Kapitel 24 - Jaro

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"Fuck, bin ich im Arsch", sagte ich zu Nisha als wir den letzten Zeugen endlich erwischt hatten und ich seinen Verstand benebelte hatte.
Am Anfang hatte ich mir noch gute Geschichten überlegt, aber der junge Mann bekam nur noch ein Vergessenheitssiegel in seinen Kopf, so konnte er sich an die Zeit zwischen 11 Uhr Vormittags und meinem Eintreffen nicht mehr erinnern.
"Du siehst auch richtig scheiße aus", muntere mich meine Kollegin müde auf.
Auch für sie war die Nacht lang gewesen, Nisha hatte die Leute festgehalten und ich sie manipuliert, bei der Menge an Menschen war es uns egal ob sie ruhig waren, Hauptsache schnell fertig.
"Haben wir alle?", hakte ich sicherheitshalber noch einmal nach, während ich mich auf die nächste Parkbank fallen ließ.
"Ja, Gabe hat uns alle Namen genannt und die 247 Leute haben wir abgearbeitet", krachte sie neben mich und lehnte ihren Kopf auf meine Schulter.
"Wie spät ist es eigentlich?", fragte ich leise und schloss kurz meine Augen.
"Vier, wieso? Musst du noch wo hin?", lachte sie auf, als wäre es absolut unmöglich.
"Müssen nicht", schnaufte ich laut und wollte mich langsam wieder erheben.
"Jaro? Nicht zu Ines", riss sie ihre Augen minimal auf, auch Nisha war zu müde für mehr Reaktion.
"Nein, nicht Ines", lachte ich so leise, dass sogar ich mich fragte, ob es wirklich ein Lachen oder eher ein Gähnen war.
"Alya?", beruhigte sich meine Kollegin und sah sogar friedlich dabei aus.
Ein Nicken bekam sie von mir, zu mehr war ich gerade nicht im Stande.
"Glaubst du, sie hat auch einen Kaffee für mich?", erhob sie sich und wäre fast wieder umgefallen, schnell stützte ich sie und nickte wieder.
"Ich bin mir sicher", legte ich meinen Arm um Nishas Hüfte und stützte sie so.

Langsam machten wir uns auf den Weg und mit meiner freien Hand warnte ich Ayla vor, sie sollte nicht von zwei sehr müden und hungrigen Dämonen überrascht werden, das war ich ihr schuldig.

>Kein Problem. Wenn ich ihr Kaffee gebe ist sie vielleicht eher geneigt mich zu mögen.<

War die Antwort auf meine Nachricht und ich musste lächeln, Ayla war einfach und kompliziert, aber ich mochte das wirklich sehr. Für absolut niemanden wäre ich nach so einer Nacht einen Umweg gegangen, aber für sie schon, bei ihr schien es kein Umweg zu sein, eher das Ziel.

"Guten Morgen", flüsterte Alya, als sie uns die Tür öffnete und ich den Geruch von erstklassigem Kaffee wahrnahm.
Nisha winkte nur und ging gleich weiter in die Küche, "Hallo", brachte sie gequält und geschwächt hervor.
"Ihr seht sehr müde aus", lehnte sich Ayla an mich, als ich hinter mir die Tür verschlossen hatte.
"Du hast keine Ahnung", presste ich hervor, meine Energie ließ nun so richtig nach und ich war zum ersten Mal froh, in einer absolut kleinen Wohnung zu sein.
Kurze Wege schienen mir in meinem Zustand perfekt.
Nachdem ich Ayla einen kurzen Kuss gegeben hatte, wäre ich am liebsten einfach im Stehen eingeschlafen und sie sah mich besorgt an, "Ihr könnt hier schlafen. Ich muss sowieso bald los", bot sie an und ich überlegte wirklich ihr Angebot anzunehmen, aber wusste nicht genau, wie es jetzt ankommen würde, wenn ich mit einer anderen Frau in ihrem Bett liegen würde.
"Danke für den Kaffee", erklang Nishas Stimme hinter uns und nun schob Ayla mir schnell eine Tasse mit wohlriechendem schwarzen Kaffee zu.
Langsam nahm ich einen Schluck und genoss wie sich der Geschmack in meinem Mund ausbreitete, "Du bist die Beste", bedankte ich mich bei der wunderschönen Frau an meiner Seite und stützte mich mit meiner Hand an ihrer Arbeitsplatte ab.
"Ihr seht wirklich nicht gut aus, legt euch hin. Zumindest für ein paar Stunden, bis ihr fit genug seid, um nach Hause zu gehen. Ich habe 12 Stunden und komme nicht vor 19 Uhr nach Hause", erklärte sie mit ruhigem und sanftem Ton, so viel Rücksicht nahm sie auf meine Kollegin und mich und ich war dankbar.
"Danke", stöhnte Nisha aus und ließ sich keine zehn Sekunden später auf Aylas Bett fallen, weitere zehn Sekunden später schlief sie auch schon tief und fest, was ihr lautes Schnarchen verkündete.
"Es tut mir leid, dass ich dich zu diesem Kaffee gezwungen habe", lehnte Alya sich an meinen Brustkorb und ich legte meinen Arm um sie, den anderen brauchte ich immer noch, um nicht einfach umzufallen.
"Du hast mich nicht gezwungen", flüsterte ich, zu mehr fehlte mir jedoch die Kraft.
"Ruht euch aus. Trinkt Kaffee, Wasser und esst was ihr findet", gab sie mir einen Kuss auf die Wange und machte sich zum Gehen bereit, aber ich stoppte sie, indem ich ihren Pulli mit meinen Fingern an mich zog.
"Heute Abend mach ich es wieder gut", sagte ich und Ayla lächelte, dann nahm sie liebevoll meine Hand und führte mich zu ihrem Bett, wo ich mich neben Nisha fallen ließ.
"Ich verspreche dir heute das letzte Mal, mit einer anderen Frau in einem Bett zu liegen", kam es aus mir heraus und sie lachte breit.
"Du bist wie betrunken, schlaf", verabschiedete sie sich und ging mit einem breiten Grinsen hinaus.
Die Wohnungstür hörte ich noch ins Schloss fallen und dann schlief ich tief und fest ein.

Verliebt in GrünWo Geschichten leben. Entdecke jetzt