro

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Der fünfte Tag ohne Ayla war angebrochen und ich hoffte nun auf eine positive Nachricht von ihr, denn natürlich hatte sie zum ersten Mal sehr starke Blutungen und ich vermisste sie. Zu telefonieren hatte nicht die gleiche Wirkung wie sie, um mich zu haben. Sie war zwar weniger in Gefahr, aber ich merkte immer mehr, wie gerne ich sie diesem Risiko aussetzte.
Seit dem Vorfall traute ich mir viel mehr zu und wollte es gerne testen.
Dank Fido konnte ich mich aber gut ablenken, wir halfen ihm herauszufinden wo er eigentlich her kam und je mehr Zeit ich mit ihm verbrachte umso mehr bildete ich mir ein einen ähnlichen Geruch wie an Arun wahrzunehmen, was bedeuten würde dass wir Brüder wären, noch wehrte ich mich aber gegen diese Möglichkeit, denn ich hatte seine Blicke zu Ayla gesehen und mochte sie nicht.
Fido tat mir leid, weil er mit einer Lüge großgezogen wurde, seine Eltern hatten es ihm bestätigt und Ivy hatte ihn unter ihre Fittiche genommen, um ihn in seine neue Welt einzuführen. Sie verstanden sich gut und so stiegen die Chancen, dass er Ayla bald vergessen würde.
Black hatte ihn auf Bewährung gesetzt und nun durfte er sich keinen Fehler mehr leisten, er hatte noch keinen Mensch verletzt, aber das lag eher an meinem Eingreifen als an etwas Anderem, so ehrlich musste man sein. Kaum ein anderer Dämon erhielt eine zweite Chance und diese sollte er besser nutzen. Bei Ivy war es anders gewesen, ihr erster Mord wurde von einem Menschen verhindert und dieser Umstand wog mehr, denn ihr Vater war schwächer als sie und deswegen konnte man sagen dass auch sie mitgeholfen hatte. Bei Fido war sehr große Kraft vonnöten, um ihn davon abzuhalten, jemanden zu töten und deswegen hatte Black lange überlegt, ob er eine zweite Chance verdient hätte. Jetzt musste Fido zeigen, dass er sich an die neuen Regeln halten konnte und er musste an sich arbeiten. Auf der anderen Seite war ich sehr an dem Mittel in der Spritze interessiert. 12 Stunden ohne Blutrausch und das obwohl er eine normale Kindheit hatte. Er hatte Blut von Menschen gesehen und gerochen und war nie auf die Idee gekommen, es irgendwie zu wollen. Dieses Präparat musste einfach besser sein als unsere Pillen und das sah auch Black so, weswegen er nun mit den Eltern von Fido in Kontakt stand. Die hielten aber vieles vor uns geheim, den Grund wussten wir noch nicht. Lange würde es nicht mehr dauern, bis wir ihnen einen Besuch abstatten müssten und dann würden wir sicher alles erfahren, noch wollte Black es aber diplomatisch lösen.

"Gehst du heute zu deiner Freundin?", fragte Gabe mich, als ich gerade in meiner Wohnung ankam.
Die Schlüssel hatte ich ihnen nun doch nicht abgenommen und er saß auf meiner Couch und machte sich breit.
"Ich habe keine FREUNDIN", betonte ich das eher negativ behaftete Wort und setzte mich neben ihn.
"Wie nennst du es dann?", dabei sah er mich amüsiert an.
"Delikatesse", versuchte ich zu lachen, aber eigentlich zog sich gerade etwas in mir zusammen, Ayla so zu nennen war nur nach außen hin leicht.
Als ich ihr Blut bei meinem Kampf mit Fido roch, passierte etwas. Eine ganz leise Stimme, die ich zuvor noch nie wahrgenommen hatte, rief mich zur Vernunft. Leider war diese Stimme bei dem Besuch danach wieder stumm, ich konnte mich also nicht auf sie verlassen.
Wir zockten noch ein paar Runden auf meiner PS4 und dann rief ich Ayla an.
"Hallo, Schnucki", lachte sie.
"Nein", kam es streng von mir.
Seit ich sie Süße genannt hatte, suchte sie auch einen Kosenamen für mich, aber der ging so gar nicht. Um ehrlich zu sein, hatte sie bis jetzt keinen einzigen brauchbaren Namen geliefert. Schatz, JayJay und Knallkopf waren dabei, aber das ging einfach nicht. Einmal hatte sie zum Spaß Herrscher zu mir gesagt und das war noch ihre beste Idee.
"Was machst du?", fragte ich sie dann locker und hoffte nun auf die gute Nachricht.
"Ich denke, es ist nur noch leicht", wusste sie sofort, worauf ich hinaus wollte, "Aber das musst du selbst entscheiden", hing sie an.
"Glaub mir, das werde ich. Heute Abend bei dir?", versuchte ich jetzt den Coolen zu geben, weil Gabe mich belauschte.
Ayla lachte, "Ja, gerne. Aber zuerst in der Öffentlichkeit, damit du es erst testen kannst", schlug sie vor.
Sie meinte es gut, aber an der frischen Luft konnte ich den Blutgeruch immer besser ausblenden, sonst könnte ich nie unter Frauen sein, denn irgendwie hatte immer eine ihre Tage, was ich ihr dann auch erklärte.
"Also gut, dann bei mir. Um Neun?", schlug sie erheitert vor und ich stimmte zu, ihre gute Laune war ansteckend.
"Was machst du heute noch?", ich wollte noch nicht auflegen und setzte mich nun alleine auf den warmen Boden meines Balkons.
"Meinen Boss davon abhalten Fido zu feuern. Er ist nicht begeistert, dass er schon so lange krank ist. Weißt du vielleicht, wann er wieder fit genug sein wird?", sie klang traurig und das obwohl er sie fast getötet hatte, mein Verständnis dafür hielt sich in Grenzen.
"Eigentlich kann er sofort wieder loslegen. Keine Ahnung wieso er noch nicht arbeiten geht. Soll ich ihn fragen?", bot ich ihr an und strich dabei mit meinem Zeigefinger über die Steinfliesen meines Bodens.
"Nein, er ist erwachsen, das muss er selbst wissen", war sie nun vernünftig und ich freute mich über diese Antwort.
Wir sprachen noch kurz über ein Treffen mit Nisha und dann musste sie wieder an die Arbeit.

Verliebt in GrünWo Geschichten leben. Entdecke jetzt